1. Startseite
  2. Frankfurt

Frankfurt: Eine Frau will zu den Dinos

Erstellt:

Von: Thomas Stillbauer

Kommentare

Birgit Borchert und der Senckenberg-Diplodocus, der ihre Heldin im Jahr 1907 fasziniert.
Birgit Borchert und der Senckenberg-Diplodocus, der ihre Heldin im Jahr 1907 fasziniert. © Monika Müller

Birgit Borchert hat einen historischen Roman geschrieben – eine „Senckenberg-Saga“. Ein ziemlich großes Skelett kommt auch drin vor.

Es geht um Dinosaurier. Und um Frauenrechte. Um die Liebe geht’s auch ein wenig, aber mehr um das Selbstbewusstsein einer jungen Frau, die es sich in der Kaiserzeit erlaubt, nicht an Küche und Kinder zu denken, sondern an: Dinosaurier.

„Eine Teehändlerin Anna Huber hat mich nicht so sehr interessiert“, sagt Birgit Borchert, als sie am Montag im Bistro bei Senckenberg ihren neuen Roman vorstellt. Es sollte eine Frau sein, die energisch ihren Platz im Leben findet. Die Lektorin hatte die Idee: eine Paläontologin. „Das wär’s!“, sagte Borchert. „Das ist nicht so abgegrast wie andere Berufe.“ Und spielen sollte das Ganze in Frankfurt, denn: „Das ist nicht so abgegrast, filmisch und literarisch, wie Berlin.“

Statt der Berliner Teehändlerin Anna Huber wurde also Sophie von Mayden die Hauptfigur des Romans, eine Paläontologiestudentin aus – Marburg? „Frankfurt hatte 1907 noch keine Uni“, sagt Borchert. Aber Senckenberg hatte just seinen neuen Standort bezogen, das passte.

Also. Sophie soll standesgemäß heiraten, will aber Urzeitforscherin werden, ergattert irgendwie einen Job bei Senckenberg, lernt den Doktoranden Paul Klüver („aus einfachen Verhältnissen“) kennen, den sie „ganz lecker“ findet, wie die Autorin gutgelaunt erzählt, und reist mit ihm nach Tendaguru, seinerzeit „Deutsch-Ostafrika“, heute Tansania, Dinos suchen.

Eine Lesung mit der Autorin gibt es am 4. Mai um 20 Uhr in der Bornheimer Buchhandlung Schutt.

NEUE VITRINE FÜR SCHLANGE UND SCHWEIN

„Anakonda verschlingt Wasserschwein“: Generationen von Senckenbergbesucherinnen und -besuchern standen vor der berühmten Szene im Museum. Momentan wird der Publikumsliebling restauriert. Senckenberg-Präparator Udo Becker arbeitet an der fast 100 Jahre alten Schlange; Fachleute aus anderen Museen und vom Zoo Frankfurt helfen mit. Senckenberg-Direktorin Brigitte Franzen: „Die Komplexität der ursprünglichen Materialverarbeitung stellt uns vor besondere Herausforderungen.“ Ein Jahr wird die Überarbeitung mindestens dauern. Damit die Schlange künftig keine trockene Haut bekommt, braucht ihre Vitrine eine Feuchtigkeitsregulierung. Weil das viel Geld kostet, sammelt Senckenberg Spenden unter https://sgn.one/spenden Außerdem gibt es die Möglichkeit, an der Museumskasse und im Onlineticketshop ein freiwilliges „Anakonda-Ticket“ zu kaufen. Der zusätzliche Euro fließt ins Projekt. Gratis erhalten Besucher:innen einen „Starschnitt“ zum Reptil. Und wer wolle, könne unter www.senckenberg.de/anakonda mit der Schlange in Dialog treten, Bilder und Geschichten zum Exponat teilen, lädt Kurator Thorolf Müller ein. ill

Es ist, man liest es vielleicht zwischen den Zeilen, kein neuer „Zauberberg“, der hier auf den Büchermarkt drängt, aber ein Roman, den immerhin Hape Kerkeling „spannend bis zur letzten Seite“ nennt. Mit Kerkeling, auch mit anderen Fernsehstars wie Thomas Gottschalk, Anke Engelke und Harald Schmidt hatte Birgit Borchert früher als PR-Redakteurin großer TV-Shows zu tun. Später schrieb sie Bücher über Resilienz, Nichtstun und Aufräumen unter dem Namen bibo Loebnau. Aber jetzt, „fürs Historische“, kehrte sie zurück zu ihrem Geburtsnamen, „um die Leser nicht zu verwirren“.

Und um die Fachleute nicht zu verwirren, schaute sie sich im Senckenberg-Museum ganz genau um – auch in seiner Geschichte. Beim Fachlichen half Dieter Uhl, Leiter der Paläontologie vor Ort. „Wir haben viel Spaß gehabt“, sagt er. Und lobt: Das Buch sei wissenschaftlich genau geraten, „bis auf ein paar künstlerische Freiheiten“, das Thema des Romans sehr aktuell: „Eine Frau erstreitet sich ihren Weg in die Wissenschaft.“ Was den zahlenmäßigen Anteil von Professorinnen und leitenden Forscherinnen angehe, „da sind wir immer noch sehr hintendran“, sagt Uhl, nicht auf Senckenberg bezogen, sondern allgemein. Dem Museum und der Wissenschaft aber könne der Roman durchaus auch weiterhelfen. „Er zeigt: Es geht hier nicht nur um die Dinosaurier, unser Auftrag ist vor allem die Forschung.“

Die muss sich über kurz oder lang auch damit auseinandersetzen, wie sie mit Dino-Funden aus den früheren sogenannten Kolonien umgeht. „Wir haben noch keine Rückforderungen erhalten“, sagt Uhl. „Aber wenn, dann müssen wir dafür gemeinsame Lösungen finden.“

Paläontologiechef Dieter Uhl beriet die Autorin fachlich.
Paläontologiechef Dieter Uhl beriet die Autorin fachlich. © Monika Müller
Birgit Borchert:
Birgit Borchert: © Verlag

Auch interessant

Kommentare