„Riesenchance vertan“: Fall Akman sorgt bei Grünen in Frankfurt für Streit
Hätte Manuela Rottmann bei der OB-Wahl in Frankfurt besser abschneiden können? Das wird Thema eines parteiinternen Treffens in Sachsenhausen.
Frankfurt - Wenn sich die Basis der Frankfurter Grünen am heutigen Samstag zur Nachlese der OB-Wahl in einem Hotel in Sachsenhausen trifft, dann wird es zum einen um die Fragen gehen, warum ihre Kandidatin Manuela Rottmann ausgeschieden ist und ob die Grünen eine Empfehlung für die Stichwahl aussprechen sollten. Die Debatte wird sich aber auch um einen Mann gehen, der mit den Grünen gar nichts zu tun hat: Tarkan Akman, Sozialdemokrat, bis zum 27. Februar Chef des wichtigen Hauptamts und vom Magistrat bestimmter Wahlleiter.
Akman musste die Stadtverwaltung verlassen, weil er in die AWO-Affäre verwickelt ist. Seine Schwester arbeitete just in der deutsch-türkischen Kita, in der Peter Feldmanns Ehefrau zuvor Chefin war. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen einer möglichen Unrechtsvereinbarung zwischen Akman und der AWO. Wie schon im Verfahren gegen den früheren Oberbürgermeister Feldmann steht der Verdacht der wohlwollenden Amtsausübung im Raum.
Fall Akman in Frankfurt: Warum schwiegen die Verantwortlichen?
Bürgermeisterin Nargess Eskandari-Grünberg und Personaldezernent Bastian Bergerhoff, die beide zu den einflussreichsten Grünen in Frankfurt gehören, erfuhren von diesen Vorwürfen wenige Tage vor dem 27. Februar, an dem sie schließlich das Arbeitsverhältnis mit Akman beendeten. Öffentlich wurde dieser Vorgang nicht, und bei den Grünen fragen sich viele: Warum bloß nicht?

Denn klar ist, dass der Fall Akman den Druck auf SPD-Kandidat Mike Josef erhöht hätte. Dieser bekommt regelmäßig Vorwürfe zu hören, er trete in der AWO-Affäre nicht entschlossen genug auf, er habe viel zu lange an Peter Feldmann festgehalten und das Abwahlverfahren gegen seinen früheren Parteifreund nicht wirklich unterstützt.
Fall Akman: Hätte Veröffentlichung Einfluss aufs Wahlergebnis in Frankfurt gehabt?
Eine Woche vor der Wahl kritisierte ihn etwa Grünen-Chefin Julia Frank deswegen. Hätte Frank damals schon von Tarkan Akmans Verwicklungen in die AWO-Affäre gewusst, wäre ihr Ton mit Sicherheit um einiges schärfer ausgefallen.
Wollten Eskandari-Grünberg und Bergerhoff keine Auskunft geben, um sich nicht vorwerfen zu lassen, Einfluss auf die OB-Wahl zu nehmen? Ob der Fall Akman den SPD-Kandidaten die 5531 Stimmen gekostet hätte, die sein Vorsprung vor Manuela Rottmann von den Grünen betrug, ist Spekulation.
Grüne zur OB-Wahl in Frankfurt: „Riesenchance vertan“
Manche Kommentare von Grünen gehen zumindest in die Richtung. „Es wurde eine Riesenchance für Frankfurt vertan, ein einmaliges politisches Talent für eigene kleine billige Spielchen zerrieben“, schreibt etwa Andreas Laeuen von den Grünen im Ortsbeirat 1 auf Twitter.
Dass die Trennung von Akman erst am Montag nach der Wahl auf Anfrage der FR publik gemacht wurde, begründet das Personaldezernat so: „Es entspricht nicht dem üblichen Vorgehen, dass über personelle Veränderungen innerhalb der Stadtverwaltung gezielt informiert wird, da diese als interne Vorgänge behandelt werden.“ Yanki Pürsün, Fraktionschef und OB-Kandidat der FDP, hält dieses Vorgehen für „nicht in Ordnung“. Er fragt zudem, ob die Trennung von Akman einvernehmlich erfolgen musste, wie Eskandari-Grünberg berichtet hatte. Daniela Mehler-Würzbach, die bei der OB-Wahl ebenfalls für die Linke kandidiert hatte, hätte sich „mehr Transparenz“ gewünscht. Auch bei der Sitzung des Magistrats am Freitag äußerten Dezernent:innen nach FR-Informationen ihr Unverständnis über die ausgebliebene Unterrichtung der Öffentlichkeit.
Frankfurt: Akman nicht mehr Chef der SPD-Bonames
Seinen Vorsitz im SPD-Ortsverein Bonames hat Akman mittlerweile abgegeben. Ein entsprechender Brief sei am Donnerstag im Parteihaus an der Fischerfeldstraße eingegangen, sagte SPD-Vorstand Kolja Müller im Gespräch mit der FR. Datiert sei der Brief vom 6. März, dem Tag, an dem die Vorwürfe gegen Akman bekannt wurden.
Zum einstigen Amtsleiter habe er keinen Kontakt, sagte Müller. Wenn er ihn anrufe, melde sich direkt die Mailbox. Eine Erfahrung, die auch die Frankfurter Rundschau immer wieder machte beim vergeblichen Versuch, von Akman eine Stellungnahme zu den Vorwürfen zu bekommen. (Georg Leppert)