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Frankfurt: Aufschlag aufs Tagesgericht

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Von: George Grodensky

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Auch Ausgehen wird teurer in Frankfurt.
Auch Ausgehen wird teurer in Frankfurt. © Michael Schick

Die Gastronomie muss die steigenden Kosten für Speis und Trank an die Gäste weitergeben. Wirtinnen und Wirte kämpfen ums Überleben ihrer Lokale.

Sevil Erdinc-Cakici plagen Existenzängste. „Alles ist teurer geworden“, seufzt die Betreiberin des Café Roseli an der Weißadlergasse. Sie wisse ja, dass sie mit der Gastronomie nicht reich werden könne. „Es ist aber mein Traumberuf“, sagt sie. Aufgeben wolle sie ihn auf keinen Fall. Allerdings gehen die Geschäfte nicht wirklich gut. In den zwei zurückliegenden Jahren Pandemie hat sie alle Rücklagen aufgebraucht. „Und es ist ja noch kein Ende in Sicht.“

Stattdessen kommen zu den Folgen von Corona noch die des Krieges. Teuerung: Zehn bis 20 Prozent mehr müsse sie im Einkauf ausgeben. „Tomaten sind sogar 50 Prozent teurer geworden.“ So schwer ihr das falle, sie werde auch in ihrem Café die Preise erhöhen müssen. „Ich habe ja auch eine Runde pausiert.“ Die Karte des Roseli zieren noch die Vor-Corona-Preise.

Es geht um das nackte Überleben des Cafés. Der Gastronomin ist natürlich klar, dass ihre Kundschaft auch nicht mehr Geld als vorher in der Tasche hat. Ihr ist schon aufgefallen, dass manche Gäste gar kein Getränk mehr zum Essen bestellen. „Zuerst dachte ich, ich hätte es vergessen aufzuschreiben.“ Als sie nachfragt, antwortet der Gast, er habe genug Getränke im Büro.

„Corona hat vieles verändert“, sagt Erdinc-Cakici. An den Wochenenden sei die Auslastung gut. Sorgen mache ihr der Betrieb unter der Woche. Viele Menschen sind noch im Homeoffice. Frühere Stammgäste kommen seltener, weil sie nur noch ein- bis zweimal die Woche ins Büro fahren. Das Roseli liegt eigentlich günstig, mitten in der Stadt. „Aber die Stadt ist nicht mehr voll.“ Ob sich das nochmal ändern wird, bezweifelt sie.

Der Hotel- und Gaststättenverband Dehoga läutet ebenfalls die Alarmglocke. „Gastronomen und Hoteliers verzeichnen im März Umsatzverluste in Höhe von 27,5 Prozent gegenüber März 2019.“ Das hat eine Umfrage unter Mitgliedern ergeben. Als größte Belastungen werden die explodierenden Energiekosten genannt, gefolgt von steigenden Lebensmittelpreisen und den wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise.

Die Frankfurter Apfelweinschenke Dauth Schneider hat die Tatsache, dass sie die Preise erhöht hat, auf ihrer Facebook-Seite publiziert. „Keine andere Wahl“ habe man gehabt, steht da. „Wir hätten es auch still und heimlich machen können. Es war uns aber wichtig, Euch einen Blick hinter die Kulissen zu geben.“

Das heißt: auf den Einkaufszettel. Für Ei und Eiprodukte müsse die Küche bis zu 40 Prozent mehr ausgeben, für Kalbfleisch 25, für den Apfelwein 15 Prozent mehr, plus Tankreinigung, die all die Jahre eigentlich gratis gewesen sei. Ganz zu schweigen von horrenden Zuschlägen für Mehl und Öl, wenn da überhaupt die benötigten Mengen lieferbar seien. Zu den Warenkosten gesellen sich Gemeinkosten wie Miete, Strom, Gas, Wasser, Müllentsorgung und Versicherungen. Dazu noch das Personal.

Die Kundschaft zeigt sich größtenteils verständnisvoll. Allerdings kommentieren viele auch, dass sie selbst ja nun weniger Geld zum Ausgeben hätten und darum auch weniger ausgehen würden.

Sevil Erdinc-Cakici denkt jetzt darüber nach, die Struktur ihres Cafés zu ändern. Womöglich werde sie ihr Angebot an Speisen einschränken und dadurch Kosten in der Küche einsparen. Auf Selbstbedienung will sie nicht setzen, das widerspreche dem Charakter des Cafés. Aber vielleicht bleibe die Küche bald kalt und sie serviere nur noch Kaffee und Kuchen. „Vielleicht noch eine Quiche.“

Sevil Erdinc-Cakici denkt über Änderung in der Struktur ihres Café Roselis nach. Womöglich verringert sie das Angebot an Speisen.
Sevil Erdinc-Cakici denkt über Änderung in der Struktur ihres Café Roselis nach. Womöglich verringert sie das Angebot an Speisen. © Christoph Boeckheler

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