1. Startseite
  2. Frankfurt

Frankfurt, die Insekten und wir

Erstellt:

Von: Thomas Stillbauer

Kommentare

Wer einen Gartenteich hat, kann dem Projekt helfen. Muss ja kein so großer wie auf dem Foto sein.
Wer einen Gartenteich hat, kann dem Projekt helfen. Muss ja kein so großer wie auf dem Foto sein. © Renate Hoyer

Ein Projekt untersucht, was Frankfurter Gärten für Hummel, Heupferdchen und Co. bedeuten. Gesucht werden Leute mit Gartenteich.

Alles drängt vom Land in die Stadt, selbst einige Tierarten – und sogar die Insekten. Mit dem Phänomen, dass Libelle, Hummel und Co. zunehmend geeignete Lebensräume in den Städten finden, beschäftigt sich ein neues Forschungsprojekt. Die Bevölkerung ist dabei auch gefragt – besonders Leute mit Gartenteich. Mehr dazu weiter hinten im Text.

Das Insektensterben in Wald, Feldern und Naturschutzgebieten beschäftigt Forschung und interessierte Öffentlichkeit seit einiger Zeit. Für den Erhalt dieses wichtigen Teils der Artenvielfalt muss auch die Stadtgesellschaft Sorge tragen. Ihr Verhalten hat Einfluss auf das Wohlergehen der Kleinlebewesen.

Den Zusammenhang zwischen städtischen Lebensstilen und Insektendiversität untersucht nun ein wissenschaftlicher Verbund am Beispiel Frankfurt. Beteiligt sind das Institut für sozial-ökologische Forschung (Isoe) in leitender Funktion sowie das Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseum Frankfurt, die Goethe-Uni, der Naturschutzbund, der Palmengarten, das Netzwerk Bio-Frankfurt, das Grünflächenamt und das Umweltamt. Das Bundesforschungsministerium fördert das Projekt namens „Städtische Lebensstile und die Inwertsetzung von Biodiversität: Libellen, Heuschrecken, Hummeln & Co.“, kurz: „SLInBio“.

Es geht um neue Konzepte, mit denen die Stadtbevölkerung einen Beitrag zum Erhalt der Insektenvielfalt leisten kann. Denn die Urbanisierung, betonen die Forschenden, sei einerseits mitverantwortlich für den weltweiten Verlust der Artenvielfalt. Und doch liege in den Städten auch ein großes Potenzial, um Biodiversität zu erhalten: „Insekten können hier eine Vielfalt an geeigneten Habitaten und Futterangeboten in Gärten, Parks, auf Grünstreifen und Balkonen finden.“ Die Frage sei: „Wie kann eine bessere Wahrnehmung für den Wert der Natur gefördert werden, die zu einem bewussten, umwelt- bzw. insektenfreundlichen Handeln im Alltag führt?“

Daran will der Verbund nach einer Anlaufphase, die im vorigen Jahr begann, bis 2024 forschen. Es geht um Fragen wie: Hat die Art der Freizeitgestaltung der Bürger:innen, ihre Ernährung, ihre Wahl der Verkehrsmittel oder ihre Wohnform einen Einfluss auf das Vorkommen von Insekten in der Stadt? Inwieweit beeinflusst ihr Lebensstil ihr Handeln mit Blick auf den Insektenschutz?

„Eine Besonderheit in unserem Vorhaben liegt sicherlich darin, dass wir erstmals Biodiversität von der Gesellschaft her denken und untersuchen“, sagt Projektleiterin Marion Mehring, die am Isoe den Forschungsschwerpunkt Biodiversität und Bevölkerung leitet.

Der Geoökologin ist bewusst: „Nicht alle Menschen mögen Insekten, und nicht alle Insektenarten sind gleichermaßen beliebt.“ Aber Städte könnten nur dann Lebensraum für verschiedene Insektenarten sein, wenn die Bürgerinnen und Bürger deren Bedeutung für die städtischen Ökosysteme erkennen und wertschätzten.

Das Projekt soll also die Menschen beteiligen und ihnen Erfahrungsräume rund um das Thema Biodiversität und Insektenschutz eröffnen. Dafür suchen die beteiligten Institutionen Leute, die einen Garten haben und darin einen Teich.

Wer die Voraussetzung erfüllt und mitmachen möchte beim Projekt, kann sich unter https://gemeinsamforschen.senckenberg.de/de/slinbio/ weiter informieren und melden.

Geplant sind auch neue Umweltbildungsformate und künstlerische Aktionen. Senckenberg untersucht etwa die Insektendiversität auf den entsprechenden Grünflächen. Der Uni-Fachbereich Biowissenschaften widmet sich dem Einfluss von Pestiziden auf die Insektenvielfalt in der Stadt. Das Isoe beschäftigt sich unter anderem mit den Einstellungen der Bevölkerung zu Insekten und entwickelt Beteiligungsformate.

In der Vorphase 2021 entstand bereits eine Citizen Science Community, also eine Gemeinschaft von Bürgerinnen und Bürgern, die sich mit am wissenschaftlichen Projekt beteiligen. Die Community soll eine große Rolle in dem Forschungsprojekt spielen.

Auch interessant

Kommentare