Fritz-Rémond-Theater in Frankfurt schließt - „Heute müssen wir ein wenig weinen“

Intendant Claus Helmer gibt sein renommierte Haus im Zoo-Gesellschaftshaus auf. Frankfurt verliert damit eine Theater-Institution, die hier 76 Jahre lang ihr Publikum rührte.
Frankfurt - Das renommierte Fritz-Rémond-Theater in Frankfurt, das 1947 als „Kleines Theater im Zoo“ gegründet wurde, beendet seine lange Bühnengeschichte. Wie Intendant Claus Helmer am Montag mitteilte, gibt er den Betrieb des traditionsreichen Privattheaters im Zoo-Gesellschaftshaus zum Ende dieser Spielzeit aus gesundheitlichen Gründen auf. Die Stadt verliert damit eine Institution, viele Besucherinnen und Besucher haben seit Jahrzehnten ein Abonnement. Er danke seinem Publikum für dessen langjährige Treue, schreibt der 79-Jährige in einer Erklärung.
Das Gesellschaftshaus steht vor umfassenden Umbauten, Kulturdezernentin Ina Hartwig (SPD) wünscht sich schon seit längerem ein eigenständiges Kinder- und Jugendtheater in den bisher von Helmer bespielten Räumen. „Die Planungen laufen auf Hochtouren“, sagte sie.
Sie respektiere Helmers Entscheidung und danke ihm „von ganzem Herzen im Namen der Stadt“. Helmer habe „Frankfurter Theatergeschichte geschrieben“, so Hartwig. „Heute müssen wir ein wenig weinen, weil ein großer Prinzipal eine Frankfurter Bühne verlässt, aber wir dürfen uns auch ein wenig freuen, weil ein großer Prinzipal einer Frankfurter Bühne erhalten bleibt“, sagte Hartwig. Das zweite Theater Helmers, die Komödie am Willy-Brandt-Platz, soll in seiner Intendanz erhalten bleiben.
Fritz-Rémond-Theater in Frankfurt schließt: „Es fällt uns wahnsinnig schwer“
„Der letzte Spieltag im Fritz-Rémond-Theater wird wohl der 21. Mai sein“, sagte Helmers Sohn Alexander, der als Assistent der Geschäftsleistung fungiert, auf Anfrage. „Glücklich sind wir nicht darüber. Es fällt uns wahnsinnig schwer.“ Aktuell läuft hier die von der FR-Kritikerin begeistert besprochene Boulevardkomödie „Nein zum Geld!“. Die letzte Premiere wird am 13. April dann „Dinge, die ich sicher weiß“ von Andrew Bovell sein. Dieses „gleichsam erheiternde wie schmerzhaft ehrliche Werk“ sei sein „persönlicher Schlusspunkt“, schreibt der Intendant.
Seit fast genau 28 Jahren hatte der Theaterprofi das Haus am Zoo, nach eigenen Angaben „das einzige Theater der Welt in einem Zoologischen Garten“, geleitet. „Am 13. März 1995 habe ich auf Bitten der Stadt durch die Übernahme von 2,3 Millionen Deutsche Mark Schulden meiner Vorgänger das Fritz-Rémond-Theater im Zoo vor der Schließung gerettet. Seitdem habe ich 196 Stücke produziert. Es war für mich eine tolle Zeit“, schreibt Helmer.
Fritz-Rémond-Theater in Frankfurt schließt - Hoffnung für Mitarbeiter
Geboren in mährischen Brünn, stand der leidenschaftliche Theatermann selbst unzählige Male auf der Bühne, rund 2000 Auftritte waren es wohl, viele davon zusammen mit seiner Ehefrau Christine Glasner. Das erste Mal spielte er am 13. März 1956 in Wien – grade einmal zwölf Jahre alt war er damals, wie er vor einem Jahr in einem Interview berichtete. Seine Frankfurter Zeit begann am „Kleinen Theater im Zoo“ bei Fritz Rémond. Das war am 7. Oktober 1965, seit 1967 spielte Claus Helmer an der „Komödie“, die er seit 1972 leitet.
Man werde versuchen, die meisten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dort weiterzubeschäftigen, sagte Alexander Helmer. „Ich glaube, dass uns das gelingen wird.“ (Andreas Hartmann)