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Flughafen Frankfurt: Schmuggel wird immer gewiefter

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Von: Oliver Teutsch

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Der Zoll präsentiert am Freitag Funde aus dem jahr 2022. Hier: den größten Einzelfund an Kokain. Foto: Michael Schick.
Der Zoll präsentiert am Freitag Funde aus dem jahr 2022. Hier: den größten Einzelfund an Kokain. Foto: Michael Schick. © Michael Schick

Der Zoll hat im vergangenen Jahr trotzdem wieder tonnenweise Drogen und Waffen aufgespürt.

Dem Erfindungsreichtum im Drogenschmuggel sind keine Grenzen gesetzt. Kokain als vermeintliche Schallplatte verpresst, Crystal Meth im Getriebeteil oder auch 13,2 Kilo Amphetamine in einer voluminösen Statue geformt. Das alles und noch viel mehr hat der Zoll im vergangenen Jahr am Frankfurter Flughafen aus dem Verkehr gezogen. „Wir haben auch zwei Kilo Kokain in einer Playstation gefunden“, führt René Tetzlaff, der Kommissarische Leiter des Hauptzollamts Frankfurt, bei der Präsentation der Zahlen am Freitag aus. Insgesamt spürten die 1412 Zöllnerinnen und Zöllner am Flughafen 12 340 Kilo Drogen im Wert von etwa 80 Millionen Euro auf.

Absoluter Spitzenreiter bei den aufgefundenen Drogen ist Khat mit fast zehn Tonnen. Mit weitem Abstand dahinter folgen Kokain (938 Kilo), Haschisch und Marihuana (496 Kilo), synthetische Drogen wie Amphetamin und Ecstasy (375 Kilo) und Heroin (28 Kilo). Beim Kokain zeigt sich laut Tetzlaff eine steigende Tendenz. Der größte Einzelfund im vergangenen Jahr waren 275 Kilo Kokain in einer Frachtsendung. Auch dieser Fund ist am Freitag im Airport Center des Flughafens präsentiert worden.

Die Gesamtmenge an sichergestellten Drogen indes ist gegenüber dem Vorjahr rückläufig. Tetzlaff führt das auf eine gewisse Flexibilität der Drogenmafia zurück: „Die Täter passen ihre Strukturen und Modalitäten an.“ Möglicherweise nutzen sie Ausweichrouten, die bestenfalls nicht über Frankfurt führen. Womöglich haben sie aber auch neue Möglichkeiten am Zoll vorbei gefunden. Fest steht, dass mittlerweile 95 Prozent der sichergestellten Drogen per Post verschickt werden und im internationalen Postzentrum am Flughafen ankommen. Der Zoll kontrolliert laut Tetzlaff „risikoorientiert“. Im Fokus stehen bestimmte Absenderländer in Süd- und Mittelamerika. Indizien liefern auch verdächtige Absenderadressen oder Empfänger:innen. Etwas aus der Mode gekommen scheint der klassische Drogenschmuggel per Kurier:in. Im vergangenen Jahr wurden am Flughafen lediglich 24 Drogenkuriere festgenommen, darunter neun Personen, die als sogenannte Schlucker die Drogen im Körper transportierten.

Das Hauptzollamt ist für die Kontrollen zuständig, nach dem Aufspüren von Drogen an Tatverdächtige zu kommen, ist Aufgabe des Zollfahndungsamts. Deren Leiterin Cosima Schmidt konstatiert: „Unsere Beschuldigten agieren immer professioneller und konspirativer“. Etwa im Darknet oder mit verschlüsselten Endgeräten. Auch die Gewaltbereitschaft der Klientel nehme zu. Das Zollfahndungsamt Frankfurt ist für die Bundesländer, Hessen, Rheinland-Pfalz und das Saarland zuständig und hat durch umfangreiche Ermittlungen im vergangenen Jahr 6,1 Tonnen Rauschgift aufgespürt.

Im Fokus der Zollfahndung stehen dabei nicht nur verbotene Substanzen, sondern auch unversteuerte Zigaretten. Mehr als 14,6 Millionen unversteuerter Glimmstengel hat die Fahndung im vergangenen Jahr aufgespürt, ein neuer Rekord. Wobei dafür hauptsächlich der Riesenfund in einer Lagerhalle bei Göttingen verantwortlich war. Bei einer Verkehrskontrolle in Nordhessen hatte die dortige Polizei unversteuerte Zigaretten entdeckt. Die weitere Fahndung führte den eingeschalteten Zoll zu jener Lagerhalle, in der sich 1200 Kisten mit zwölf Millionen Schmuggelzigaretten stapelten.

Zu den Aufgaben des Zolls gehört auch das Aufspüren gefälschter Markenartikel. Auch in diesem Bereich werden die Ganov:innen immer gewiefter, wie Isabell Gillmann vom Hauptzollamt betont: „Die Zeiten, in denen auf Lacoste-Hemden die Krokodile falsch rum aufgenäht waren, sind vorbei.“ Gillmann präsentiert eine Tüte mit Harry-Potter-Utensilien aus vermeintlichen Legosteinen. Nur Fachleuten fällt auf, dass dort winzige Kennzahlen oder Lego-Schriftzüge fehlen. Um die Produktpiraterie aufzudecken, bieten Originalhersteller dem Zoll regelmäßige Schulungen an.

Wie in jedem Jahr hat der Zoll am Flughafen auch wieder zahlreiche geschützte Arten und verbotene Waffen aufgespürt. Allein 2597 lebende Tiere wie Pythons, Vogelspinnen und Steinhühner wurden entdeckt. Auch 6107 erlaubnispflichtige oder verbotene Waffen und Munitionsteile wurden sichergestellt. Wie bei den Drogen wurden auch die meisten Waffen per Post verschickt.

Auch für den Artenschutz ist der Zoll zuständig. 2022 wurden über 5000 Tiere lebend geschmuggelt. Foto: Michael Schick.
Auch für den Artenschutz ist der Zoll zuständig. 2022 wurden über 5000 Tiere lebend geschmuggelt. Foto: Michael Schick. © Michael Schick

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