Flic Flac präsentiert sein neues Programm in Frankfurt

Seit wenigen Tagen gastiert Flic Flac mit seinem neuen Programm in Frankfurt. Die Artisten begeistern mit Jonglage, Akrobatik und fliegenden Motorrädern.
Flic Flac ist definitiv der Punkrocker unter den Zirkussen. Das merkt man schon, bevor die Show im schwarz-gelben Zelt unweit der Frankfurter Eissporthalle überhaupt richtig losgeht. Denn nicht etwa ein typischer Clown mit übergroßen Schuhen bespaßt die Zuschauer auf dem Festplatz am Ratsweg, sondern ein rockiger, tätowierter Typ mit ordentlich Mascara, rosa Hotpants, rosa Nietengürtel und dreckiger Lache.
Ziemlich schnell wird der Schwede David Eriksson am Freitag, dem Tag nach der Frankfurter Premiere der neuen Show, zu einem der Publikumslieblinge.
Statt typischer Trallalamusik gibt es Rock. Der Schlagzeuger, der live spielt, hat eine blaue Punkfrisur. Dann erobern durchtrainierte Frauen und Männer, alle im Punklook, die Bühne. Und aus dem Off ertönt: „Es erwartet Sie Artistik am Rande des Nervenzusammenbruchs, vergessen Sie Ihre Pillen nicht.“ Alle lachen.

Aber kaum eine Minute später fliegen Motorradfahrer weit oben, knapp unter der Zirkusdecke, die hinter den Zuschauerrängen starten und hinter der Bühne wieder landen.
Die ersten „Einfach nur krass“-Rufe hört man trotz der lauten Motorgeräusche. Genauso krass sind in der zweiten Hälfte der zweistündigen Show die zehn Artisten der China-National-Akrobatik-Truppe. Alles ist perfekt durchchoreographiert, als sie mit Saltos durch bis zu vier Meter hohe Reifen springen. Überhaupt ist Flic Flac mehr Artistenshow als Zirkus.
Wenige der knapp 1500 Sitzplätze bleiben bei der Nachmittagsvorstellung frei. Es riecht nach Popcorn und auch mal nach Benzin – zumindest bei den Motorradnummern. Noch bis zum 1. März sind die Artisten in Frankfurt zu sehen. PunXXX ist der Titel der aktuellen Show: Einmal steckt da das Wort Punk drin, und die drei X am Ende stehen für die römische Zahl 30.

