Frankfurt: Automatische Klappe für die Katz

Beim Regionalentscheid von Jugend forscht zeigen die Nachwuchsforscher ihre genialen Erfindungen.
Was wären wir ohne junge Erfinder? Verloren. Junge Erfinder erfinden die wichtigsten Sachen – zum Beispiel eine Katzenklappe, die sich elektrisch öffnet, wenn die Katze kommt, und wieder schließt, wenn sie im Haus ist. Nur jetzt gerade nicht, als Julien Jalali (11) aus der Freien Christlichen Schule Frankfurt den Mechanismus vorführen will. Wackelkontakt. Aber es ist ja auch gerade keine Katze da. Julien und Kollege Ivan Biskup (12) haben beide kein Haustier, das eine Katzenklappe benötigte, aber jede Menge Ideen in der Jugend-forscht-AG ihrer Schule. Der Lohn: Platz drei in der Sparte Technik. Was ist ihr nächstes Projekt? Julien: „Eine Katzenklappe. Aber dann hat die Katze einen Chip im Halsband, der die Tür öffnet.“
Genial. Wie alles, was für den Regionalentscheid der Wettbewerbe Jugend forscht (15- bis 21-Jährige) und Schüler experimentieren (bis 14) ausgeheckt wurde. Es ist die 54. Runde seit 1965 im Schülerwettstreit. 28 Projekte von knapp 60 Mädchen und Jungen sind am Freitag in der großen Halle des Senckenberg-Museums unter Walskeletten und Mammuts zu bestaunen.
Etwa die Nagellack-Untersuchungen von Hannah Erbe (13), Vanessa Echimina und Patricia Burkhardt (beide 12) aus der Frankfurter Schule am Ried. „Im herkömmlichen Nagellack sind schädliche Stoffe“, sagt Vanessa. Patricia hat die Folgen gespürt: „Zum Beispiel werden die Fingernägel weich.“ Vanessa: „Dabei muss das nicht sein – es wurde schon im Jahr 300 vor Christus Nagellack hergestellt.“ 300 vor? Aber ja, in China, sagt Vanessa: aus Bienenwachs, Eiweiß, Gelatine und Gemüsefarbe. „Wir wollen Nagellack aus möglichst vielen biologischen Stoffen machen“, sagt Hannah. Aber es hakt noch bei Farbe und Konsistenz. Da hat das Projekt um die Ecke (nachwachsende Rohstoffe) ein paar Tipps. Ja, Jugend forscht nicht nur, Jugend kooperiert auch.
„Die Teilnehmer sind extrem engagiert“, lobt Wettbewerbsleiter Sven Soff. Viele experimentierten in Garagen, manche reisten schon am Vortag zum Regionalentscheid an, ihren Versuchsaufbau in Waschkörben. „Man sieht, dass ihr Herz dafür schlägt.“ Es winkt viel Ruhm: Die Vorjahressieger wurden nach China und England eingeladen. Und dann gab es noch die Gruppe, erzählt Senckenberg-Patenbeauftragter Willem Warnecke, die einen cleveren Mechanismus für Flugzeugräder im Landeanflug ersann – und kurz darauf hatte ein großer Hersteller plötzlich dieselbe Idee. Na, so ein Zufall aber auch.
Groß raus kommen diesmal David Mittag (16) und Paul Czaja (15) vom Bad Vilbeler Georg-Büchner-Gymnasium: Sie holen den ersten Platz in der Sparte Biologie für ihre Untersuchung über das Ökosystem des Erlenbachs; die FR berichtete Anfang Februar. Die beiden Forscher dürfen jetzt am Landesentscheid teilnehmen.
Aber was gibt es denn da drüben, am Stand von Kim Uliczka (13), Amina Tabassum und Lilli-Anouk Reinhard (beide 12) aus der Europäischen Schule Rhein-Main? Healthy Chips! Also gesunde Chips. Und wie lecker die sind. Woraus haben sie das gezaubert? „Wenn wir etwas in den Entsafter geben, bleiben immer Reste übrig“, erklärt Kim. Trester. „Wirft man den weg, ist es Verschwendung – das geht gar nicht.“ Also experimentierten die Freundinnen, bis ihnen etwas Sinnvolles einfiel: Karottenchips, Chilichips, Müsliriegel, Apfelkekse … wer anfängt zu probieren, kommt gar nicht mehr weg, so gut sind die Sachen gewürzt. „Oft hat man ja mehr Trester übrig als Saft“, sagt Lilli. „Aber die Herstellung dauert Stunden“, sagt Amina, „vor allem im Backofen.“ Ihr Lohn: der Sonderpreis Umwelttechnik.
Keine Zeit für ein Gespräch hat Boris Kantor (13), der einen Lügendetektor entwickelt hat. „Ich in gerade beschäftigt“, sagt er. Glauben wir ihm mal. Die Jury tut’s auch und spricht ihm den ersten Preis in Mathe/Informatik zu. Mehr Zeit hat Andy Assidi (13, Schule am Mainbogen, Frankfurt), der die Temperatur im Bienenstock gemessen hat: im Sommer 35, im Winter neun Grad, selbst wenn es draußen minus fünf hat. „Das regulieren die Bienen“, sagt Andy voller Hochachtung . Er will mal Entwickler werden. Ziel: „Menschen helfen und Tieren auch.“ Dafür gibt’s den Sonderpreis Senckenberg.
Menschen helfen will auch Jonathan Daniel Waks (15, Anna-Schmidt-Schule, Frankfurt), der erkannt hat: „Auf einem Stethoskop entstehen viele Keime – das ist sehr gefährlich.“ Vor allem, wenn der Arzt damit den nächsten Patienten abhorcht. Was tun? Jonathan entwickelte eine Art Dusche, über die man das Stethoskop hält, um es automatisch mit Isopropyl-Alkohol-Lösung zu desinfizieren. Das Gehäuse hat er mit dem 3D-Drucker hergestellt. Sein Ziel: Chirurg werden. Sein Lohn: Platz eins im Bereich Arbeitswelt.
Jugend forscht Regionalwettbewerb
Sieben Jugend-forscht-Arbeiten aus Frankfurt, Bad Vilbel, Steinbach, Hofheim und Bad Homburg haben beim Regionalwettbewerb Rhein-Main West im Senckenberg-Naturmuseum erste Plätze errungen und sich für den Landeswettbewerb Hessen am 27. und
28. März in Darmstadt qualifiziert. In der Nachwuchssparte Schüler buchten sechs weitere Regionalsieger die Tickets für den Landesentscheid am
12. und 13. April in Kassel. Der Platz reicht leider nicht, um alle einzeln zu nennen. Mehr zum Wettbewerb unter www.jugend-forscht.de. ill