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Frankfurt: Die Hafenpiraten stechen endlich wieder in See

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Von: Gernot Gottwals

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Hafenpiraten stechen in See, Verein Abenteuerspielplatz startet seine diesjährige Aktion. Enrico Sauda
Hafenpiraten stechen in See, Verein Abenteuerspielplatz startet seine diesjährige Aktion. Enrico Sauda © sauda

Jungen und Mädchen genießen das Angebot des Abenteuerspielplatzes Riederwald

Kaum legt die „Hook“ mit der schwarzen Totenkopfflagge am Osthafen an, gehen Laura Dormeier und ihr Sohn Janosch (4) schon erwartungsvoll an Bord. Während sie auf dem Piratenboot Neuland betreten, sind Daniel (10), Benjamin (10) und Moritz (9) schon alte Seebären, die bereits mehrere Male dabei waren. „Ich weiß auch, dass die Piraten früher geplündert haben“, sagt Moritz stolz.

Die Kinder der Hortgruppe „Kids im Riederwald“ gehörten gestern zu den ersten, die als „Hafenpiraten“ in die Saison starteten. Bis zum 13. Juli laden der Abenteuerspielplatz Riederwald und die Managementgesellschaft für Hafen und Markt (HFM) zu Bootsfahrten ein: Täglich von 15 bis 18 Uhr sticht die „Hook“, benannt nach dem gefürchteten Captain in James M. Barries „Peter Pan“, stündlich ab Lindleystraße in See – das Osthafenbecken. Donnerstags und freitags kommen zusätzliche Fahrten um 11 und 12 Uhr, samstags und sonntags um 14 Uhr dazu.

Bonbons statt Buddel Rum

Die Fahrt auf dem Boot mit 25 „Mann“ Besatzung richtet sich vor allem an Sechs- bis Zehnjährige, dauert etwa 40 Minuten und führt durch das Hafengelände Richtung Eiserner Steg. „Dort kann man auf die Skyline gucken, das ist toll“, schwärmt Moritz. Auch wenn dank der zusätzlichen Fahrten die Chancen für spontane Interessenten recht gut stehen, werden Anmeldungen für Familien und Gruppen unter Telefon 069 / 904 750 70 empfohlen. Für 6 Euro muss eine Schwimmweste ausgeliehen werden. Sinnvoller erscheint daher der Erwerb des T-Shirts „Hafenpiraten“ für 9 Euro, denn darin ist die Miete für die Schwimmweste bereits enthalten.

Verglichen mit früheren Generationen sehen die kleinen Piraten von heute eher zivil aus: Manche von ihnen sind mit Kopftuch und Turnbeutel mit Totenkopfemblem ausgerüstet, doch alle kommen ohne Bärte oder Kampfspuren daher. „Coronabedingt können wir unsere Kinder nicht mehr schminken“, erklärt Michael Paris, Vorsitzender des Abenteuerspielplatzes Riederwald. Doch auf die Frage, ob ihnen etwas fehle, gibt es ein einträchtiges Kopfschütteln: „Nö! Hauptsache, Spaß haben und die Füße ins Wasser tauchen“, findet Yonane (11). Und die Älteren nutzen die Fahrt samt Infoheftchen auch dazu, Neues zu lernen: Etwa, dass Menschen – bekannt sind auch gefürchtete Piratinnen – seit Anbeginn der Seefahrt oft auch aus Armut auf hoher See plündern, während moderne Piratenüberfälle mit kleinen Schnellbooten unter dem Radar der Beuteschiffe begangen werden. Und natürlich, dass Klaus Störtebeker (um 1360-1401) oder Sir Francis Drake (1540-1596) zu Legenden wurden.

Auch im Osthafen mit einer Fläche von rund 200 Fußballfeldern und acht Meter hohen Kaimauern gibt es einiges zu lernen, so wie auf dem Fluss selbst, denn dort verkehrte die „Hook“ einst als bescheidenes Fährboot zwischen Frankfurt-Fechenheim und Offenbach-Bürgel. „Als der Fährbetrieb eingestellt wurde, konnten wir das Boot über ein paar Zwischenstationen 1989 erwerben und 1994 mit den Fahrten während der Mainspiele beginnen“, erklärt Paris. Zunächst waren die Kinder als „Müll-“ und „Umweltpiraten“ unterwegs und konnten mit Unterstützung der FES und des Umweltamtes geschützte Inseln von Abfall befreien.

Seit 2008 sticht die „Hook“ in See, 2020 fielen die Fahrten wegen Corona komplett aus. Vergangenes Jahr durften die Boote im September noch nicht volle Fahrt aufnehmen. „Dieses Jahr starten wir wegen der späten hessischen Sommerferien entsprechend früher“, sagt Paris. Dafür sind dann während der Mainspiele Kinder-, Polizei- und Hafenboote im Einsatz. Übrigens: Eine Schatzkiste mit verpackten, glitzernden Naschereien gab’s gestern nach der Landung auch. „Aber es würde noch mehr Spaß machen, hier auch einen versteckten Schatz zu suchen“, sagt Yonane.

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