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Frankfurt: 40 Jahre warten auf den Radweg

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Von: Sabine Schramek

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Startschuss für den Radweg Nieder-Erlenbach/Nieder-Eschbach, hier der Erste Spatenstich mit Ansgar Hegerfeld (ADFC), Stefan Majer (Stadtrat, Dezernent für Mobilität und Gesundheit), Yanick Schwander und Ernst-Peter Müller (v.l.n.r.).
Startschuss für den Radweg Nieder-Erlenbach/Nieder-Eschbach, hier der Erste Spatenstich mit Ansgar Hegerfeld (ADFC), Stefan Majer (Stadtrat, Dezernent für Mobilität und Gesundheit), Yanick Schwander und Ernst-Peter Müller (v.l.n.r.). © Peter Jülich

Feierlicher Baubeginn für die neue Radewegeverbindung nach Nieder-Erlenbach. Der Neubau kostet 3,8 Millionen

Erde fliegt, Bagger dröhnen, Bürger freuen sich. „Dass ich das noch erleben darf“, sagt eine Anwohnerin an der nagelneuen Baustelle an der Niedereschbacher Straße. „Meine Tochter hat schon ihr Leben lang darauf gewartet. Jetzt ist sie in London und sogar dort freut sie sich richtig darauf, irgendwann von hier nach Nieder-Eschbach zu radeln.“

Selten werden Bauarbeiten so begrüßt wie an diesem Montag. „Irgendwie fühlt es sich an wie in einem Film nach so langer Zeit“, meint Henner Deutsch (Grüne). Ortsvorsteher Yannick Schwander geht es ähnlich. „Die Anträge laufen länger, als ich auf der Welt bin. Immerhin wird mein sechs Monate alter Sohn Jakob zu der Generation gehören, die entlang der L3008 gefahrlos Rad fahren können. Ich glaube erst an den kompletten Radweg, wenn der erste die gesamte Strecke darauf entlangfährt“, sagt er. Die Zeichen stehen gut. Auch die Unterschrift für das letzte von 18 Grundstücken, über die der Radweg führen soll, liegt beim Notar vor.

Zur Feier des Tages, an dem nun die ersten Bagger brummen, sind Michaela Kraft, die Leiterin des Amts für Straßenbau und Erschließung (ASE), und Stefan Majer, Frankfurter Dezernent für Mobilität (Grüne) gekommen. Und haben ausgesprochen gute Laune. Mobilitätsdezernent Majer erklärt das lange Warten mit dem „komplizierten Planungssystem und dem sehr zögerlichen Verkauf der benötigten Grundstücke“ an der insgesamt knapp zwei Kilometer langen Strecke.

„Zum Glück ging es ohne Enteignung“, sagt er und flachst, dass auf „diesem Radweg nicht nur Schüler fahren werden, sondern sich sogar der Ministerpräsident und die Oberbürgermeisterin a.D. gegenseitig besuchen können“. Er erntet Lacher.

Auch wenn bis August erst das erste Teilstück an der Kreuzung gebaut wird, soll es im Oktober mit dem zweiten Teil weitergehen. „Die Bauarbeiten werden auch spannend für Fans von archäologischen Funden auf der alten Römerstraße“, ahnt Kraft. „Darum arbeiten wir auch eng mit dem Denkmalamt zusammen.“ Für die seltenen Rebhühner, Feldsperlinge und raren Fledermausarten wurden Ausgleichsflächen geschaffen. Auch Obstbäume, die ab Oktober für den Radweg gefällt werden müssen, gibt es Ersatz. „Es werden 160 Holzapfelbäume gepflanzt“, verspricht Kraft. Ende 2024, spätestens Anfang 2025 soll der gesamte Rad- und Gehweg fertig sein.

Majer, Schwander, der Ortsvorsteher Ernst Peter Müller (CDU) in Nieder-Eschbach und Ansgar Hegerfeld, der seinen ersten Arbeitstag als Radverkehrsbeauftragter vom adfc in Frankfurt hat, greifen zum Spaten und legen los. „Als erstes so ein Mehrgenerationenprojekt einzuweihen, ist schön“, so Hegerfeld. Neu ist nicht nur er, sondern auch der Bauprojektleiter Harald Schmück. Seit Januar ist der gebürtige Mühlheimer, der in Mainz studiert und bei Freiburg im Breisgau gearbeitet hat, wieder in Frankfurt. „Es ist ein schönes, großes Projekt“, sagt er strahlend und hofft auf glückliche Nieder-Erlenbacher. Die Ortsbeirats-Mitglieder hat er bereits kennengelernt. „Wir waren ja schon früh heute hier, um die Baustelle einzurichten“, erzählt er. Insgesamt sieben Leute werden hier zwischen der L 3008 und Am Ohlenstück voraussichtlich bis zum 4. August arbeiten, Gräben ziehen und die Ampelanlage neu gestalten. Und weil die Stimmung so gut ist, meint er lachend „Kuchen ist jederzeit erwünscht“. Auch dafür gibt es Applaus und zustimmendes Nicken aus der Nachbarschaft.

Die Baupause bis Oktober ist nötig, weil bis dahin keine Bäume gefällt werden dürfen. Wenn alles fertig ist, wir ein drei Meter breiter Rad- und Fußweg Kinder und Erwachsene vor dem Autoverkehr schützen und gefahrlose Ausflüge zwischen Nieder-Erlenbach und Nieder-Eschbach ermöglichen. Dazu kommt ein 1,5 Meter breiter Entwässerungsgraben. Der Bau kostet 3,8 Millionen Euro. Die Hälfte bezahlt das Land Hessen. Noch allerdings sind die Fördermittel von Hessen Mobil für den zweiten Teil der Strecke nicht freigegeben. „Hoffentlich erleben wir das noch“, sagt ein Mann kopfschüttelnd. „Es wird wirklich allerhöchste Zeit für den Radweg. 40 Jahre Warten sind mehr als genug.“

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