Abseilaktion auf gesperrter Autobahn: „Das ist eine Unmöglichkeit“

Angemeldete Klimaproteste über der Autobahn 648 haben große Auswirkungen. Eigentliches Ziel der Proteste soll die A5 bleiben.
Frankfurt – Die Schar der Protestierenden ist klein, die Auswirkungen groß. Rund 70 Menschen haben sich am Samstag (4. März) auf der Autobahnbrücke Römerhof versammelt. Drei von ihnen seilen sich ab, um Banner zu präsentieren. Auf „Kundschaft“ müssen die Abgeseilten dabei weitgehend verzichten. Denn die A648 ist abgesperrt und verwaist. Während sich der Verkehr an den gesperrten Streckenabschnitten staut, stehen unter der Brücke auf der Fahrbahn nur Medienleute und die Polizei.
Das Bündnis „Wald statt Asphalt“ hat zu der Abseilaktion eingeladen, Attac Frankfurt zu einer „Zubringerdemo“ ab Rödelheim aufgerufen. Ähnliche Aktionen gab es am Wochenende auch in Mainz und Berlin. Das Abseilen von Autobahnbrücken scheint in Mode zu kommen. Aber nicht nur, weil damit gegen einen weiteren Autobahnausabau protestiert werden soll, sondern auch, wie Hermano vom Bündnis „Wald statt Asphalt“ via Megafon kundtut, weil erst zwei Tage zuvor fünf junge Menschen wegen einer Abseilaktion auf der A5 zu mehrmonatigen Haftstrafen verurteilt wurden. „Menschen werden wegen Protesten kriminalisiert, das ist eine Unmöglichkeit“, so Hermano.
Frankfurt: Abseilaktion eigentlich an der A5 geplant – „Aber da hat die Behörde gemauert“
In den anderen Redebeiträgen geht es eher um die vielen Autobahnprojekte, die Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) und seine „Frei-Dreh-Partei“ durchdrücken wollen. 140 Projekte sollen es bundesweit sein. Den Menschen im Rhein-Main-Gebiet und auf der Autobahnbrücke gehen vor allem der Riederwaldtunnel und der angedrohte Ausbau der Autobahnen 3 und 5 gegen den Strich.
Alexis Passadakis von Attac Frankfurt verrät daher, dass die Abseilaktion eigentlich auf der A5 an der Westerbachstraße geplant war. „Aber da hat die Behörde gemauert.“ Eine Sperrung der überregionalen A5 für eine solche Aktion ging dem Ordnungsamt dann wohl doch zu weit. Passadakis kündigte aber an, dass die A5 für Proteste „weiterhin ein interessantes Ziel“ bleibe. Noch in diesem Monat sei dort eine Aktion geplant, um gegen den Ausbau der Autobahn im Frankfurter Stadtgebiet zu protestieren.
Frankfurt: Kritik von Polizeigewerkschaft wegen Sperrung der Autobahn für Abseilaktion
Während den einen die Genehmigungen für Proteste nicht weit genug gehen, haben andere kein Verständnis dafür, dass das Frankfurter Ordnungsamt eine solche Demonstration überhaupt genehmigt. Der Landesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei, Jens Mohrherr, kritisiert, dass dem Klimaschutz mit solchen Abseilaktionen, die vermeidbare Störungen hervorriefen, „ein Bärendienst“ erwiesen werde.
„Dass dies auch noch mit behördlicher Genehmigung geschieht, können wir nicht nachvollziehen“, so Mohrherr. Die Polizei wollte nichts dem Zufall überlassen. Ihr Großaufgebot überstieg die Zahl der Protestierenden; ein Hubschrauber überwachte über Stunden, ob die gesperrte Autobahn auch tatsächlich frei ist, während die drei Menschen über der Autobahn hingen. (Oliver Teutsch)