Frankfurt: Autofahrer fährt Radfahrer auf der Schloßstraße an

In Frankfurt-Bockenheim hat ein Autofahrer einen Radfahrer angefahren. Hintergrund war ein Streit über die Verkehrssituation.
Auf der Schloßstraße in Frankfurt-Bockenheim hat sich einem Augenzeugenbericht zufolge am Donnerstag, 30. März, ein krasser Vorfall abgespielt. Der Fahrer eines Audi A6 mit Offenbacher Kennzeichen überholte demnach zunächst mit überhöhter Geschwindigkeit einen E-Bike-Fahrer. Der Radfahrer stellte den Autofahrer zur Rede.
Daraufhin sei der Autofahrer ausgestiegen und habe das E-Bike auf die Straßenbahnschienen geschleudert, so dass sich Rahmen und Felgen verbogen. Das ließ der Radfahrer nicht unkommentiert.
Über Motorhaube und die Windschutzscheibe geflogen
Dann sei der Autofahrer ins Auto gestiegen und habe den Radfahrer beim Losfahren gerammt, so dass dieser über Motorhaube und die Windschutzscheibe geflogen sei. Anschließend sei der Autofahrer mit hoher Geschwindigkeit geflüchtet und habe dabei eine rote Ampel überfahren.
Die Frankfurter Polizei bestätigte den Vorfall. Entsprechende Zeugenberichte lägen vor, sagte ein Sprecher auf FR-Anfrage. Der Radfahrer wurde demnach am Oberkörper verletzt und ambulant behandelt. Der Tatverdächtige sei ermittelt worden. Der Vorwurf laute auf gefährliche Körperverletzung, Gefährdung des Straßenverkehrs und Sachschaden.
Die Polizei hatte zu dem Vorfall keine Pressemitteilung verschickt. „Das lag daran, dass der Polizei-Pressestelle der entsprechende Bericht nicht vorlag“, führte der Sprecher aus.
Stadt hat die Verkehrsführung 2020 geändert
„Ich bin völlig schockiert“, sagte Thomas Gutmann (Grüne), Ortsvorsteher im Ortsbeirat 2 (Bockenheim, Kuhwald, Westend). Einen derart drastischen Vorfall habe es bislang nicht gegeben. „Ich fahre regelmäßig mit dem Rad über die Schloßstraße.“ Die meisten Autofahrerinnen und Autofahrer hätten sich an die Situation gewöhnt.
Der Augenzeugenbericht wurde auf der Nachbarschaftsplattform nebenan.de veröffentlicht. „Hier muss sich etwas ändern“, heißt es in dem Beitrag. „Ich selbst und viele andere Bekannte und Anwohner:innen versuchen, die Schloßstraße zum Radfahren komplett zu vermeiden. Zu oft wird man von Autos zu knapp überholt und wird, wenn man auf die Regelung hinweist, wüst beschimpft.“
Zum Hintergrund: Die Stadt hatte im November 2020 die Verkehrsführung auf der Schloßstraße zwischen Adalbertstraße und Rödelheimer Straße geändert. Einspurige Fahrzeuge wie Fahrräder und Roller dürfen nicht mehr überholt werden. Entsprechende Schilder wurden aufgestellt. Es gilt Tempo 30.
Ortsbeirat schlägt Lösung vor
In der Folge gerieten Autofahrer:innen und Radfahrer:innen vermehrt aneinander. Der Autoverkehr fühlte sich ausgebremst, der Radverkehr bedrängt.
Die Stadt steuerte bei der Verkehrsführung nach. Sie stellte große Plakate auf und ließ Piktogramme auf die Straße malen. Sie markierte auch eine Zone direkt neben den parkenden Autos mit quer liegenden Kreuzen. Damit der Radverkehr nicht in der Türzone, sondern mitten auf der Straße fahren soll.
„Dem Ortsbeirat lagen zuletzt keine Beschwerden mehr vor“, sagte Thomas Gutmann. Um die Verkehrssituation zu verbessern, habe der Ortsbeirat vorgeschlagen, Fahrzeuge und die Straßenbahn könnten sich die Straßenmitte teilen. Der Radverkehr könnte demnach baulich getrennt am Fahrbahnrand fahren.
Der Magistrat antwortete, für den Gleisbau sei ein Planfeststellungsverfahren nötig. Auch müsste die Radschnellverbindung Vordertaunus-Frankfurt berücksichtigt werden.
Keine Mehrheit fand der Vorschlag im Ortsbeirat, etwa 140 Parkplätze auf der Schloßstraße zu streichen, um baulich getrennte Radwege zu errichten. Ebenfalls keine Mehrheit fand der Vorschlag im Ortsbeirat, Parkplätze auf die Breitenbachbrücke zu verlagern.
2024 ziehe eine Grundschule in das frühere Gebäude des Instituts für Internationale Pädagogische Forschung an der Schloßstraße ein. Bis dahin müsse sich die Situation verbessert haben, so der Augenzeuge. Er kündigte eine Diskussion im Ortsbeirat an.
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Kommentar: Auf der Schloßstraße in Frankfurt-Bockenheim dürfen Autos den Radverkehr nicht überholen. Besser wäre es, die Verkehre baulich voneinander zu trennen.