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Flughafen Frankfurt: Neueinstellungen trotz Kurzarbeit

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Von: Jutta Rippegather

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Techniker stehen im geschlossenen Terminal 2 des Flughafens. Da die Passagierzahlen infolge der weltweiten Corona-Pandemie dramatisch eingebrochen waren, wurde das Terminal 2 im April 2020 geschlossen. Seit Juni ist es wieder geöffnet.
Techniker stehen im geschlossenen Terminal 2 des Flughafens. Da die Passagierzahlen infolge der weltweiten Corona-Pandemie dramatisch eingebrochen waren, wurde das Terminal 2 im April 2020 geschlossen. Seit Juni ist es wieder geöffnet. © Boris Roessler/dpa

Fraport kann mit dem verbliebenem Personal die Verkehrsspitzen nicht bewältigen. Für die Gewerkschaft Verdi ein Grund, die Kurzarbeit zu beenden.

Frankfurt - Der Frankfurter Flughafen hat so viel Arbeit, dass er wieder Personal einstellt. Sogar Leiharbeit schließt Betreiberin Fraport nicht aus. Auf der anderen Seite sind immer noch Hunderte Beschäftigte in Kurzarbeit. Das passt nach Ansicht der Gewerkschaft Verdi nicht zusammen. „Die Menschen verzichten seit Monaten auf einen Teil ihres Lohns, damit Fraport besser durch die Krise kommt.“ Dann, so Gewerkschaftssekretär Christoph Miemietz, wäre es mehr als gerecht, wenn sie erst wieder auf Vollzeit gehen dürften, bevor neue Kolleginnen und Kollegen eingestellt würden.

Das Unternehmen versichert, alle Möglichkeiten zu nutzen, den deutlichen Anstieg des Passagierverkehrs mit den vorhandenen Ressourcen zu bewältigen. „Wir stellen aber fest, dass all dies nicht ausreicht, um die Aufkommensspitzen mit ausreichend Personal abdecken zu können“, sagt Pressesprecherin Selin Kröll. „Daher rekrutiert unsere Tochtergesellschaft Fraground derzeit Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Gepäck- und Bodenabfertigung in einem niedrigen dreistelligen Bereich.“ Je nach weiterer Entwicklung des Bedarfs und des Erfolgs der Rekrutierungskampagne sei „die Arbeitnehmerüberlassung ein weiteres Mittel, das dabei zum Einsatz kommen kann“.

Flughafen Frankfurt: Viele Beschäftigte mussten gehen

Damit ist genau der Fall eingetreten, vor dem Verdi gewarnt hatte: In der Corona-Krise hat Fraport derart viele Beschäftigte abgebaut, dass bei einer Erholung des Geschäfts mit dem Fliegen zu wenig Leute zur Verfügung stehen. „Das war kurzsichtig“, sagt Miemietz.

Bei den Bodenverkehrsdiensten war der Aderlass besonders heftig. 3400 Menschen sind dort direkt bei Fraport beschäftigt – 900 weniger als vor Corona. 15 Prozent seien im Juni noch in Kurzarbeit gewesen, sagt Miemietz. Bei der Fraport-Tochter Fraground mussten bei den Bodenverkehrsdiensten sogar 1200 Leute gehen. Von den verbliebenen 2500 befindet sich laut Betriebsrat aktuell rund ein Fünftel noch in Kurzarbeit.

Frankfurter Flughafen: Kürzlich Entlassene werden bevorzugt wieder eingestellt

Und doch wirbt Fraground im Internet um neue Kräfte: „Wir suchen Verstärkung für unser Team am Frankfurter Flughafen. Jetzt einsteigen als Flugzeug- oder Gepäckabfertiger (m/w/d).“

Womöglich kommen nun Leute zurück, die den Betrieb vor wenigen Monaten verlassen mussten, weil ihre Zeitverträge nicht verlängert worden waren. Nach Auskunft der Fraport-Sprecherin genießen sie bei der aktuellen Rekrutierung Vorrang. „Diese Beschäftigten werden selbstverständlich erneut eingewiesen, kennen aber bereits die Tätigkeiten und sind daher schnell einsatzfähig.“ In der Vergangenheit erworbene Besitzstände blieben erhalten. Den Wiedereingestellten würden auch in einem anderen Punkt mehr Rechte eingeräumt als den Neulingen, deren Verträge bei Fraground grundsätzlich auf ein Jahr befristet seien, so die Sprecherin weiter. „Sie erhalten eine langfristige Beschäftigung.“ Die Bezahlung erfolge für alle nach Tarif.

Laut Selin Kröll befindet sich beim Ladeservice oder in anderen Bereichen mit extremem Bedarf niemand mehr in Kurzarbeit. Die Dienstpläne würden möglichst an die aktuellen Gegebenheiten angepasst, die Beschäftigten im Ground Handling übernähmen Zusatzschichten. Außerdem werde Personal verschoben – etwa zu den Fahrdiensten – und fortgebildet.

Flughafen Frankfurt: Neue Herausforderungen durch Corona-Pandemie

Die Unwägbarkeiten der Pandemie stellen die Logistik des größten deutschen Airports vor neue Herausforderungen. Statt Geschäftsreisende gehen derzeit vor allem Erholungssuchende in die Luft. „Wir sehen seit einigen Wochen einen deutlichen Anstieg des Passagierverkehrs“, sagt Kröll. „Geänderte Verkehrsstrukturen und die kurzfristigen Flugplanungen der Airlines führen zu einzelnen deutlichen Aufkommensspitzen im Tagesverlauf und an den Wochenenden.“ In den extremen Spitzen sei nahezu ebenso viel los, wie im Vorpandemiejahr 2019. „Das bindet enorm viel Personal.“ Hinzu komme die bleibend starke Entwicklung der Fracht.

Die Unternehmensleitung bleibt dennoch vorsichtig: „Ein Verkehrsniveau wie vor der Krise werden wir voraussichtlich erst 2026 wieder erreichen“, so Sprecherin Kröll. Auf dieses Szenario habe Fraport den Personalbedarf ausgerichtet. Der sozialverträgliche Abbau von rund 4000 Arbeitsplätzen sei mittlerweile abgeschlossen, der Status quo am Standort Frankfurt von rund 16 500 Beschäftigten erreicht. Denn: „Trotz der aktuell steigenden Passagierzahlen ist die größte Krise der modernen Luftfahrt noch nicht vorbei.“

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