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Frankfurt: Kämpfer gegen Diskriminierung

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Von: Steven Micksch

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Die kommunale Ausländervertretung in Frankfurt hat einen Sonderbeauftragten für Antidiskriminierung. S hahram Iranbomy will schnell Verbesserungen für die Stadt.

Shahram Iranbomy hat große Pläne für Frankfurt. Das 55 Jahre alte Mitglied der Kommunalen Ausländervertretung (KAV) hat einen Doktortitel in Philosophie sowie einen in Jura, und seit kurzem ist er der gewählte Sonderbeauftragte für Antidiskriminierung in der KAV. In dieser Funktion möchte er die Vorurteile und Diskriminierungen beseitigen, die Bürgerinnen und Bürger wegen ihrer Ethnie, Religion, Weltanschauung, Behinderung, Alter, sexueller Orientierung oder des Geschlechts erfahren.

Ein Schwerpunkt liegt dabei sicherlich auf der rassistischen Diskriminierung. Iranbomy ist seit 1982 im Bereich der Antidiskriminierung tätig. Auch durch seine Arbeit als Jurist. Als Iraner und Mitglied der KAV kennt er die täglichen Probleme. Der 55-Jährige will den Blick darauf lenken, wo die Ungleichbehandlungen entstehen. Dafür möchte er den Rassismus erkennen, benennen und bekämpfen. „Ziele meiner Arbeit sind die Stärkung des gesellschaftlichen Zusammenhalts und die systematische Gestaltung der Integration“, sagt Iranbomy.

So kritisiert der Sonderbeauftragte beispielsweise, dass sich Migrantinnen und Migranten zwar online einen Termin bei der Ausländerbehörde buchen können, doch viele gar keinen Computer haben. Diese Probleme müsse man erkennen und lösen. Aber auch bei alltäglichen Diskriminierungen will er helfen.

Das Problem sei häufig, dass die Opfer der Diskriminierung oft gar nicht wüssten, wie sie sich im Falle einer Diskriminierung verhalten sollen. Häufig wüssten sie auch gar nicht, wo eine Beschwerde möglich wäre. Sollte es dann doch trotz aller Widrigkeiten zu einer Dienstaufsichtsbeschwerde oder einer persönlichen Vorsprache bei Diskriminierungsfällen kommen, würden die Opferberichte bei Polizei, Justiz, Schule, Jobcenter und Arbeitgebern nicht ausreichend ernst genommen.

Iranbomy fordert deshalb eine zentrale, unabhängige Anlaufstelle, an die sich Betroffene und Menschen, die Rassismus in ihrem Umfeld und in der Verwaltung erleben, wenden können. Sinnvoll seien auch interne Ombudsstellen für Menschen, die Rassismus selbst erlebt oder beobachtet haben. Der Jurist möchte auch die Wurzeln der Diskriminierungen erkennen und beseitigen, damit es gar nicht erst zu manchmal auch unbewussten Diskriminierungen kommt. Der Beauftragte würde sich mehr Fort- und Weiterbildungen zum Thema interkulturelle Kompetenzen für Fachkräfte, Verwaltung, Justiz und Polizei wünschen.

Den Rahmen seiner Betrachtung will der 55-Jährige möglichst weit fassen. So möchte er auch interne Diskriminierungen thematisieren, beispielsweise zwischen traditionellen türkischstämmigen Menschen und liberaleren Landsleuten. Auch in den verschiedenen Gruppen könne es zu Konflikten kommen, die man lösen müsse.

Der Beauftragte möchte bei all seinen Anliegen auf Kommunikation statt Emotion setzen. Wichtig sei es, die Informationen zu den Betroffenen zu bringen, um ihnen zu helfen.

Iranbomy ist sich sicher: „Selbst wenn es nur einen Fall von Diskriminierung weniger gibt, wird es weniger Schmerzen geben.“

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