Frankfurt: In geheimer Mission in den Adlerwerken

Warum französische Priester ins Gallus kamen. Buch beleuchtet die Schicksale von Zwangsarbeitern für den Rüstungskonzern während des Zweiten Weltkriegs.
Die Geschichte des Buches beginnt im Jahr September 2003. Da bekam die Katholische Kirchengemeinde St. Gallus „etwas überraschend“ ein Päckchen geschickt, wie sich Thomas Schmidt, bis vor einem Jahr Priester der Gemeinde, erinnert. In dem Päckchen, das ein Mitglied der Christlichen Arbeiterjugend aus Essen geschickt hatte, fanden sich Dokumente von französischen Zeitzeugen, die während des Zweiten Weltkriegs in den Adlerwerken als Zwangsarbeiter gefangen gehalten wurden.
Die Schilderungen des Alltags sind eindrücklich, landen aber zunächst mal im Archiv der Gemeinde. Erst als der vielbeschäftigte Schmidt, zeitgleich zum Priesteramt auch noch lange Jahre Betriebsrat bei Neckermann in Ruhestand geht, konstatiert er: „Diese Spur lokaler Geschichte darf nicht im Archiv bleiben.“ Gemeinsam mit dem Franzosen Jean-Francois Ameloot und Herbert Bauch vom Förderverein für die Errichtung einer Gedenkstätte „KZ Katzbach“ in den Adlerwerken hat Schmidt sich also daran gemacht, die Zeitzeugenberichte in ein Buch zu verwandeln.
Als Verleger konnten sie Roland Apsel gewinnen, der insbesondere von der Tatsache fasziniert war, dass französische Priester freiwillig ins Nazi-Deutschland kamen, um auf subversive Art einen religiösen Widerstand zu organisieren. „Das war in Deutschland bislang nicht bekannt, damit haben mich die Autoren geködert“, so Apsel. Da französische Priester zu jener Zeit nicht gerne gesehen waren, mussten sie klandestine in den Adlerwerken vorstellig werden, was den Buchtitel „Französische Priester und Arbeiterjugendliche in geheimer Mission“ erklärt.
In das Buch sind auf 194 Seiten aber nicht nur die zugesandten Zeitzeugenberichte eingeflossen, sondern auch Hintergrundmaterial und Dokumente aus den Arolsen Archives für NS-Opfer und historische Fotos sowie Hinweise für weiterführende Literatur. Die drei Herausgeber haben sich richtig reingekniet und dafür von Verleger Apsel am Mittwoch auch nochmal einen augenzwinkernden Rüffel bekommen: „Die Herren haben jeden Rahmen gesprengt.“
Thomas Schmidt ist froh, mit diesem Werk einen bleibenden Beitrag zur unrühmlichen Geschichte der Adlerwerke während des Zweiten Weltkriegs geschaffen zu haben: „Wir verstehen dieses Buch als Beitrag der Gemeinde für die Gedenkstätte Adlerwerke.“ Der Präsentation im kleinen Rahmen sollen noch weitere folgen. Etwa am 27. April im Haus am Dom.
Jean-Francois Ameloot, Herbert Bauch, Thomas Schmidt (Hrsg.) „Französische Priester und Arbeiterjugendliche in geheimer Mission. Verlag Brandes+Apsel, 194 Seiten, 19,90 Euro.