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Ein Panzer auf dem Römerberg: Ostermarsch in Frankfurt gut besucht

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Von: Oliver Teutsch

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Die Abschlusskundgebung der Ostermärsche 2023 in Frankfurt ist vielfältig und gut besucht. Auf dem Römerberg sind kaum ukrainische Farben auszumachen.

Frankfurt - Auf dem Römerberg ist ein Panzer aufgefahren. Im Führerstand steht Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und gebietet in Sachen Klimaziele: „Hinten anstellen“. Die Bastelarbeit des Friedensbündnisses Oberursel war am Ostermontag zum Abschluss der Ostermarschproteste nicht nur ein beliebtes Fotomotiv, sondern zeigte auch, dass die Friedensbewegung immer mehr auch eine ökologische Komponente hat.

Der Römerberg war gut besucht, vor allem nach dem die Abordnung aus Bockenheim mit mehreren Hundert Menschen und einer halben Stunde Verspätung in die Abschlusskundgebung und die Rede von Horst Schmidthenner von der IG Metall reinplatzte. Schmidthenner brachte die soziale Komponente der Friedensbewegung ins Spiel: „Die soziale Spaltung hat dramatische Ausmaße erreicht, aber es werden immer mehr Mittel für Waffen und Aufrüstung ausgegeben. Das ist absurd.“

Es war schon mal weniger los bei den Ostermärschen der Vergangenheit.
Es war schon mal weniger los bei den Ostermärschen der Vergangenheit. © Rolf Oeser

Der Gewerkschafter erinnerte auch daran, dass es auf der Welt weit mehr Kriege gebe als den in den Medien vorherrschenden Krieg in der Ukraine. Weltweit seien 65 Millionen Menschen auf der Flucht. Das Mittelmeer sei zur „tödlichsten Grenze weltweit“ geworden.

Ostermarsch in Frankfurt: Kaum ukrainische Farben auf dem Römerberg auszumachen

Im vergangenen Jahr, nur wenige Wochen nach Ausbruch des Kriegs in der Ukraine, war sich die Friedensbewegung noch nicht so ganz einig, ob der Ukraine Waffen geliefert werden sollten oder nicht. In diesem Jahr hatten die absoluten Pazifisten wieder eindeutig die Oberhand, wie Moderator Michael Erhardt, der Erste Bevollmächtigte der IG Metall, in seinem Eingangsstatement betonte: „Wir sind dafür da, dass die Waffenlieferungen aufhören.“

Vielleicht waren auch deshalb kaum ukrainische Farben auf dem Römerberg auszumachen. Ein Teil des Ostermarsches hatte vor dem US-Konsulat in der Gießener Straße begonnen und war auch unweit des russischen Konsulats im Oeder Weg vorbeigezogen. Ihre Zwischenkundgebung hielten die rund 150 Aktiven aber ein gutes Stück entfernt auf der Eschenheimer Anlage ab. Das Ordnungsamt habe es untersagt, direkt vor der Mahnwache im Oeder Weg zu sprechen, hieß es aus den Reihen der Organisation. Und dennoch, die räumliche Distanz war ein Stück weit symbolisch, wie Thomas Wagner von der kirchlichen Initiative Pax Christi einräumte. Die Forderungen der Ukraine-Initiativen seien „Waffen, Waffen, Waffen, es ist ein Dilemma.“ Dabei ist Wagner selbst dafür, der Ukraine passive Bewaffnung zu gewähren. Doch eine Verständigung mit ukrainischen Initiativen sei derzeit schwierig, die Stimmung teilweise sogar aufgeladen.

Entspannte Stimmung bei sonnigem Wetter in Frankfurt

Davon konnte auf dem Römerberg keine Rede sein. Die Stimmung bei sonnigem Wetter war entspannt und zwar derart, dass viele Menschen gar keine große Lust mehr auf die Reden vorne auf der Bühne hatten. Die etwas schlappe Lautsprecheranlage spielten jenen Leuten in die Karten. Viele waren ob der Reden bei den Zwischenkundgebungen des Zuhörens vielleicht auch schon etwas müde. Wieder andere nahmen zwar an den Fahrraddemos von Eschborn oder Darmstadt teil, hatten nach der Ankunft in Frankfurt aber auch anderes zu tun, als sich die Redebeiträge anzuhören.

Die deutschen Waffenlieferungen sind ein großes Thema bei der Kundgebung am Römer.
Die deutschen Waffenlieferungen sind ein großes Thema bei der Kundgebung am Römer. © Rolf Oeser

Gehalten wurden sie natürlich trotzdem. Ludo de Brabander von der belgischen Friedensbewegung erinnerte als einer von mehreren daran, dass für das Kriegstreiben nicht nur der russische Präsident Wladimir Putin verantwortlich sei, sondern auch die Nato und die USA, die bei der Schaffung politischer Spannungen eine „verheerende Rolle“ spielten. In ihrer Abschlusserklärung der Ostermärsche zog die Informationsstelle eine positive Bilanz. Die Friedensbewegung sehe sich gestärkt. Die Beteiligung habe etwas über der des Vorjahres gelegen, hieß es. (Oliver Teutsch)

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