Vorerst keine Gedenktafel in Fechenheim

Der Magistrat will noch weitere Erkenntnisse zu einem möglichem Zwangsarbeiter abwarten. Auch sollen noch Nachfahren gesucht werden.
Im vergangenen Jahr hatte Barbara Dankert eine wichtige Hürde für ihr Anliegen genommen: Der Ortsbeirat 11 (Riederwald, Fechenheim, Seckbach) hatte auf ihre Initiative hin beschlossen, dass am Heinricht-Kraft-Park in Fechenheim eine Gedenktafel für einen Zwangsarbeiter errichtet werden soll. Doch der Magistrat will der Anregung erst einmal nicht folgen. Denn Hobby-Historikerin Dankert ist nicht die einzige Person, die zu diesem Thema geforscht hat. Und so gibt es nun neue Erkenntnisse, die erst einmal eingeordnet werden müssen.
Es geht um Józef Ochmanek, der auf dem ehemaligen Hofgut Schmiedberger an der Fechenheimer Ankergasse zur Arbeit gezwungen wurde. Dort ging er eine Liebschaft mit einer deutschen Magd ein, was damals streng verboten war. Im Januar 1942 wurde er dann von der Gestapo erhängt, an einem mobilen Galgen, im heutigen Heinrich-Kraft-Park; dort, wo sich jetzt der große Parkplatz befindet.
Zwar begrüße der Magistrat grundsätzlich das Vorhaben, den während des Nationalsozialismus’ ermordeten Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeitern zu gedenken. Ob sich allerdings das Schicksal Ochmaneks als stellvertretender Einzelfall eigne, sei fraglich.
Denn neben Dankert hat sich auch Andrzej Bodek im Rahmen eines „Stadtlabors“ des Historischen Museums mit dem Thema beschäftigt. Dass Ochmanek auf dem Fechenheimer Hofgut unfreiwillig zum Einsatz kam, bestreitet auch Bodek nicht. Allerdings bezeichnet er Ochmanek eher als „Fremdarbeiter“, der „aus seiner familiären und sozialen Umgebung herausgerissen und ins deutsche Reichsgebiet verschleppt wurde“.
Und noch eine zweite Sache nimmt Bodek mehr in den Fokus: Die Geschichte der Magd oder Köchin, mit der Ochmanek eine Liebesbeziehung eingegangen ist. Der Magistrat schreibt dazu, dass „das Schicksal der ebenfalls auf dem Hofgut Schmidberger beschäftigten und denunzierten Köchin, die wegen ihrer ‚Liebesbeziehung‘ zu Ochmanek verhaftet und in das KZ Ravensbrück eingewiesen wurde, nicht außer Acht gelassen werden“ dürfe.
Andrzej Bodek bestätigt das, bittet darüber hinaus aber um Zurückhaltung. Denn seine Forschungen sind einerseits noch nicht abgeschlossen. Er plant, seine Studie nach der Fertigstellung der „Bibliothek der Generationen“ des Historischen Museums zu übergeben.
Andererseits geht es auch um die Frage, ob zu beiden Personen noch Nachkommen zu finden wären und ob eine Einbeziehung dieser möglichen Nachfahren in ein wie auch immer gestaltetes Gedenken möglich wäre.
Das sieht auch der Frankfurter Magistrat so. Bevor sich der Ortsbeirat für die Errichtung eines Gedenkortes für Józef Ochmanek entscheidet, sollten im Vorfeld unbedingt Nachforschungen über etwa noch lebende Angehörige des Hingerichteten angestellt werden.
Abschließend legt der Magistrat nahe, „aufgrund der Faktenlage die noch laufenden historischen Recherchen bis zur Fertigstellung abzuwarten“.
Damit können sowohl Andrzej Bodek als auch Barbara Dankert leben. Für Bodek verdient „diese Angelegenheit noch Zeit und Engagement für weiterführende Forschungsschritte, an deren Ende dann eine Bewertung des Gedenkvorhabens stehen könnte“. Dankert, die als Kind oft an der Stelle von Ochmaneks Ermordung gespielt hat, wiederum findet es „erfreulich, dass Andrzej Bodek nach dem Stadtlabor den Ball aufgenommen und weitere Quellen erschlossen hat, die zu den nun formulierten Ergebnissen geführt haben“. Sie geht davon aus, dass der Magistrat für seine Einschätzung auch weitere Historiker und Historikerinnen zu Rate ziehen wird.