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IAA-Protest: VW will Geld von Aktivistinnen für demolierte SUVs - Polizei findet aber keine Schäden

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Von: Stefan Behr

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Aktion von Greenpeace, Klima-Aktivisten stehen mit einem Transparent Klimakiller auf Autos.
Aktion von Greenpeace, Klima-Aktivisten stehen mit einem Transparent Klimakiller auf Autos. © Imago

Zwei Aktivistinnen sollen während ihres Protests gegen die Automesse IAA 2019 zwei SUVs beschädigt haben. Doch wie genau der Schaden zustande gekommen sein soll, bleibt schleierhaft.

Frankfurt - Es war einmal eine Automobilmesse in Frankfurt, da räkelten sich halbnackte Hostessen auf Autodächern und Motorhauben, und um eventuelle Lackschäden kümmerte sich anschließend der Betriebsrat ehrenamtlich. Die Zeiten sind vorbei.

Am Montagmorgen (22.11.2021) stehen Beatrix B. (25) und Anika G. (26) wegen Sachbeschädigung vor dem Amtsgericht. Am 12. September 2019 waren sie angesichts des Kurzbesuchs von Kanzlerin Angela Merkel auf der IAA am VW-Stand in Halle 3 kurz mal auf zwei SUVs gestiegen, hatten jeweils ein Transparent mit der Aufschrift „Klimakiller“ entrollt und damit bleibenden Eindruck hinterlassen. Nicht bei Merkel, die war gleich wieder weg. Aber auf Motorhaube und Dach der SUVs beklagte VW anschließend Beulen, deren Beseitigung in die Tausende gehe. Gegen Strafbefehle über je 30 Tagessätze à 20 Euro haben beide Einspruch eingelegt.

Frankfurt: Aktivistinnen verursachen Dachschaden - oder doch nicht?

Etwas seltsam ist das ja schon. Die beiden zierlichen Frauen beteuern, dass sie nicht gedacht hätten, ihr kurzer Aufenthalt in Bambus- beziehungsweise Barfußschuhen auf dem Dach eines Geländewagens könne so großen Schaden anrichten. Von den Beulen hätten sie am Tatort auch nichts gemerkt. Ebenso wenig wie der Polizist, der sich beim damaligen Einsatz auch die Autos angeguckt hatte und „keine sichtbaren Blechschäden“ feststellen konnte.

Nun hat aber VW eine Rechnung vorgelegt – nicht den beiden angeblichen Verursacherinnen, aber immerhin dem Gericht. In dieser werden neben den bedauernswerten Beulen auch „Kratzer an den Stoßfängern“ beklagt. Das ist nun wahrlich seltsam, denn eigentlich sind solche SUV-Stoßfänger dafür gebaut, eine ganze Antilopenherde totfahren zu können, ohne sich einen Kopf über die Lackierung machen zu müssen.

Aber die Staatsanwältin gibt zu bedenken, es handele sich immerhin „um die Volkswagen-Aktiengesellschaft“, die diese Schäden geltend mache, und wenn man einem DAX-notierten Automobilunternehmen nicht mehr trauen können, wem denn bitte dann? Umweltschutz gut und schön, aber die beiden Aktivistinnen „sollten sich ein Beispiel an der Greta Thunberg nehmen: Die tut keinem was, stellt sich einfach vor ihre Schule und beschädigt kein fremdes Eigentum.“

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„Manche Bauteile sind eben hohl: oben Blech, unten Blech“ und dazwischen nichts als Luft, gibt ein VW-Mitarbeiter im Zeugenstand zu bedenken. Deswegen sähen Messeautos auch nicht immer so taufrisch aus: „Da steigen täglich Tausende ein und aus, die entwenden auch oft Dinge“, und manchmal verursachten sie Schäden, aber nur selten auf dem Dach und noch seltener aus Klimagründen.

Es hilft alles nichts: Das Amtsgericht will unbedingt mehr über die Schäden in Erfahrung bringen und setzt für den 15. Dezember einen Fortsetzungstermin an, zu dem die beiden Angeklagten erneut aus Bremen beziehungsweise dem saarländischen Nohfelden anreisen müssen. Das dürfte der Greta nicht gefallen, die ja aus gutem Grund immer nur vor der Schule rumsteht und keinem was tut, statt den Globus zu bereisen. Befragte man sie aber zu ihrer Meinung in diesem Fall, würde die gute Greta wohl mit einer Gegenfrage antworten: Was ist schon das Besteigen eines SUVs gegen die Produktion eines SUVs? (Stefan Behr)

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