Frankfurt: Ein Fachmann als Planungsdezernent

Marcus Gwechenberger soll im Juni zum Nachfolger von Mike Josef als Planungsdezernent gewählt werden. Anders als viele Vorgänger ist er vom Fach, hat sogar eine Professur inne.
Beim Tag des offenen Wohnprojekts ist Marcus Gwechenberger am Samstagmorgen bereits als neuer Planungsdezernent vorgestellt worden. Der Sozialdemokrat nahm es locker. Erst am 22. Juni entscheidet das Stadtparlament, ob der 46-Jährige tatsächlich Nachfolger des neuen Oberbürgermeisters Mike Josef (SPD) als städtischer Dezernent für Planen und Wohnen wird. Alles spricht aber dafür, dass die Koalition aus Grünen, SPD, FDP und Volt dem Personalvorschlag der SPD folgt.
Ende März hatte der Parteivorstand Josefs bisherigen stellvertretenden Büroleiter für den Stadtratsposten empfohlen. Am späten Freitagabend nominierte der Parteitag den Sachsenhäuser offiziell. In seiner Bewerbungsrede nannte Gwechenberger eine hohe Lebensqualität als zentrales Ziel seiner künftigen Arbeit als Dezernent. Er werde sich dafür einsetzen, dass Frankfurt eine gerechte, produktive und lebenswerte Stadt bleibe, die sich durch Vielfalt auszeichne, versprach er. Wichtig sei es etwa, dass mehr geförderter Wohnraum entstehe. Dabei sei das Dezernat allerdings dank des Baulandbeschlusses auf einem guten Weg. „Wir haben die Trendwende geschafft“, sagte er. Und wurde mit viel Applaus bedacht.
Frankfurter SPD hat Marcus Gwechenberger bei einem Parteitag als Planungsdezernenten nominiert
Auf eine geheime Abstimmung verzichtete die Partei, nur ein Delegierter stimmte mit Nein. Eine Aussprache gab es nicht. Zumindest Simon Witsch, planungspolitischer Sprecher der SPD im Römer, warb aber sehr für Gwechenberger. Der sei ein exzellenter Planungspolitiker, die Zusammenarbeit grandios.
Gwechenberger wird der erste Planungsdezernent der Stadt Frankfurt seit vielen Jahren sein, der sich die fachliche Expertise nicht erst im Amt aneignen muss. Der promovierte Geograf ist eingetragener Stadtplaner, hat nach seinem Studium in Heidelberg und an der TU Darmstadt für Planungsbüros, später bei der mehrheitlich landeseigenen Wohnungsgesellschaft Nassauische Heimstätte gearbeitet.
Marcus Gwechenberger wird gleichzeitig Dezernent sein und an der Frankfurter UAS lehren
Gleichzeitig lehrt der gebürtige Viernheimer bereits seit dem Jahr 2011 an der Frankfurt University of Applied Sciences, seit Beginn des Sommersemesters mit einer halben Stelle als Professor für urbane Transformation. Im Wintersemester will er seine Lehrverpflichtung deutlich reduzieren. Zumindest die ersten Monate seiner Amtszeit werden aber von einer enormen Doppelbelastung geprägt sein. Gwechenberger hofft allerdings auf Synergieeffekte. Seine Studierenden werden sich mit Projekten befassen, die er für die Stadt weiter vorantreiben will, etwa dem „Stadtteil der Quartiere“.
Inhaltlich steht Gwechenberger für Kontinuität, ist aber ein ganz anderer Typ als Josef, zurückhaltender, manchmal etwas akademisch, aber nicht belehrend. Sein Auftreten hat allerdings auch mit seinen bisherigen Positionen zu tun, seinem Wirken im Hintergrund. Anders als seine Vorgänger Josef, Olaf Cunitz (Grüne) und Edwin Schwarz (CDU) kommt er nicht aus der Römer-Politik, sondern hat Josef inhaltlich zugearbeitet, dessen wichtigster Mann er in den vergangenen Jahren war. Der SPD gehört er zwar bereits seit 2005 an, spielte in der Partei bisher aber keine Rolle, fungiert lediglich als Beisitzer im Ortsverein Sachsenhausen. Dafür kennt er die Abläufe in der Stadtverwaltung seit Jahren.
In den nächsten Wochen wird sich Gwechenberger nun zunächst ein neues Team zusammenstellen müssen. Mike Josef hat Beate Huf, die das Dezernatsbüro leitete, und seine Pressesprecherin Caroline Nützel mit ins OB-Büro genommen. Zunächst werde nun Katharina Wagner sein Büro leiten, kündigte Gwechenberger am Samstag an. Die bisherige Referentin im Planungsdezernat übernehme jedoch im Herbst die Leitung des Amts für Wohnungswesen.