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Frankfurt: Die Kugel Eis für zwei Euro

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Alessandro Papa.
Alessandro Papa © Ilias Botseas

Wie Frankfurts Eiscafés und ihre Kundschaft auf die gestiegenen Kosten reagieren. Nicht alle heben die Preise im gleichen Maße an.

An der Theke des Cafés „Eis Fontanella“ in der Kaiserstraße steht ein Mädchen neben seinem Vater und leckt an seiner Schokokugel, während es die Waffel kontinuierlich dreht. Es ist ein warmer, sonniger Frühlingstag, um sich ein Eis zu gönnen. Auch wenn der Genuss in dieser Saison teurer geworden ist: „Zucker ist um 70 Prozent teurer, Milch und Sahne sind um 35 Prozent teurer geworden“, erklärt Eiscafé-Inhaberin Jessica Michielin. „Die Kugel Eis kostet jetzt 1,70 Euro, 20 Cent mehr als im Vorjahr.“

Die Zutaten sind nicht der einzige Grund, weswegen alle Frankfurter Eiscafés neu kalkulieren müssen. Denn alles ist teurer geworden, um gut 20 Prozent: der Transport, Personal – und vor allem Energie; von der brauchen Eisdielen jede Menge.

Die Kühlsysteme verschlingen seit Beginn der Energiekrise mindestens 1000 Euro mehr im Monat, sagt Corrado Spadotto, Inhaber von „Eis Christina“ im Nordend. Und dann sind da noch die Personalkosten: Seit Oktober gilt der Mindestlohn von zwölf Euro pro Stunde statt wie vorher 10,50 Euro. Die Kosten steigen an allen Ecken und Enden.

„Eis Christina“ nimmt nun für die Kugel zwei Euro, 20 Cent mehr als im Vorjahr. Trotzdem, sagt Chefin Petra Spadotto, mache sie weniger Umsatz als vorher. „20 Cent mehr pro Kugel reichen bei weitem nicht aus, um die Gewinne vom Vorjahr zu halten“, erläutert sie die finanzielle Lage. „Um unsere Qualität zu halten, können wir beim großen Kostenfaktor Zutaten nicht sparen. Dagegen sind Personalkosten weniger bedeutend. Trotzdem versuchen wir für die Kunden, die Kosten abzufedern.“

Auch Alessandro Papa möchte seine Kundschaft nicht mit zu hohen Preisen abschrecken. In seinem „Eiscafé San Marco“ in Preungesheim kostet die Kugel 1,60 Euro, nur zehn Cent mehr als in der vergangenen Saison. „Der Endverbraucher wird überall belastet“, sagt Papa. „Eis ist ein Emotionsprodukt. Den Kunden diesen Luxus zu lassen ist wichtig, vor allem hier im Wohngebiet.“

Das „Mint Ice Cream & Coffee“ in Bornheim musste in diesem Jahr das erste Mal seit 2018 seine Preise anheben – und das merklich um 30 Cent. Zwei Euro kostet dort jetzt die Kugel. Inhaber Fernando Gramajo benennt dabei Kosten, die häufig nicht bedacht werden: „Vom Eiswürfel bis zum Pappbecher ist alles teurer geworden. Auch solche Faktoren fließen in den Preis für die Kugel Eis mit ein.“

Zurück im Bahnhofsviertel, wo sich gerade eine Schlange vor der Eistheke des Fontanella gebildet hat. „Wenn ich Bock auf Eis habe, kaufe ich es trotzdem. Unabhängig vom Preis“, sagt eine Frau. Der Mann neben ihr hingegen gönnt sich seit der Preiserhöhung seltener ein Eis: „Klar spürt man einen Unterschied, das sind zehn Prozent mehr! Ich achte da jetzt schon mehr drauf.“

Und wie sieht es mit den Trends aus, den neuen, besonderen Eissorten, die über die hohen Preise hinwegtrösten können? Immerhin machen alle vier Cafés ihr Eis noch selbst, importieren dafür Früchte und Gewürze aus Italien, weswegen eben die gestiegenen Transportkosten auch noch ein Faktor sind.

Apfelstrudel ist im Kommen und ist in diesem Jahr „Europäisches Eis des Jahres“. Auffallend sind die klassischen Jahrmarktleckereien, die es überall als kalte Kugeln gibt: Popcorn etwa oder Zuckerwatte. Ein Trend aber lässt sich nicht ausmachen. Am beliebtesten, da sind sich alle Eismacher einig, sind und bleiben die Klassiker wie Vanille, Schokolade & Co.

Andreas Spadotto
Andreas Spadotto © Ilias Botseas
Fernando Gramajo
Fernando Gramajo © Ilias Botseas
Jessica Michielin
Jessica Michielin © Ilias Botseas

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