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Frankfurt: Ein Museum will nach unten

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Von: Thomas Stillbauer

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Demo mit Bembel. In der Mitte der Trägervereinsvorsitzende Thorsten Dorn (mit weißem Hemd).
Demo mit Bembel. In der Mitte der Trägervereinsvorsitzende Thorsten Dorn (mit weißem Hemd). © Monika Müller

Der Trägerverein Deutsches Apfelweinmuseum demonstriert für das Recht auf den Ratskeller – doch wer ist dafür eigentlich zuständig?

Es ist nicht gerade eine gewaltige Demonstration, die am Freitag durch die Frankfurter Altstadt tuckert. Sie ist auch nicht unbedingt bis ins Detail durchorganisiert. Man kann sagen: Es ist eine gemütliche, etwas improvisierte Demo, und die Leute, die da demonstrieren, lass es mal 15 Personen sein, die sind sauer, aber auch lustig. Mit anderen Worten: Dieser Protestzug ist wie der Frankfurter Ebbelwei.

Und darum geht es schließlich auch. Angetreten zur Demo ist der Trägerverein Deutsches Apfelweinmuseum. Die Anlässe sind mannigfach: Der Freitag ist der Welt-Apfelweintag (3. Juni), auch wenn dieses frisch gekelterte Unesco-Kulturerbe immer noch nicht überall getrunken und gefeiert wird; außerdem besteht der Trägerverein Deutsches Apfelweinmuseum nun seit zehn Jahren; und drittens wartet der Verein schon beinahe ebenso lang darauf, endlich mit dem geplanten Museum in sein begehrtes Domizil einziehen zu können: den Ratskeller unterm Römer.

Ein Traktor, zwei Bembel

„Ratskeller auf – Apfelweinmuseum rein!“, skandiert die Demo folglich, als sie stolz auf den Römerberg fährt. Ein Traktor vorneweg, darauf zwei Damen, die Bembel halten, aber keine Fragen beantworten. Auskunft gibt Vereinsmitglied Peter Metz: „Wir bringen unseren Unmut zum Ausdruck, dass nichts vorangeht.“

Die Lage ist die: Bereits vor zehn, na, sagen wir neuneinhalb Jahren berichtete die FR unter dem Titel „Das Stöffche ist reif fürs Museum“ über die Pläne, die sogleich das Wohlgefallen der Umweltministerin Lucia Puttrich (CDU) und die Zusage für 25 000 Euro Landesförderung gewannen. Es gehe nicht nur darum, einen neuen Ort zu finden für die berühmte Bembelsammlung des früheren Landtagsabgeordneten Helmut Lenz, die seit dem Neubau des Historischen Museums heimatlos sei, hieß es damals. „Wir brauchen eigene Räume, eine Apfelweingaststätte muss dabei sein“, gab sich 2012 auch Günter Possmann kämpferisch, der Seniorchef der Frankfurter Apfelweinkelterer-Dynastie: „Ich habe die Sache damals mal mit dem Bembel-Lenz begonnen, ich will das vorantreiben.“

Doch der Erfolg: gleich null. „Wenn man wenigstens mit uns sprechen würde“, sagt Vereinsvorsitzender Thorsten Dorn, während Buchscheer-Wirt Robert Theobald fleißig Ebbelwei ausschenkt und Mitstreiter Jürgen Aha Äpfel verteilt. „Es muss ja nicht gleich der Schlüssel sein, es geht uns erst mal um Gespräche“, wirbt Dorn, und refinanzieren könne sich das Projekt ganz allein. Das Problem: Baudezernentin Sylvia Weber (SPD), die der Verein in entscheidender Position wähnt, lasse buchstäblich nicht mit sich reden – sie antworte nicht. Mit dem OB hingegen gebe es „seit Jahren gute Gespräche“.

Die Frankfurter wissen es: Apfelwein schmeckt aus vielerlei Gefäßen. Notfalls aus dem Saxophon.
Die Frankfurter wissen es: Apfelwein schmeckt aus vielerlei Gefäßen. Notfalls aus dem Saxophon. © Monika Müller

Das Baudezernat lässt auf FR-Anfrage wissen: „ In der Kommunikation mit dem Trägerverein sind wir uns keiner Versäumnisse bewusst und stehen für Gespräche sehr gerne zur Verfügung.“ Sprecher Markus Radermacher betont, für den Ratskeller habe das Hauptamt im Dezernat des Oberbürgermeisters die Bauherrenfunktion inne und entscheide über die Nutzung der Räume. Warum angesichts von „jahrelangen guten Gesprächen und Kontakten mit dem Oberbürgermeister und der Verwaltung“ Stillstand herrschen solle, sei für die Baustadträtin nicht erkennbar. Sie helfe aber jederzeit gern.

Auf dem Römerberg spielt derweil die Dixie- und Swingband The Retrolettas „Bei mir bist du scheen“. Kinder tanzen dazu. Es ist eine liebenswerte Demo. Sympathisch wie der Ebbelwei.

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