Frankfurt: Fahrrad-Messegeschäft im Wandel

Im kommenden Jahr kommt die Leitmesse Eurobike nach Frankfurt. Damit wächst die Konkurrenz für die Fahrradmesse Velo Frankfurt.
Nach der Fahrrad-Messe Eurobico, die am Wochenende für ein Fachpublikum stattfand, steht in Frankfurt eine Fahrrad-Messe für Endverbraucherinnen und Endverbraucher vor der Tür. Von 21. bis 22. August findet die Publikumsmesse Velo Frankfurt in der Eissporthalle in Frankfurt statt. Die Velo Frankfurt wird von der Frankfurter Messe & Event GmbH veranstaltet, die Teil der Ippen-Gruppe ist, wie unter anderem auch die Frankfurter Rundschau.
Die Velo Frankfurt gibt es seit 2016. Im vergangenen Jahr fand sie als digitales Format statt, dieses Jahr wieder in Präsenz. Gut 100 Marken präsentieren sich, unter anderem Hersteller von Fahrrädern und Ausrüstung. Besucherinnen und Besucher können Fahrräder auf einer Strecke im Außengelände testen.
Im kommenden Jahr zieht die Fahrrad-Messe Eurobike von Friedrichshafen nach Frankfurt. Die Eurobike gilt als die europäische Leitmesse der Fahrradbranche. Ihr Umzug wird vom Frankfurter Oberbürgermeister Peter Feldmann (SPD), dem hessischen Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir (Grüne) sowie den Grünen im Hessischen Landtag unterstützt.
Eurobike wird Publikumstage haben
Aus Sicht der Frankfurter Messe & Event GmbH wirkt sich der Umzug der Eurobike nach Frankfurt auf das eigene Messegeschäft aus. Denkbar sei, dass Ausstellerinnen und Aussteller sich nur für die größere der beiden Messen anmeldeten. Die Eurobike hatte im vergangenen Jahr rund 65 000 Besucherinnen und Besucher; die Velo Frankfurt besuchten zuletzt gut 10 000 Menschen.
In diesem Jahr ist die Eurobike ein letztes Mal in Friedrichshafen am Bodensee, von 1. bis 4. September. Sie habe zwei Fachtage und zwei Publikumstage, sagte Messe-Sprecher Frank Gauß. In Frankfurt seien von 13. bis 17. Juli 2022 drei Fachtage und zwei Publikumstage, am Wochenende, geplant. Die Messe Frankfurt und die Messe Friedrichshafen arbeiten dabei als „Fairnamic GmbH“ zusammen.
Da sich die Eurobike nicht ausschließlich an Endverbraucherinnen und Endverbraucher richtet, sieht Jan Eric Rempel, der Geschäftsführer der Frankfurter Messe & Event GmbH, weiterhin Potenzial für eine ausschließlich am Publikum orientierte Fahrrad-Messe. „Wir bedauern aber, dass man mit uns nicht den Schulterschluss gesucht hat“, sagte er.
Eurobike will weiter wachsen
In die Umzugsüberlegungen sei die Velo Frankfurt nicht eingebunden gewesen, bestätigte Eurobike-Bereichsleiter Stefan Reisinger: „Aber wir kennen uns und haben uns im Anschluss auch schon ausgetauscht.“ Gerüchte, wonach die Messe Frankfurt den Umzug der Eurobike durch eine siebenstellige Summe unterstützt habe, bestätigte Reisinger nicht, dementierte sie aber auch nicht. „Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass wir uns zu vertraulichen Vertragsinhalten nicht äußern.“ Gleiches antwortete er auf die Frage, ob die Eurobike auf dem Messegelände einen Vorzugspreis zur Nutzung erhalte.
Aus Sicht von Jan Eric Rempel würde die Gewährung solcher Vorteile den Wettbewerb im Fahrrad-Messegeschäft gravierend verzerren.
Oberbürgermeister Feldmann (SPD), der Aufsichtsratsvorsitzender der Messe Frankfurt ist, bezeichnete die Eurobike als „Leuchtturm“. Feldmann war zuvor dafür kritisiert worden, dass er den Wegzug der Internationalen Automobil-Ausstellung (IAA) von Frankfurt nach München nicht verhindert hatte. Der hessische Wirtschaftsminister Al-Wazir sieht in Frankfurt das Potenzial für die Eurobike, weiter zu wachsen. „Wir wollen unser Niveau halten und ausbauen“, sagte auch Messe-Sprecher Gauß. Haupt-Gesellschafter der Messe Friedrichshafen ist die Stadt Friedrichshafen mit 93,33 Prozent.
Gesellschafter der Messe Frankfurt sind die Stadt Frankfurt (60 Prozent) und das Land Hessen (40 Prozent). Das Coronajahr 2020 schloss die Messe Frankfurt mit einem Verlust von 122 Millionen Euro ab, den sie durch Aufnahme von Krediten bei Banken und ihren Gesellschaftern ausglich.
Transparenzhinweis: In einer früheren Version des Artikels waren die Prozente der Gesellschaftsanteile im letzten Absatz für Frankfurt und Hessen vertauscht. Wir haben den Fehler korrigiert.