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Fahrgastbeirat in Frankfurt: Die Stimme der Fahrgäste

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Von: Florian Leclerc

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Michael Schmidt an der Hauptwache, wo einst Straßenbahnen fuhren. Foto: Christoph Boeckheler
Michael Schmidt an der Hauptwache, wo einst Straßenbahnen fuhren. © Christoph Boeckheler

Michael Schmidt ist der Dienstälteste im Fahrgastbeirat von Traffiq, der sich um die Interessen der Fahrgäste kümmert. Das Gremium konstituiert sich nun neu.

Michael Schmidt ist schon als Kind gerne mit der Straßenbahn gefahren. Damals, in den 1970er-Jahren, mit seiner Oma in der Linie 16 von Oberrad ins Gutleut. Er erinnert sich genau, wie sie auf der Altstadtstrecke fuhr, wie die Schaffner kontrollierten, und auch an die Straßenbahnen an der Hauptwache und auf der Zeil.

1978, als die S-Bahn-Strecke vom Hauptbahnhof in die Innenstadt in Betrieb ging, wurde die Straßenbahn auf der Zeil eingestellt, um bis 1983 die Weiterführung des Tunnels unter der Zeil bauen zu können. Zur Inbetriebnahme der U-Bahn-Strecke C (U6/U7) 1986 sollte unter Oberbürgermeister Walter Wallmann (CDU) die gesamte Innenstadt oberirdisch „schienenfrei“ werden. Dagegen engagierte sich Michael Schmidt, Jahrgang 1967.

Einsatz für die Straßenbahn

Er machte mit beim Bündnis „Rettet die Straßenbahn“ und sammelte mit anderen knapp 60 000 Unterschriften. Das Regierungspräsidium Darmstadt reagierte auf den Bürgerprotest und versagte das Aus für alle innerstädtischen Straßenbahnstrecken. Der neue Oberbürgermeister Wolfram Brück (CDU) hielt das für politisch motiviert und sagte die Feier zur Eröffnung der neuen U-Bahn-Strecke C ab, was bundesweit für Schlagzeilen sorgte. Der Kompromiss, der später folgte, war, die Altstadtstrecke mit der Linie 11 zu erhalten. Alle anderen Straßenbahnstrecken wurden wie geplant stillgelegt.

Schmidt stammt aus einer Familie, der Verkehr immer viel bedeutet hat. Der Vater führte eine Kfz-Werkstatt und verkaufte Autos, ein Onkel reparierte Oberleitungen bei der Frankfurter Verkehrsgesellschaft. Auch nach dem Bürgerbegehren setzte sich Schmidt weiter für den Nahverkehr ein. Er trat 1988 dem Verkehrsclub Deutschland (VCD) bei. Seine berufliche Karriere führte ihn unterdessen in die Verwaltung. Schmidt studierte an der Verwaltungsfachhochschule in Wiesbaden, schloss als Diplom-Verwaltungswirt ab, ging zum Regierungspräsidium Darmstadt und wurde dann stellvertretender Amtsleiter im Ordnungs- und Sozialamt in Kriftel.

Dort blieb er fast zehn Jahre, wechselte dann als Amtsleiter nach Egelsbach, wo er fast 17 Jahre arbeitete. In dieser Zeit brachte er die Genehmigung des Radschnellwegs zwischen Egelsbach und Wixhausen mit auf den Weg, der in diesem Teilbereich schon fertig ist.

Seit zweieinhalb Jahren ist er Leiter des Ordnungsamts in Rüdesheim und bereitet die Bundesgartenschau 2029 mit vor - der Radweg auf dem Leinpfad soll bis dahin gebaut, der Bahnhof verlegt werden, damit die Station barrierefrei werden kann. Die vier Stunden, die Schmidt an vielen Tagen in der Bahn sitzt, um von Frankfurt-Berkersheim nach Rüdesheim zu pendeln, verbringt er auch damit, die Sitzungen des Fahrgastbeirats vorzubereiten. Am 23. März konstituiert sich das Gremium neu - für weitere vier Jahre. Viermal im Jahr kommt der Fahrgastbeirat mit 22 Personen zusammen, darüber hinaus gibt es Treffen in Arbeitsgruppen etwa zu Fahrgastinformation, Fahrzeugen, Störfällen.

Bei Gestaltung der Fahrzeuge mitreden

Der Fahrgastbeirat besteht zur Hälfte aus Fahrgästen, zur anderen Hälfte aus Vertretern von Verbänden oder Organisationen - ADFC, Asta, DGB, Frankfurter Behindertenarbeitsgemeinschaft (FBAG), IHK, Kommunale Ausländerinnen- und Ausländervertretung (KAV), Pro Bahn, Regionalverband, Seniorenbeirat, Stadtelternbeirat Frankfurt - und eben dem VCD, für den Schmidt erneut einziehen wird. Er ist seit der Gründung des Fahrgastbeirats 1998 mit dabei.

Schmidt erinnert an den Eisregen 2013 in Frankfurt. Viele Straßenbahn fielen aus, es gab keinen adäquaten Ersatzverkehr mit Taxis oder Bussen. Das sei „ein Unding“, sagt er. Heute reagierten VGF und Traffiq schneller und effektiver - auch weil der Fahrgastbeirat an der Störfallkonzeption mitgewirkt habe.

Die Gestaltung der Fahrzeuge sei ein anderes wichtiges Thema. „Umgerechnet jeder vierte Menschen ist zu einer bestimmen Zeit in seinem Mobilitätsverhalten eingeschränkt, denken Sie mal daran, wenn Sie zwei schwere Koffer die Treppe hochtragen müssen oder den Kinderwagen dabei haben“, sagt er. Für all diese Menschen sei Barrierfreiheit wichtig, nicht nur für die im engeren Sinne etwa zehn Prozent der Bevölkerung, die dauerhaft eingeschränkt seien.

Auch hätten etwa neun Prozent der Männer eine Rot-Grün-Sehschwäche. Daher sei Kontrast entscheidend. Schmidt weiß, dass die Haltestangen in den Bahnen einst silbern und glatt gewesen sind, nun aber grellorange oder quietschgelb und geriffelt - so seien sie für Sehbehinderte deutlich besser zu erkennen. Mehr Kontrast gebe es auch bei den Anzeigen vorne am Bus - schwarz und weiß - was besser lesbar sei.

Von den Verkehrsdezernenten sei Lutz Sikorski (Grüne) derjenige gewesen, der den Fahrgastbeirat am häufigsten um Rat gebeten habe. Von Oberbürgermeister Peter Feldmann (SPD), der Aufsichtsratsvorsitzender von Traffiq, RMV und VGF ist, erhofft sich Schmidt, dass dieser ein offenes Ohr für die Vorschläge des Fahrgastbeirats hat - und diesen auch gelegentlich konsultiert.

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