„Eine Stadt für Alle!“: Appell für das Ende der Zwangsräumungen in Frankfurt

Die Initiative „Eine Stadt für Alle!“ kämpft für eine Seniorin, die bald aus ihrer Wohnung fliegt. Die Stadt ist die treibende Kraft hinter der Räumung.
Frankfurt – Hoffnungslosigkeit ist noch nicht Teil der Gefühlswelt von Emma M. Ceren, die am kommenden Dienstag (7. Februar) wohl ihre Wohnung verlieren wird. Kampfeslustig präsentierte sie sich am Donnerstag (2. Februar) auf einer Kundgebung gegen Zwangsräumungen von der Initiative „Eine Stadt für Alle!“. Seit 1965 lebe sie in Frankfurt. „Ich lasse mich aus dieser Stadt nicht vertreiben“, rief sie.
Die Initiative fordert, Zwangsräumungen überall zu verhindern, und solidarisiert sich mit Ceren. Allein 2021 habe es in Frankfurt 363 Zwangsräumungen gegeben – ein nicht unerheblicher Teil davon auch mit städtischer Beteiligung, zum Beispiel durch die ABG Holding. Auch Ceren wird letztlich von der Stadt vor die Tür gesetzt. Die Frankfurter Aktivistin wohnt in einer Wohnanlage der Franz-Anton-Gering-Stiftung. Die Stiftung ist unselbstständig und wird von der Stadt verwaltet. Die Stadt trat vor Gericht auch als Klägerin auf, als es zur zweiten Räumungsklage gegen Ceren kam. Mit einer ersten Klage war die Stadt zunächst gerichtlich gescheitert.
Aktivistin vor Gericht: Zwischen Wasserspritzern und einem Messer
Der zweiten Klage gab das Gericht statt, weil erwiesen sei, dass die Tochter des Hausmeisters von Ceren mit Wasser bespritzt wurde. Die Aktivistin bestreitet dies. Einer Bedrohung mit einem Messer, die auch in der Anklage vorkam, schenkte das Gericht keine Beachtung. Trotzdem hatte Stadträtin Elke Voitl (Grüne) dies – in einer Antwort auf eine Frage der Linken – als einen der Gründe für die Kündigung und die Klage genannt.
Am Donnerstag im Ältestenausschuss der Stadtverordneten erwähnte sie „strafrechtlich relevante Vorkommnisse“, die zu der Entwicklung geführt hätten. Auch am Tag einer Räumung würden Mitarbeiter:innen der Stadt in die Böttgerstraße kommen und mit der Frau über Alternativen reden. Die Mieterin müsse nicht obdachlos werden.
Forderung in Frankfurt: Zwangsräumungen sollen verboten werden
Der Linken-Stadtverordnete Eyup Yilmaz bekräftigte auf der Kundgebung, dass Zwangsräumungen keine Probleme lösen würden, sondern neue schaffen. Er forderte den Magistrat auf, Zwangsräumungen zu verbieten. Diese führten in Notunterkünfte, Obdachlosigkeit oder zur Vertreibung der Menschen.
Welchen Weg Ceren nach ihrem Wohnungsverlust gehen wird, ist noch unklar. „Irgendwo werde ich schon unterkommen“, sagte sie. Ihren Optimismus will sie sich nicht nehmen lassen. (Steven Micksch)
„Gleichheit muss wieder ein allgemeingültiger Wert werden“, findet auch der Soziologe César Rendueles.