Frankfurt: Fraport startet eine Qualitätsoffensive
Zustände wie 2022 sollen sich nicht wiederholen. Die Flughafenbetreiberin setzt auf mehr Personal, weniger Flüge und Selbstbedienung beim Check In.

Der Personalmangel setzt Fraport weiterhin Grenzen. Doch in diesem Jahr soll dies nicht erneut zu langen Warteschlangen, verlorenen Gepäckstücken, chronischen Verspätungen oder anderen Ärgernissen führen. Fraport startet eine Qualitätsoffensive – und limitiert dafür erneut freiwillig die Flugbewegungen, wie Vorstandschef Stefan Schulte am Dienstag sagte. Beantragt sei, die Belastungsspitzen für Frankfurt von 104 Flügen pro Stunde auf 94 zu kappen. Im vergangenen Sommer waren es 88. Der Deckel werde bis zum Ende der Sommerferien im September gelten. Bis dahin sollen sich die Arbeitsprozesse eingespielt haben, genug neue Kräfte für das Vorfeld gewonnen sein - vor allem aus Spanien, aber auch aus Griechenland und Südosteuropa. Aktuell fehlt Personal mit der Lizenz, die schweren Fahrzeuge zu steuern. Rund 1500 Personen für die Bodenabfertigung will die Flughafenbetreiberin in diesem Jahr neu einstellen. Demgegenüber stehen rund 4000 Stellen, die während der Corona-Krise gestrichen wurden - vor allem im administrativen Bereich.
Attraktiver werden
Der Markt sei leergefegt, Fraport werde ihre Attraktivität als Arbeitgeberin erhöhen. „Das Jahr wird noch mal sehr spannend“, sagte Schulte, der von einem hohen Wachstumspotenzial der Luftfahrtbranche ausgeht, so wie Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP). „Wir sind eine mobile Gesellschaft.“ Für den Sommer erwartet der Manager ein weiteres Verkehrswachstum von 15 bis etwa 25 Prozent, für das gesamte Jahr einen Anstieg von bis zu 90 Prozent auf Vorkrisenniveau.
Die Nachfrage nach Wochenendtrips oder Urlaubsreisen in den warmen Süden ziehe merklich an, die Geschäftsreisenden kehrten langsam zurück. Von Dauer bleibe hingegen die Verlagerung innerdeutscher Flügen auf die Schiene. Das Corona-Tief sei überwunden, so der Tenor der Bilanz für das Geschäftsjahr 2022. Das Konzernergebnis kletterte demnach um 81,5 Prozent auf 166,6 Millionen Euro. Beigetragen dazu haben vor allem Privatreisende, wovon auch die internationalen Beteiligungsflughäfen profitierten – an der Spitze die in Griechenland. In Frankfurt stieg das Aufkommen nach einem verhaltenen Jahresstart wegen der Virusvariante Omikron ab April um bis zu 300 Prozent rasant an, was zu den erwähnten Qualitätsmängeln führte. „Das klare Ziel ist ein stabiler Betrieb, der auch für Sondersituationen robuster aufgestellt ist“, bekräftigte Schulte.
Bilanz 2022
Fraport steigerte den Umsatz um knapp die Hälfte auf knapp 3,2 Milliarden Euro. Der operative Gewinn (Ebitda) legte um 36 Prozent auf 1,03 Milliarden Euro zu.
Auf die Aktionärinnen und Aktionäre entfiel trotz hoher Abschreibungen wegen der Beteiligung am Flughafen St. Petersburg in Russland gute 132 Millionen Euro und damit rund 60 Prozent mehr als im Vorjahr. Wegen der hohen Schulden infolge der Corona-Krise sollen sie erneut für 2022 und auch für 2023 auf eine Dividende verzichten. dpa
Die Situation bleibe fordernd, auch wegen der eingeschränkten Lufträume infolge des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine. Der sei auch verantwortlich für das Minus von 13,3 Prozentpunkten beim Cargoaufkommen gegenüber 2021. Weitere Gründe: die Zero-Covid-Strategie in China sowie die gesamtwirtschaftliche Abkühlung.
Erst Kahlschlag, dann Neueinstellungen
Nach dem Kahlschlag in der Pandemie wuchs die Belegschaft im vergangenen Jahr im operativen Bereich um acht Prozentpunkte auf 19 211 Beschäftigte. Neben den 1500 geplanten Neueinstellungen will der Konzern mit deutlich mehr Weiterbildung möglichst rasch den Bedarf an höher qualifizierten Positionen decken. In diesem Jahr etwa werden so viele Azubis ihre zweijährige Ausbildung zum/zur Lademeister:in abgeschlossen haben, dass das Vorkrisenniveau erreicht ist.
In den Terminals soll es künftig flotter gehen. Die ersten sieben CT-Scanner an den Sicherheitskontrollstellen sind im Einsatz, 24 weitere sollen hinzukommen. Sie ermöglichen, dass Fluggäste Flüssigkeiten und technische Geräte nicht mehr aus dem Handgepäck auspacken müssen. In Terminal 1 laufen weitere Modernisierungen, sie sollen die Aufenthaltsqualität verbessern. Von Sommer an stehen 40 neue Gepäckabgabestellen an 20 neuen Check-in-Schaltern zur Verfügung. Personal gibt es dort keins. Fluggäste nutzen sie selbstständig – das geht rund um die Uhr, unabhängig von der jeweiligen Abflugzeit.