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Frankfurt: Das Erbe Fritz Bauers fortsetzen

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Von: Stefan Simon

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Institutsdirektorin Sybille Steinbacher.
Institutsdirektorin Sybille Steinbacher. © peter-juelich.com

Das Fritz Bauer Institut feiert bei einem Festakt in der Goethe-Universität sein 25-jähriges Bestehen. Seit 1995 wird die Geschichte der Verbrechen des NS-Regimes erforscht.

Das Fritz-Bauer-Institut hat gestern mit einer Festveranstaltung sein 25-jähriges Bestehen gefeiert. „Für Fritz Bauer war die Aufarbeitung der NS-Zeit Voraussetzung für Demokratie in Deutschland“, erinnerte Institutsdirektorin Sybille Steinbacher. „Wir versuchen, dieses Erbe fortzusetzen.“ Das Institut ist nach dem früheren hessischen Generalstaatsanwalt Fritz Bauer benannt, der nach dem Krieg als jüdischer Remigrant nach Deutschland zurückgekehrt war.

Das Fritz-Bauer-Institut erforscht und dokumentiert seit Januar 1995 die Geschichte der Verbrechen des NS-Regimes – insbesondere des Holocausts. Aktuelle Forschungsvorhaben befassten sich unter anderem auch mit der Verfolgung der Juden in Frankfurt und der Nachkriegsgeschichte der jüdischen Gemeinschaft in der Mainmetropole, sagte Steinbacher. Besonders erfreulich sei es, dass das Land Hessen seine Zuwendungen für dieses Jahr um 180 000 auf 560 000 Euro erhöht habe. „Damit können wir unsere Wissenschaftlerstellen um zwei aufstocken.“ Insgesamt belaufe sich der Jahresetat auf 1,3 Millionen Euro.

Neben der Forschung nehme die pädagogische Arbeit und Wissensvermittlung an Bedeutung zu, sagte Steinbacher. So organisiert das Fritz-Bauer-Institut während der Vorlesungszeit regelmäßig Vorträge, Diskussionsveranstaltungen und Buchvorstellungen zu Geschichte und Wirkung des Holocausts. Positiv sei, dass „in den letzten zwei bis drei Jahren viele junge Leute und Studierende unsere Veranstaltungen besucht haben“.

Die Historikerin und Institutsmitarbeiterin Katharina Rauschenberger hat anlässlich des Jubiläums mehr über die Gründungsidee und die Anfangsjahre herausgefunden und ihre Ergebnisse gestern Abend bei der Festveranstaltung vorgetragen. „Die Idee für ein Lohn- und Dokumentationszentrum des Holocausts entstand 1989 nach der Wahl des SPD-Politikers Volker Hauff zum Frankfurter Oberbürgermeister und seiner Reise im Juli desselben Jahres nach Israel“, erläuterte sie.

Bei dieser Reise stand auch ein Besuch der Gedenkstätte Yad Vashem auf dem Programm. Mit dabei waren unter anderem der damalige Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde, Ignatz Bubis, und der frühere Stadtverordnete Michel Friedman. „Bei dieser Gelegenheit in dieser Gruppe entstand der Plan, in Frankfurt eine ähnliche Gedenkstätte oder ein Museum als erstes seiner Art in Deutschland zu schaffen“, sagte Rauschenberger.

Eine Planungsgruppe wurde eingesetzt und beim Dezernat Kultur und Freizeit der Stadt Frankfurt angesiedelt. Ihr Abschlussbericht zum „Frankfurter Lern- und Dokumentationszentrum des Holocaust“ war gleichzeitig die Konzeption für die Arbeit des Instituts. „Es erhob mit dem Titel ‚Deutsches Zentrum‘ einen nationalen Anspruch“, sagte Rauschenberger. Auschwitz sollte als ständige Herausforderung im Bewusstsein der heutigen und kommenden Generationen verankert sein.

Gründungsdirektor wurde Hanno Loewy, der bereits die Arbeitsstelle zur Vorbereitung geleitet hatte. Ihm folgten die Direktoren Micha Brumlik, Dietfried Krause-Vilmar, Raphael Gross und Werner Konitzer. Seit dem 1. Mai 2017 hat Sybille Steinbacher die Leitung inne. Sie ist seitdem auch Inhaberin des Lehrstuhls zur Geschichte und Wirkung des Holocausts an der Goethe-Universität hat. Es ist laut Uni der erste Lehrstuhl eigens für Holocaustforschung in Deutschland.

Im Anschluss an Rauschenbergers Vortrag sollte es bei einer Podiumsdiskussion auch um die Arbeit des Instituts in einer Zeit des zunehmenden Rechtspopulismus und Antisemitismus gehen.

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