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Frankfurt: Ein neues Rätsel für Dreikönig

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Von: George Grodensky

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Ulrike Schubert erläutert die Funde, im Hintergrund lauschen Bastian Bergerhoff (Mitte) und Kirchenvorstand Jörg Tietze.
Ulrike Schubert erläutert die Funde, im Hintergrund lauschen Bastian Bergerhoff (Mitte) und Kirchenvorstand Jörg Tietze. © christoph boeckheler*

Stadt und Kirchengemeinde lüften das Geheimnis um das Fläschchen aus der Zeitkapsel der Dreikönigskirche. Und sie hinterlassen ein Update.

Von wegen, der Teufel hat den Schnaps gemacht. In der Dreikönigskirche in Frankfurt-Sachsenhausen, direkt vor dem Altar, fließt am Dienstag der Klare die Kehlen hinab, und niemand hat ein schlechtes Gewissen. Schließlich stoßen die Honoratioren zu Ehren des Handwerks an, ohne das, so betont es der neue Kirchendezernent Bastian Bergerhoff (Grüne), die Sanierung des ehrwürdigen Gotteshauses gar nicht möglich wäre.

Einen wichtigen Schritt haben Stadt und Kirchengemeinde am Dienstag getan: die neue Zeitkapsel mit aktuellen Dokumenten für die Nachwelt zu packen. Luft- und wasserdicht in einer kleinen Armee-Transportkiste. Dreikönig gehört zu den acht Frankfurter Dotationskirchen, das heißt, die Gotteshäuser sind in städtischem Besitz, die Kommune kümmert sich um den Erhalt. Nachdem sie zwischen 2011 und 2015 die Fassaden und das Dach am großen Kirchenschiff erneuert hat, ist seit 2020 der Turm an der Reihe. Außenanlage und Zugänge folgen noch. 2023 sollen alle Arbeiten fertig sein, dann hat die Stadt 3,3 Millionen Euro investiert.

Unter dem Kreuz auf dem Turm haben die Arbeitskräfte im vergangenen Jahr zwei alte Zeitkapseln gefunden, aus den Jahren des Kirchenbaus um 1880 herum. Darin zeitgeschichtliche Dokumente und, als besonderes Schmankerl, ein Fläschchen mit geheimnisvoller, bernsteinfarbener Flüssigkeit.

Das könne nur Mainwasser sein oder Apfelwein, waren erste Vermutungen. Eine genaue Analyse des Inhalts ist nicht möglich, ohne die Ampulle zu zerstören. Die Feuerwehr hat immerhin mit einem speziellen Messgerät herausgefunden, dass die Flüssigkeit Alkohol und Zucker enthält. Damit ist das Mainwasser wohl raus. Bauhistorikerin Ulrike Schubert hat nun aber eine andere Deutung. Denn in den Zeitkapseln ist auch eine Urkunde, auf der die Namen aller am Bau beteiligten Arbeiter vermerkt sind und ein Gruß an die Nachwelt: Wer das Dokument finde, möge auf ihr Wohl einen Nordhäuser trinken. Da liegt die Vermutung nahe, dass sie den gleichnamigen Korn dafür mit in die Kapsel gepackt haben.

Das Kornmuseum Nordhausen unterfüttert die These. Ein so alter Korn könne durchaus bernsteinerne Färbung annehmen. Immerhin sei der Alkohol früher in Holzfässern gelagert worden. Überdies habe ein eigenes Fläschchen aus der Epoche ebenfalls eine solche Färbung entwickelt.

Darum stoßen die Vertreterinnen und Vertreter von Stadt und Kirchengemeinde also an, allerdings mit separat mitgebrachtem Korn, der in der Kapsel bleibt unberührt. Auch künftige Generationen sollen anstoßen – und rätseln. In die neue Kapsel kommt ein weiteres Fläschchen, mit einer klaren Flüssigkeit. Es wird nicht verraten, was in der Flasche ist, sagt Bergerhoff. Das wäre sonst zu einfach, die Menschen könnten in 150 Jahren einfach im Internet nachschauen. Unter anderem noch in der neuen Kapsel zu finden: Berichte aller Frankfurter Tageszeitungen zu den Sanierungsarbeiten an der Kirche, ein Gemeindebrief, eine Zwei-Euro-Gedenkmünze. Am Donnerstag, 11. November, kehren Kapseln und Kreuz zurück auf den Turm.

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