„Zum 30. Geburtstag wollten wir zurück zu unseren Ursprüngen. In unseren Anfangszeiten haben wir 1989 mit Punk angefangen“, erzählt Pressesprecherin Melissa Goll. „Unsere Shows haben immer ein anderes Thema. Zum 25. Geburtstag war dieses „Höchststrafe“. Da war alles im Gefängnisstyle. Das Einzige, was wir wirklich mit einem Zirkus gemein haben, ist, dass wir in einem Zelt spielen.“ Alle zwei Jahre gibt es ein neues Programm, mit dem sie durch Deutschland touren. Immer werden die Artisten neu zusammengestellt.
Das Programm
Circus Flic Flac – die Show zum 30. Geburtstag heißt PunXXX und ist in Frankfurt noch bis einschließlich 1. März am Festplatz am Ratsweg zu sehen. Tickets kosten regulär zwischen 24 und 54 Euro. Alle Termine und Tickets auf www.flicflac.de. Kartentelefon: 0800/060606 11 Die ehemaligen Artisten Benno und Lothar Kastein gründeten Flic Flac 1989 (benannt nach dem englischen Namen der Turnübung Flickflack). Flic Flac beschäftigt knapp 100 Mitarbeiter aus 20 Nationen, davon 35 Artisten aus 13 Ländern. Tiere gehören nicht zur Show. rose
Eigentlich gibt es keine Nummer, bei der das Publikum nicht begeistert ausrastet – etwa als der Brasilianer Alex Michael mit roter Punkfrisur beim Deckentrapez ganz weit oben turnt: Kopfüber hangelt er sich an zehn Schlaufen mit den Füßen entlang – und das ganz ohne Netz und doppelten Boden.
Auch nach der Show wird diskutiert: „War der echt nicht abgesichert?“ „Das ist doch gefährlich!“ Goll erzählt später: „Er hat sich dafür entschieden, ohne Netz aufzutreten. Mit dieser Nummer haben wir ihn entdeckt. Er selbst achtet darauf, dass alles so sicher wie möglich ist, er baut alles selbst mit auf, macht sich vorab Magnesia auf Hände und Füße, dieses weißes Pulver, was auch Turner benutzen, damit man nicht rutscht.“
Außerdem gibt es Handstandakrobatik, Comedy und Jonglage. Alles ist perfekt durchgestylt wie bei einem Musikvideo. So auch, als Romy Michael rücklings auf einem Motorrad liegend in hoher Geschwindigkeit Tücher über Füße und Hände jongliert. Dabei liegen, sitzen oder stehen um sie herum coole Typen, die sie fasziniert beobachten. Motorräder sind Teil der Show. Wie auch starke Frauen.
So auch, als die acht „Helldriver“ in einer geschlossenen Kugel auf engstem Raum mit ihren Motorrädern in einer rasenden Geschwindigkeit kreuz und quer fahren. Unter ihnen: eine Frau.
„Das ist der Wahnsinn. So ein Niveau habe ich noch nie gesehen. Und ich habe schon viele Zirkusse gesehen. Auch auf dem Kreuzfahrtschiff. Aber noch nie so eine fantastische und außergewöhnliche Show“, schwärmt Jürgen Hofmann aus Langenselbold, der mit seiner Frau Sylvia Hofmann in Reihe 4 sitzt. Er sagt: „Ich finde auch die rockige Musik und die Kostüme, die eben nicht so zirkustypische Glitzerkleidung sind, toll.“ 54 Euro kosten die Tickets in den vorderen Reihen. Hofmann sagt schon in der Pause: „Die Show ist das Geld wert.“
Es treten nur Artisten auf. „Dass es keine Tiernummern gibt, war auch einer der Gründe, warum ich mit meinen Kindern gekommen bin“, erzählt Jana Dawidowski, die aus Hünfelden umweit von Limburg angereist ist.

Anfangs fand es ihre Tochter Neila (10) etwas laut: „Aber jetzt habe ich mich an die Lautstärke gewöhnt, und ich mag den Comedian mit den rosa Hotpants am liebsten.“ Ihr Bruder Lennon (11) mochte den Trump-Auftritt. Denn schon zu Beginn der Show dröhnt es aus den Lautsprechern: „Hier ist kein Platz für Rassismus, Sexismus und Homophobie.“ Ein Herr mit Donald-Trump-Maske erscheint kurz zwischen den Zuschauerrängen und läuft bei den Worten schnell wieder weg. Das Publikum johlt.
Es gibt auch einige sexy Momente: Als Olha Peresada mit nassen Haaren und Klamotten an der Stange turnt, während es auf sie runterregnet. Ja, das erinnert schon ein wenig an den Film „Flashdance“. Dazu läuft Purple Rain. Erotik hin oder her: Die Akrobatikleistungen sind immer auf höchstem Niveau. Auch als sich das weibliche Duo Splash an einer Art Wasserbowle entlangturnt, mal im Wasser abtaucht, mal miteinander flirtet und sich am Ende kurz küsst.

Mehr lustig als sexy sind die „Naked Lunch“-Köche. Irgendwann sind sie nackt bis auf ihre Kochmütze: Aber keine Sorge, außer nackten Pos sieht man nichts. Die beiden Komiker (einer Belgier und einer Ire) schaffen es während ihres Auftritts, die Bratpfannen immer wieder so zu platzieren, dass nichts freigelegt wird. Und am Ende des Abends sagt die Stimme aus dem Off: „Diese Show wäre ohne diese sogenannten Ausländer nach nur fünf Minuten beendet gewesen.“ Das Publikum feiert die Artisten und die Aussage mit Standing Ovations.