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Europacup in Frankfurt mit Smørebrød

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Von: Thomas Stillbauer

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Packend: Dzuna Kalnina und Philipp Hunscha reportieren.
Packend: Dzuna Kalnina und Philipp Hunscha reportieren. © Privat

Ein musikalischer Abend Mitte Mai lässt den Triumph der Eintracht in Sevilla noch einmal aufleben. Ab sofort gibt es Tickets.

Es ist heiß in Sevilla. Und es gibt nichts zu trinken im Stadion. Wer dabei war am 18. Mai 2022, spürt die trockene Kehle wieder. Aber die Begleitmusik ist diesmal eine andere. „Summertime“ von George Gershwin ist zu hören. Die Ouvertüre zum „Barbier von Sevilla“. Und: „Es gibt kein Bier auf Hawaii“ von Paul Kuhn. Den Rahmen bildet eine Fußballreportage: der Originalkommentar aus der Fernsehübertragung des Europa-League-Endspiels zwischen Eintracht Frankfurt und den Glasgow Rangers.

„Ein bisschen irre, die ganze Geschichte“, sagt Dzuna Kalnina und lacht. Die Kelkheimer Sängerin hat das Ganze mit ihrem Mann ausgeheckt. Irre genug, dass die Seilerei in Oberrad den Schauplatz für die Akteurinnen und Akteure, ein kleines Team der Kammeroper Frankfurt, am 17. Mai stellt.

Seppel Rode blutet - „O Haupt ...!“

Fünf Minuten sind in Sevilla gespielt. Der Fuß eines Gegenspielers trifft den Frankfurter Sebastian Rode am Kopf. „Der Fuß ist zu hoch – der hat da nichts zu suchen!“, heißt es vom Reporter, dem Frankfurter Schauspieler Philipp Hunscha, der den echten TV-Kommentar weitgehend 1:1 übernimmt. Rode blutet. „O Haupt voll Blut und Wunden“ erschallt es dazu nach Worten des Kirchendichters Paul Gerhardt und Tönen von Haßler und Bach.

„Eine Mischung aus Theater und Konzert – wer kommt schon auf so was?“, fragt Dzuna Kalnina. „Wir haben total viel Spaß dabei gehabt, die Musik auszusuchen.“ Für die musikalische Ehrung der Glasgow Rangers engagierten sie eigens die Dudelsackspielerin Kerstin Arndt. Wenn ein Angriff aufs gegnerische Tor rollt, gibt es den Säbeltanz von Chatschaturjan und Wagners Walkürenritt zu hören. Auch die Heimatländer der Eintracht-Helden werden musikalisch dargestellt: Für Daichi Kamadas große Szenen spielt eine japanische Flöte. Wenn der Däne Jesper Lindström am Ball ist, gibt es – natürlich – Smørebrød aus der Muppet-Show. Sängerin Annette Fischer trägt ein Rezept vor.

Wer wird die Carmen des schönen Kevin?

Für „den schönen Kevin“ (Torwart Trapp) hat Kalnina „Lass mich deine Carmen sein“ von Friedrich Hollaender ausgesucht, für die vergebenen Torchancen das Evergreen „Perhaps, Perhaps, Perhaps“, und wenn es schließlich zum Elfmeterschießen geht, na klar: „Also sprach Zarathustra“, Nietzsche und Strauss. Übrigens ganz ohne Fernsehbilder. Das Geschehen erschließt sich aus den Fußballkommentaren.

Ganz bewusst haben sich die umtriebige Sängerin und ihr Mann bei der Musikauswahl eingelassen auf „ein Sammelsurium von allem, was sich anbietet“, und die Musikerinnen und Musiker brachten ihre eigenen Ideen mit. Außer Fischer und Arndt sind das noch Eugeni Orkin (Klarinette) und Stanislaw Rosenberg (Klavier). Dzuna Kalnina hatte zuvor schon unter anderem ein erfolgreiches Benefizkonzert für die Ukraine initiiert und in der für Kunstschaffende härtesten Corona-Phase einen „ambulanten Operndienst“ ins Leben gerufen: „Oper Rette“ brachte Konzerte in die Wohnzimmer der vereinsamten Menschen.

Kein Bier auf Hawaii? In Oberrad schon

Und nun also ein Abend für Leute, die gar nicht einsam, sondern gemeinsam noch einmal den Triumph von Sevilla zelebrieren können. „Wir hoffen auf ein Publikum, das die Eintracht unterstützt“, sagt die Sängerin, gern mit Pauken und Trompeten.“ Das Spiel wird nicht in voller Länge wiederholt, aber es dauert 90 Minuten plus Verlängerung. Dürfen wir denn davon ausgehen, dass die Eintracht wieder gewinnt? „Das wird sich zeigen“, sagt Kalnina mit geheimnisvollem Blick, „aber einen Pokal haben wir dabei – versprochen.“ Bier übrigens auch. Es ist in Oberrad ja nicht wie auf Hawaii.

Und wer weiß, vielleicht ergibt sich eine weitere Gelegenheit für solch einen Fußballkonzertspaß. Am 3. Juni steht die Eintracht wieder in einem Endspiel.

Der lyrische Sturm – Una notte a Siviglia“, Oper und Fußball, frei nach dem Europapokalsieg der Eintracht, am Mittwoch, 17. Mai, 20 Uhr, Netzwerk Seilerei, Offenbacher Landstraße 190. Tickets unter netzwerk-seilerei.net

Europacup an der Berger Straße vom Künstlerkollektiv Frankfurter Farbe mit „Adler“ (re.).
Europacup an der Berger Straße vom Künstlerkollektiv Frankfurter Farbe mit „Adler“ (re.). © Monika Müller

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