Taubendrama im Frankfurter Gallus - Mehrere Tiere verendet

Tauben waren tagelang unter der S-Bahnbrücke eingesperrt, weil das Netz offenbar undicht ist. Mehrere Tiere sind tot. Außerdem gibt es Ärger mit Tierschützern.
Frankfurt - Es kehrt keine Ruhe ein bei den Frankfurter Stadttauben. Jüngst das Ende des Taubenhauses am Westbahnhof, dann der schwelende Streit darüber, ob Tierschützer eine Tür aufbrechen dürfen, um eingesperrte Tauben zu retten – und jetzt macht wieder die S-Bahnbrücke an der Galluswarte Scherereien, bei der tote Tiere gefunden wurden.
2019 war die Unterseite der Brücke nach langem Hin und Her mit Gitternetzen verkleidet worden, weil das S-Bahnpublikum und der Obststand vor Ort ständig Gefahr liefen, einen Gruß von oben aus einem Taubenpopo zu erhalten. Keine zwei Jahre später ist die Verkleidung so undicht, dass Mitte Juni mehrere Tauben hinter Gittern saßen und nicht mehr herauskamen.
Taubendrama im Frankfurter Gallus: Sperrgitter wird teilweise abgebaut
Daraufhin habe sich „ein Krimi“ zwischen den beteiligten Stellen entwickelt, berichtet Manuel Denkwitz, Grünen-Stadtpolitiker und Gallus-Anwohner. Nach mehreren Besprechungsrunden zwischen Mobilitätsdezernat, Amt für Straßenbau und Erschließung, Veterinäramt und Stadttaubenprojekt baute am 24. Juni ein Schädlingsbekämpfungsbetrieb einen Teil des Gitters ab: jenen an der Außenseite, nahe dem Fahrradgeschäft Ganzert.
Mindestens vier Tauben seien zwischenzeitlich in der einst für 350 000 Euro eingebauten Konstruktion verstorben; drei Tauben hätten Anfang Juli immer noch tot hinter den Gittern gelegen, sagt Denkwitz. „Das ganze System ist undicht, sonst könnten da keine Tauben rein“, kritisiert er.
Es handle sich damit zumindest um eine Ordnungswidrigkeit; sobald sich eine Taube darin verfange, sogar um eine Straftat. „Uns war von Anfang an klar, dass diese Brücke zu kompliziert gebaut ist, als dass man sie so einfach mit Drahtgitter verkleiden könnte“, sagt Gudrun Stürmer, die Vorsitzende des Vereins Stadttaubenprojekt. „Es gibt irgendwo mehrere Zugänge, da kommen die Tiere rein und finden nicht mehr hinaus.“ Einmal gefangen, werde es unter der Brücke bei den derzeitigen Temperaturen unerträglich heiß.
Taubendrama im Frankfurter Gallus: „Verhärtete Fronten“
Die Taubenfachleute hätten von vornherein lieber Schrägbleche unter der Brücke angebracht, auf denen Vögel nicht sitzen können. Zur Fehlplanung kämen nun auch noch unterschiedliche Auffassungen der beteiligten Ämter. „Die Fronten verhärten sich immer mehr“, sagt Stürmer. Wiesbaden habe sogar einen Etat für den Austausch der Taubeneier gegen Gipsattrappen. Frankfurt hingegen sträube sich, weitere Taubenhäuser zu bauen, um die Population zu kontrollieren. Dabei sei der Ortsbeirat 1 seit 20 Jahren bemüht, einen Standort zu finden. So etwas wie der alte Wasserturm im Gallus an der S-Bahn biete sich an.
„Sobald es klar ist, was die Löcher verursacht und das behoben wird, werden die Netze wieder über die Stahlträger montiert – diesmal enger an der Stahlkonstruktion“, kündigt Kim Bartelt an, Referent im Mobilitätsdezernat. Auf der Südseite Mainzer Landstraße funktionierten die Netze wie beabsichtigt. Unabhängig davon werde sich das Dezernat gemeinsam mit den Ämtern und der Deutschen Bahn an der Suche nach vorbeugenden Lösungen beteiligen. (Thomas Stillbauer)