Frankfurt: Günstiger Wohnraum durch Aufstockung

Bauministerin Klara Geywitz lobt bei einer Tour mit Planungsdezernent Mike Josef die Nachverdichtung der Frankfurter Platensiedlung. Ob diese fortgesetzt wird, ist allerdings unklar.
Mike Josef spricht vom größten Nachverdichtungsprojekt in Deutschland: 380 Wohnungen hat die städtische Wohnungsgesellschaft ABG Frankfurt Holding bis Mitte 2020 in der Ginnheimer Platensiedlung geschaffen, in dem sie nach Plänen des Architekten Stefan Forster dreigeschossigen 50er-Jahre-Zeilen jeweils zwei Geschosse aus Holzmodulen aufsetzen ließ. Von weiteren 301 Wohnungen, die in ergänzenden Brückenhäusern und Torhäusern Platz finden, ist etwa die Hälfte fertig, wie ABG-Chef Frank Junker am Montag bei einem Pressetermin mit Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD) sagte. Abgeschlossen sei das Vorhaben, in das die ABG etwa 175 Millionen Euro investierte, Mitte kommenden Jahres.
Bei der Hälfte der Wohnungen handelt es sich um geförderten Wohnraum: Sozialwohnungen, Mittelstandswohnungen und Wohnungen für Studierende. Den zunächst entstandenen frei finanzierten Wohnraum hat die ABG für 10,50 bis elf Euro pro Quadratmeter vermietet, für den neuen sollen elf Euro pro Quadratmeter fällig werden.
Geywitz lobte bei der Besichtigung einer Musterwohnung an der Sudermannstraße insbesondere die ökologische Bedeutung solcher Aufstockungsprojekte. Denn die böten die Chance, Wohnraum zu schaffen, ohne Grün zu bebauen. Wegweisend findet sie zudem den Einsatz von Holzmodulen und die relativ hohe Quote an sozialem Wohnraum, die in der Platensiedlung entstanden ist. Vom Balkon einer Musterwohnung aus fällt ihr Blick auf den südlichen Teil der Platensiedlung. „Kommt da auch noch was?“, wollte die Ministerin wissen, bevor sie nach Bockenheim weiterfuhr, wo sie sich von Josef die Großbaustelle für das Schönhofviertel zeigen ließ. Die Häuserzeilen böten sich mit bisher nur drei Geschossen doch auch für eine Aufstockung an.
Bei einer ersten Vorstellung der Pläne im Jahr 2016 war noch von mehreren Hundert Wohnungen die Rede gewesen, die in einem zweiten Bauabschnitt im südlichen Teil des Viertels entstehen könnten. Doch passiert ist auf der anderen Seite der Platenstraße noch nichts. Aktuell sei eine Nachverdichtung dieses Areals kein Thema, sagte Josef. Junker sah im Gespräch mit der FR dagegen weiterhin auch dort Potenzial für mehr Wohnraum. Weil die Bausubstanz in diesem Bereich schlechter sei, sei eine Aufstockung dort aber nicht trivial. Nicht zuletzt müsse bei einem weiteren Wachstum der Siedlung weitere Infrastruktur entstehen, sagte der ABG-Chef.
Schon jetzt weist Quartiersmanager Dominikus Landwehr auf einen Mangel an Schulplätzen im Viertel hin. Den Menschen in der Siedlung fehle zudem ein Begegnungsort. Ein Mieter, der zufällig dazukam, beklagte negative Auswirkungen des Bauprojekts. Seit der Aufstockung gebe es in seiner Wohnung Risse in allen Zimmern, berichtete er. Die habe es in einigen Wohnungen gegeben, bestätigte Junker. Er sei aber davon ausgegangen, dass längst alle beseitigt seien. Und versprach: „Wir kümmern uns drum.“