Düsenjet im Tiefflug über Frankfurt: Hintergrund ist ungewöhnlich

Ein besonderes Flugzeug ist am Donnerstag (28.05.2020) tief über Frankfurt gekreist. Grund dafür ist eine ungewöhnliche Untersuchung der Luft.
- DLR untersucht Luftverschmutzung in der Corona*-Pandemie
- Flugzeug im Tiefflug über Frankfurt
- Auch Auswirkungen des Flughafens Frankfurt* werden untersucht
Frankfurt - Wie wirkt sich der verringerte Verkehr infolge der Corona-Pandemie auf die Luftverschmutzung aus? Dieser Frage geht die Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in der Forschungsmission „Bluesky“ im Tiefflug über Frankfurt nach.
Dafür befindet sich ein besonderes Flugzeug am Donnerstag (28.05.2020) über dem Luftraum des Rhein-Main-Gebiets. Dieses Mal ist es zwar nicht vom Flughafen Frankfurt gestartet, wird aber trotzdem sehr tief über diesem zu sehen sein.
Forscher aus Frankfurt an Tiefflug-Messung der Luftverschmutzung beteiligt
Bei dem Flugzeug, das im Tiefflug über Frankfurt kreisen soll, handelt sich um die Falcon, ein Forschungsflugzeug des DLR. Das Flugzeug wurde in den vergangenen Wochen kurzfristig für die Experimente zur Messung der Luftverschmutzung umgerüstet. Auch Wissenschaftler der Goethe-Universität Frankfurt beteiligen sich an den Untersuchungen. Neben der Falcon ist mit der HALO noch ein weiteres Flugzeug des DLR an der Messung der Luftverschmutzung beteiligt.

Dank Starts vom Flughafen Frankfurt wegen Corona bessere Möglichkeiten zum Tiefflug
Durch die Corona-Pandemie starten weitaus weniger Flüge vom Flughafen Frankfurt – Deutschlands größtem Flughafen. Daher bietet sich eine einmalige Chance für den Tiefflug. „Der derzeitige Zustand der Atmosphäre stellt für die Wissenschaft eine Art ‚Nullpunkt‘ dar“, sagt Professorin Dr. Christiane Voigt, Leiterin der Abteilung Wolkenphysik des DLR-Instituts für Physik der Atmosphäre und wissenschaftliche Leiterin der Flüge mit der Falcon. Noch nie, seit es die Möglichkeit der Flugmessung gibt, sei die Luftverschmutzung über Ballungszentren wie Frankfurt so gering gewesen. Der Tiefflug ist notwendig, um in den entscheidenden Luftschichten zu messen.
Noch weiter Untersuchungsziele bei Tiefflug
Dass der Himmel über Frankfurt während der Corona-Pandemie so blau ist wie selten, ist vielleicht schon einigen aufgefallen. Auch der Grund dafür könnte mit dem Flughafen Frankfurt und dem Feinstaubausstoß der Flugzeuge* zusammenhängen. Denn dadurch finden sich weniger Aerosole in der Luft, also gelöste Partikel. Diese sind oft sichtbar als Kondensstreifen. Womöglich könnte die verringerte Luftverschmutzung auch zu weniger Wolkenbildung beitragen, sagt Professor Dr. Jos Lelieveld vom Max-Planck-Institut für Chemie: „Eventuell haben Flugzeuge einen größeren Einfluss auf die Bildung von Aerosolpartikeln als bisher gedacht.“ Auch das soll bei dem Tiefflug untersucht werden.
Freier Himmel für Tiefflug über dem Flughafen Frankfurt dank Corona
Dass infolge der Corona-Pandemie vom Flughafen Frankfurt weniger Flugzeuge starten, bietet noch einen weiteren Vorteil. Denn so können die Überflüge zur Messung der Luftverschmutzung flexibler stattfinden und die Flugrouten sind nicht für Passagier- und Frachtflüge reserviert. Daher kann die Falcon ihren Tiefflug in einer Höhe von nur 500 bis 2000 Metern über Frankfurt absolvieren und kann dabei live verfolgt werden. Sogar ein simulierter Landeanflug auf den Flughafen Frankfurt ist geplant. Dieser Tiefflug wird in nur 3 Metern Höhe über der Landebahn absolviert.
Zum Vergleich: In einer Höhe von 500 Metern fliegen Flugzeuge beim Anflug auf den Flughafen Frankfurt wenige Minuten vor der Landung - wenn der Tiefflug nicht außerplanmäßig noch tiefer geht*. Wer ein Fernglas – oder gute Augen – hat, dürfte die Falcon bei ihrem Tiefflug zur Messung der Luftverschmutzung also sehen können.
Bis die Daten des Tiefflugs ausgewertet sind, wird es aber noch einige Zeit dauern. Denn diese müssen wissenschaftlich untersucht und mit weiteren Daten zur Luftverschmutzung verglichen werden. Wie sich der Flughafen Frankfurt auf die Rhein-Main-Region auswirkt und welche Rolle die Corona-Pandemie dabei spielt, wird sich also erst in einigen Monaten zeigen.
Von Marcel Richters
Die Lufthansa startet einen Charterflug vom Flughafen Frankfurt nach China. An Bord sind 200 Menschen - aber nicht alle sind Corona-frei.
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