Frankfurt: Armer Affe

Eine Peta-Tierrechtsgruppe protestiert auf der Zeil gegen Tierversuche. EU-weit unterstützen viele Menschen das Anliegen.
Der Affe, der am Freitagmittag auf der Zeil sitzt, ist nirgends festgeschraubt. Das hat er – abgesehen davon, dass ein Mensch in seinem Fell steckt – den Artgenossen voraus, die in Tierversuche gezwungen werden. Aber neben ihm steht ein Mann mit einer riesigen Spritze, und in den Affenkopf ist eine Sonde eingepflanzt. Glücklich, so viel steht fest, ist dieser Affe nicht.
Genau darauf will die Tierrechtsorganisation Peta mit ihrer Aktion hinweisen. „Missbraucht, gequält, getötet. Stoppt Tierversuche!“ steht auf dem Plakat, das die Gruppe hochhält. Eine Frau verteilt Flugblätter. Menschen bleiben stehen und hören zu, während Aktionskoordinator Steffen Lenhardt spricht.
„Manche Versuche haben das Ziel, die Tiere in ständiger Angst und Verzweiflung zu halten“, sagt er, und erwiesenermaßen empfänden sie Schmerz, Furcht und Trauer „genau wie wir“. Dabei seien die meisten Tierversuche unnötig, betont der Peta-Sprecher. Erstens würde die übergroße Mehrheit der an Tieren getesteten Produkte am Ende gar nicht zugelassen. Und zweitens gebe es längst Alternativen ohne Tierleid: Im Labor gezüchtete Organe, pluripotente Stammzellen, oft auch einfach Computersimulationen lieferten verlässliche Ergebnisse – sogar solche, die auf Menschen besser anwendbar seien als die Resultate aus Tierversuchen, sagt Lenhardt im Gespräch mit der FR: „Schon aus egoistischen Gründen sollten wir also lieber solche Tests wählen als Tierversuche.“
Demo am Samstag
Zum Internationalen Tag zur Abschaffung der Tierversuche demonstrieren am Samstag, 29. April, weitere Gruppen in Frankfurt: Ärzte gegen Tierversuche, „Animal Liberators“ (Ortsgruppe von „die tierbefreier*innen“) und Aktiv gegen Speziesismus („AgeSpe“).
Der „Straßen-Aktionstag gegen Tierversuche“ ist von 12 bis 17 Uhr am Brockhausbrunnen auf der Zeil geplant.
Medikamente, Kosmetik, Lebensmittel würden an wehrlosen Tieren getestet, kritisiert Peta – auch in Frankfurt. Ein hier ansässiges Hirnforschungsinstitut benutze Primaten für seine Grundlagenstudien.
Der Person im Affenfell geht die Puste aus. Sie nimmt zum Durchschnaufen den Kopf ab. Ein Passantenpaar kritisiert die Protestaktion; der Mann ruft, er würde sich sogar selbst für Versuche zur Verfügung stellen, wenn es der Menschheit helfe.
Insgesamt wachse aber die Zustimmung für die strikte Haltung von Peta, sagt Lenhardt. Das zeige auch der Erfolg der Unterschriftenaktion im vorigen Jahr, für die er im August auf der Zeil warb, damals als Einzelkämpfer im Mauskostüm. Mehr als 1,2 Millionen Menschen unterschrieben eine EU-weite Initiative für „Kosmetik ohne Grausamkeit“, auch Kosmetikfirmen beteiligten sich an der Kampagne, die die Europäische Kommission zum Handeln auffordert. In den USA gebe es Fortschritte auf dem Weg, auch bei Medikamenten die Tierversuche zu reduzieren, sagt Lenhardt. Die Bundesregierung müsse ebenfalls aktiv werden.
Die Tour gegen Tierversuche führt Peta noch nach Köln, Leipzig und schließlich Berlin zu einer Abschlusskundgebung.