Frankfurt: English Theatre ändert Spielplan

Am 15. April endet der Untermietvertrag des English Theatre Frankfurt mit der Commerzbank. Das Theater plant über diese Zeit hinaus und ändert seinen Spielplan.
Das English Theatre in Frankfurt passt seinen Spielplan der volatilen Situation an. Am Freitag, 14. April, hat „Suddenly Last Summer“ nach Tennessee Williams Premiere. Die Produktion ersetzt das ursprünglich geplante Stück „Manor“ von Moira Buffin, wie Intendant Daniel Nicolai erläuterte. Hintergrund sei der am 15. April auslaufende Untermietvertrag mit der Commerzbank, sagte er. „Suddenly Last Summer“ sei eine kleinere Produktion als „Manor“, wo große Mengen an Wasser zum Einsatz gekommen wären.
„Wir spielen einfach weiter und tun so, als gäbe es das Problem nicht“, sagte Nicolai mit Blick auf das Vertragsende. „Die Commerzbank wird uns sicher nicht von der Polizei aus dem Gebäude tragen lassen“, gab er sich zuversichtlich.
Streit über dauerhafte kulturelle Nutzung
Kulturdezernentin Ina Hartwig (SPD) hatte zuletzt im Kulturausschuss ausgeführt, dass der Magistrat ein Gespräch mit dem Vorstand der Commerzbank über den Verbleib des English Theatre im Gallileo-Turm in der Gallusanlage 7 führen wolle. Auch habe sie eine Mail nach Singapur geschrieben, wo Capitaland, der Eigentümer der Immobilie, seinen Hauptsitz hat.
Auf Anfrage der FR hatte Capitaland zuletzt mitgeteilt, erst nach Januar 2024 Mietoptionen für das Gebäude erkunden zu wollen. Der Mietvertrag der Commerzbank läuft Ende Januar 2024 aus. Wie das English Theatre von Capitaland erfahren hat, habe die Commerzbank beim Verkauf der Immobilie einen Vertrag zwischen Liegenschaftsamt und Dresdner Bank, der Rechtsvorgängerin der Commerzbank, aus dem Jahr 1999 nicht weitergereicht. Darin ist eine dauerhafte kulturelle Nutzung im Erd- und Untergeschoss des Gallileo-Turms festgehalten.
Das städtische Rechtsamt hat diesen Vertrag laut Hartwig geprüft. Die Stadt vertrete die Position, dass im Gebäudesockel eine dauerhafte kulturelle Nutzung vorgeschrieben ist, sie setze aber auf Gespräche und nicht auf Drohungen mit einer Schadensersatzforderung. Die Commerzbank sieht sich nicht an die Dauerhaftigkeitsklausel gebunden – im Vertrag sei davon die Rede, dass nur bis 2010 keine Miete vom English Theatre verlangt werden solle, lautet die Begründung.
Theater plant schon die neue Saison
Das English Theatre plant unterdessen auch über Frühjahr und Sommer hinaus. Für die Eröffnung der Spielzeit 2023/2024 soll „The Vanishing Room“ von David Byrne Premiere haben, führte Nicolai aus. Das Musical „Sister Act“, das derzeit läuft, sei zu 98 Prozent ausverkauft. Nicolai betonte, etwa 70 Prozent der Besucherinnen und Besucher kämen nicht aus Frankfurt, sondern aus Hessen und über die Landesgrenze hinaus. Der Verbleib des English Theatre in Frankfurt, das pro Saison etwa 75 000 Menschen anziehe, ist aus seiner Sicht auch im Interesse des Landes.
Einen neuen Hauptsponsor habe das Theater nach dem Ausstieg der Commerzbank bereits gefunden, sagte Nicolai: Die Bank ING Diba wolle sich engagieren. Er wünsche sich zusätzlich ein stärkeres Engagement der Stadt Eschborn, die bereits Sponsor ist.
„Ich hoffe, die Stadt und die Commerzbank einigen sich bald darauf, dass unser Mietvertrag bis Ende Januar 2024 verlängert wird“, sagte Nicolai. Für die Zeit danach Ende wolle das Theater einen Mietvertrag mit Capitaland schließen.
Siehe Kommentar: Alle gewinnen oder alle verlieren