Frankfurt: Fastenbrechen im Herzen der Stadt

Rund 600 Menschen kommen am Samstag zum Open-Air-Iftar der Religionsgemeinschaft Ditib am Roßmarkt. Es ist das erste in der Innenstadt überhaupt in Frankfurt.
Flöten- und Trommelklänge ertönen am Samstagabend auf dem Frankfurter Roßmarkt. Ein blauer Türrahmen mit Mond und Sternen ist aufgebaut, unter dem auf Türkisch steht: „Ramadan Erinnerung“. Und aufgrund des nicht aufhören wollenden Regens sind mehrere Zelte aufgebaut, unter denen Holztische und -bänke stehen. Die Deutsch-Türkisch Islamische Union in Hessen, kurz Ditib, hat zum gemeinsamen Fastenbrechen „im Herzen der Stadt“ eingeladen, wie es der Landesgeschäftsführer Onur Akdeniz formuliert.
Rund 600 Menschen folgen trotz des schlechten Wetters dem Aufruf, den Iftar zum Zeitpunkt des Sonnenuntergangs nach einem Tag des Verzichts auf Essen und Trinken gemeinsam zu begehen. Jedes Jahr lädt die Ditib traditionell zu einem Fastenbrechen im Monat Ramadan Gäste aus Zivilgesellschaft, Kirchen, Politik, Wirtschaft und Wissenschaft ein. Zum ersten Mal überhaupt hat eine Religionsgemeinschaft in Frankfurt das nun im öffentlichen Raum getan. „Bereits seit einiger Zeit hegten wir und unsere lokalen Gemeinden auch den Wunsch, wie es in vielen anderen Städten bereits üblich ist, einen Open-Air-Iftar-Abend für die gesamte Stadtgesellschaft anzubieten, um einer Begegnung in Geschwisterlichkeit Raum zu geben“, sagt Akdeniz.
Geplant hat die Ditib für 1500 Menschen. Viele der insgesamt 93 Moscheegemeinden in Hessen und ihre Jugendgruppen waren bei der Planung und Umsetzung involviert und trugen T-Shirts ihrer jeweiligen Gemeinde. Während der Reden verteilen Jugendliche Brot, Simit, Wasserflaschen, Schälchen mit Datteln, Teller mit Salat und Süßspeisen sowie das in einem Aluminiumbehälter eingeschweißte Essen.
„Es ist gute Tradition, dass wir Gläubige unser Brot teilen und so Räume der Begegnung schaffen“, sagte Salih Özkan, der Landesvorsitzende der Ditib Hessen. Es gehe im Ramadan darum, intensiver über den Sinn des menschlichen Daseins zu reflektieren und sich vermehrt den Wohltaten gegenüber den Mitmenschen zu widmen. In diesem Fastenmonat ganz besonders für die Erdbebenopfer in der Türkei und Syrien. Die Ditib verteilt nach eigenen Angaben täglich an 16 000 Menschen in den betroffenen Gebieten Essen im Ramadan.
Der kürzlich gewählte Bundesvorsitzende der Ditib, Muharrem Kuzey, sagte in seiner Rede, dass das Leistungsspektrum von Moscheen immer noch verkannt werde. „Wir agieren de facto als Wohlfahrtsverband“, sagte Kuzey. Um jedoch finanzielle Unterstützung zu bekommen, muss die Religionsgemeinschaft den Status als Körperschaft des öffentlichen Rechts bekommen. Die einzige muslimische Gemeinschaft, die diesen Status in Hessen hat, ist die Ahmadiyya Muslim Jamaat.
Um 20.25 Uhr erklingt dann der Gebetsruf. Wie es prophetische Tradition ist, wird mit einer Dattel das Fasten gebrochen und dann gegessen. Es wird schnell gegessen, da viele noch rechtzeitig zum Abendgebet in die Moschee wollen. Am Ende werden die Gäste aufgefordert, noch etwas vom Essen mit nach Hause zu nehmen, weil so viel übrig geblieben ist. „Regen ist Segen“, sagt Salih Özkan. Auch wenn ein wärmeres Wetter für ein größeres Fastenbrechen schöner gewesen wäre. Da sich der Ramadan jedes Jahr aufgrund des kürzeren Mondkalenders um zehn oder elf Tage nach vorne verschiebt, werden die Gelegenheiten für Open-Air-Iftars geringer werden.
Aber vielleicht etabliert sich in Zukunft auch eine Variante mit Zelten. Im Herzen der Stadt.