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Frankfurt: Familien mit lebensverkürzend erkrankten Kindern beistehen

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Von: Steven Micksch

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Auch die Paulskirche war am Gedenktag der Kinderhospizarbeit im vergangenen Jahr in Grün getaucht.
Auch die Paulskirche war am Gedenktag der Kinderhospizarbeit im vergangenen Jahr in Grün getaucht. © AKHD Frankfurt

Solidarität und der Abbau von Tabus stehen am Tag der Kinderhospizarbeit am 10. Februar auch in Frankfurt im Mittelpunkt. Auf dem Römerberg soll der Zusammenhalt sichtbar werden.

Die Themen Tod und Sterben von jungen Menschen sind immer noch mit vielen Tabus behaftet. Betroffene Familien stünden dadurch nicht selten im sozialen Abseits, erklärt der Bundesverband Kinderhospiz. In diesem Bereich brauche es bessere politische Rahmenbedingungen. Zwar kämpft der Verband seit 20 Jahren täglich dafür, doch ein besonders aufmerksamkeitsstarker Tag ist in jedem Jahr der 10. Februar. An diesem Tag ist der bundesweite Tag der Kinderhospizarbeit.

Auch der Ambulante Kinderhospizdienst Frankfurt/Rhein-Main (AKHD) versucht am heutigen Tag „die Inhalte der Kinder- und Jugendhospizarbeit und ihre Angebote stärker in der gesellschaftlichen Wahrnehmung zu verankern“. Es gehe auch um ein Zeichen des Zusammenstehens, um den betroffenen Familien zu zeigen, dass sie nicht allein seien. Symbolisch steht in der Kinderhospizarbeit dafür das „grüne Band“, das man am Handgelenk, am Rucksack, am Briefkasten, am Fahrrad oder am Auto befestigen könne.

Anlässlich des Tags der Hospizarbeit organisiert der AKHD am heutigen Freitag ein „grünes Lichtermeer“ vor dem Römer. Nahe dem Gerechtigkeitsbrunnen gibt es ab 15.30 Uhr einen Informationsstand, an dem grüne Bänder und Lichter ausgeteilt werden. Ab 17 Uhr gibt es einige Reden. Dann sollen möglichst viele grüne Lichter auf dem Römer leuchten, um Solidarität mit den betroffenen Kindern, Jugendlichen und ihren Familien zu zeigen.

Angela Reither-Möschter vom AKHD Frankfurt/Rhein-Main weist darauf hin, dass in den Räumen des Hospizdienstes am Freitag von 11 bis 16 Uhr die Jubiläumsausstellung „Lebenswege – Lebenswert / Lebens-Werte – Lebenswege“ zu sehen sein wird. Die Ausstellung möchte Besucher:innen an der vielfältigen Gefühlswelt Betroffener teilhaben lassen. Konzipiert und geschaffen wurde die Ausstellung von betroffenen Müttern und Begleiter:innen. Die Exponate sind anschließend nur noch online einsehbar (www.akhd-frankfurt.de).

Die rund 70 Ehrenamtlichen des AKHD betreuen mehr als 40 Familien in Frankfurt und dem Rhein-Main-Gebiet. Für die Familien ist das Angebot kostenfrei. Der Dienst finanziert sich zu etwa 75 Prozent durch Spenden. Der Rest wird von den Krankenkassen gezahlt. Neben dem AKHD gibt es seit 2021 auch noch den ambulanten Kinderhospizdienst „Löwenzahn“ in Frankfurt. Dieser verfolgt ein etwas anderes Konzept und möchte direkt auf die betroffenen Familien zugehen und sich bekannt machen.

Reither-Möschter erklärt im Gespräch mit der FR, dass es zu wenig Pflegepersonal in der Kinderhospizarbeit gebe. Dadurch könnten die stationären Hospize nicht ihr ganzes Potenzial entfalten. Familien könnten die vier Wochen, die ihnen pro Jahr für einen Aufenthalt zustehen, gar nicht oder nur teilweise nutzen.

Dies kritisiert auch Daniela Sommer, die Parlamentarische Geschäftsführerin sowie pflege- und gesundheitspolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion. Der Hospiz- und Palliativverband Hessen habe ihr berichtet, dass durch den Mangel an examinierten Pflegefachkräften und Kinderkrankenpfleger:innen bis zu 75 Prozent der ärztlich verordneten und durch die Krankenkassen anerkannten Stunden im Rahmen von SGB-V-Leistungen nicht erbracht würden. Betroffene Familien müssten teils mehr als ein halbes Jahr nach Personal oder einem Pflegedienst für ihre schwerkranken oder lebensverkürzend erkrankten Kinder suchen. Die Landesregierung zeichne bei der Darstellung des Versorgungsangebots in Hessen aber ein anderes – falsches – Bild, so Sommer.

Der AKHD rückt noch ein anderes Problem in den Fokus. Gerade lebensverkürzend erkrankte junge Erwachsene würden in der Versorgung nicht berücksichtigt. Ihnen bliebe nur die Wahl, weiter bei den Eltern zu wohnen oder in ein Altenpflegeheim zu ziehen. Einrichtungen für pflegebedürftige jüngere Menschen gebe es nicht.

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