Frankfurt: Eine Schule für gute Ideen

Die private European School of Design in Frankfurt zeigt am 23. und 24. Februar zum Semesterende verblüffend phantasievolle Arbeiten ihrer Studierenden
Die schönen Zeitschriften, die hier ausliegen, sucht man selbst in der gut sortierten Bahnhofsbuchhandlung vergebens – es sind alles Unikate, Semesterarbeiten der Studierenden der European School of Design in Frankfurt und heute und morgen zu sehen in der Winterschau der „European School of Design“ in Frankfurt-Bockenheim. Alle Bilder, alle Grafiken, alle Texte haben die Studierenden selbst gemacht. „Für diese Aufgabe dürfen sie nichts aus dem Internet holen“, betont Ralph Thamm, der die Schule gemeinsam mit Detlef Wildermuth seit 16 Jahren leitet. Da merkt man: Auch der Chef ist stolz auf diese Kreativen. „Ideen sind das wichtigste! Es muss immer eine coole Idee dahinterstecken“, meint Wildermuth.

Das wirklich Verblüffende an dem Tisch voller Zeitschriften ist ja eigentlich: Am Kiosk würden die Magazine, jedes eine Ein-Mann- oder Ein-Frau-Arbeit, inmitten der von zahlreichen alten Hasen und großen Teams gestalteten Illustrierten aus großen Verlagen durchaus positiv auffallen. Da gibt es Zeitschriften über Mode und Fotografie, über den schönen Rheingau oder Offenbach als Öko-Stadt. Chapeau, kann man da nur sagen, und ja, coole Ideen finden sich hier zuhauf. Es gibt eine Menge zu sehen, der Tag der offenen Tür lohnt sich.

So eine App zum Gassigehen, die auf dem Handy die Temperatur des Asphalts für die empfindliche Hundepfote misst, warum gibt es die eigentlich noch nicht? Oder die witzige Fitnessapp, die die Studentin Annabel Reinmann, 25, sich ausgedacht hat: Da fotografiert man seine eigenen Füße, und dann balanciert man auf dem Hochseil entweder übers Wohnzimmerparkett oder einen tiefen Canyon. Der Absturz ist erschreckend, tut aber nicht weh.
Werkschau zum Semesterabschluss
Zum Ende des Semesters zeigt die vor 16 Jahren gegründete European School of Design in Frankfurt am heutigen Donnerstag, 23. Februar, 18 Uhr, bei einer Vernissage und am Freitag, 24. Februar, von 11 bis 16 Uhr Arbeiten, die im Wintersemester im Studiengang Kommunikationsdesign entstanden sind, sowie Studios und Räume der Schule.
Die private European School of Design hat etwa 20 Lehrkräfte, die junge Designer:innen acht Semester lang unterrichten. Die etwa 80 Studierenden kommen nicht nur aus Deutschland, sondern auch aus Korea, Polen, Peru oder Spanien. Geleitet wird die Designschule seit der Gründung von Ralph Thamm und Detlef Wildermuth im Jahr 2007.
Die Schulgebäude in der Hamburger Allee 45 (hinter dem Kino Orfeos Erben) sind in den Räumen der historischen Bauerschen Schriftgießerei, wo unter anderem die bekannte Schrifttype Futura entwickelt wurde. aph
Ob Fitness- oder Gassigeh-App, was hier zählt, ist die Idee. Umsetzen müssten die Entwürfe der angehenden Kommunikationsdesigner:innen dann Programmiererinnen und Techniker. Die Kreativkurse seien dann auch die schwierigsten an der Schule und auch die mit der höchsten Durchfallquote, sagt Wildermuth. Dafür sei seine European School of Design aber auch stets bei den Wettbewerben des Art Directors Club ADC vertreten. Seine Studierenden könnten ihn immer noch verblüffen, meint Wildermuth beim Betrachten eines „Ewigen Kalenders“ der Studentin Lea Kastner, 25. . Die hat für den sehr originellen immerwährenden Kalender „Dumb Ways to Die“ eigenartige Todesarten ausgewählt, für jeden Tag eine andere. „Das ist schon sehr, sehr gut recherchiert und umgesetzt“, meint Wildermuth

Dass das witzige Bilderbuch mit Ballonfiguren von der Erstsemesterin Antonia Zuch stammt – man mag es kaum glauben, so perfekt ist es gemacht. Die 23-Jährige lacht, als sie sagt: „Ich habe sicher 200 Luftballons beim Tierfiguren knoten verbraucht. Aber jetzt kann ich es!“ Sie habe, erzählt sie, nach einer Ausbildung zur Technischen Produktdesignerin noch mal etwas machen wollen, was sie begeistere, was ihr wirklich Freude mache, und sich deshalb an der Frankfurter Schule beworben. „Jetzt mache ich, was ich liebe, und ich merke, dass ich dabei viel kreativer sein kann“, sagt sie.
