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Die Stimmen zur OB-Stichwahl: Erleichterung bei der Koalition im Römer

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Von: Christoph Manus, Sandra Busch, Georg Leppert

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Mike Josef ist neuer Oberbürgermeister von Frankfurt. Auch Teile der Opposition freuen sich über Josefs Wahlsieg.

Frankfurt – Wenn selbst Volker Stein keine klare Ansage macht, müssen die Dinge wirklich kompliziert sein. Der FDP-Politiker, einst Frankfurter Ordnungsdezernent mit dem Ruf eines unnachgiebigen Sheriffs, ist eigentlich kein Freund von Grautönen. Aber ob Mike Josef oder Uwe Becker neuer Frankfurter Oberbürgermeister wird? Stein zuckt mit den Schultern. „Weiß ich nicht, definitiv nicht.“

So wie Stein geht es vielen der Politiker:innen, Kulturschaffenden und sonstigen Frankfurter Promis, die sich am Sonntagabend zur Wahlparty im Römer getroffen haben. „Too close to call“, würde man in den USA wohl sagen – es ist unmöglich, das Ergebnis vorherzusagen, denn die Kandidaten liegen mutmaßlich viel zu nahe beieinander.

„Bahnbabo“ Peter Wirth mit Nargess Eskandari-Grünberg und Hilime Arslaner (beide Grüne). Renate Hoyer
„Bahnbabo“ Peter Wirth mit Nargess Eskandari-Grünberg und Hilime Arslaner (beide Grüne). Renate Hoyer © Renate Hoyer

Frankfurt: Spannender Wahlabend im Römer

Und der Abend hält, was er verspricht. Bereits um 18.15 Uhr sind auf dem Bildschirmen die Ergebnisse aus den ersten Wahlbezirken zu sehen. Josef liegt ganz knapp vorne. Um 18.20 Uhr wendet sich das Blatt zum ersten Mal. Doch mehr als vier oder fünf Prozentpunkte Vorsprung schafft Uwe Becker nicht. 25 Minuten später die nächste Wende. Mike Josef übernimmt die Führung, doch noch sind die Briefwahlbezirke nicht ausgezählt. In denen ist die CDU traditionell stark. Und tatsächlich schmilzt Josefs Vorsprung. Doch um kurz nach 19 Uhr ist fast allen im Römer klar: Es reicht für Mike Josef. Er wird Frankfurter Oberbürgermeister – der erste gewählte mit Migrationsgeschichte.

Bei den Vertreter:innen der Römer-Koalition von Grünen, SPD, FDP und Volt sorgt diese Erkenntnis vor allem für eines: große Erleichterung.

Stichwahl in Frankfurt: Teile der Opposition freuen sich für Josef

Becker hatte in den vergangenen Tagen und Wochen deutlich gemacht, dass er das Regierungsbündnis vor sich her treiben würde. Sogar ein Umbau des Magistrats stand zeitweise im Raum, noch am Freitag hatte Becker erklärt, er werde die Diagonalsperre am Grüneburgweg abbauen lassen. Verkehrsdezernent Stefan Majer (Grüne) ließen solche Ankündigungen ratlos zurück. „Ich bin froh, dass es bei dieser Wahl um Inhalte ging und sie so ausgegangen ist“, sagt er.

Ähnlich äußert sich die Parteichefin der Grünen, Julia Frank: Mit Josef gebe es „viel mehr Übereinstimmungen“ ihrer Partei als mit Becker. Auch Ordnungsdezernentin Annette Rinn (FDP) ist froh. „Ich habe immer gut mit Uwe Becker zusammengearbeitet, aber ich glaube, es ist jetzt besser, wenn wir nicht noch eine andere Partei in den Magistrat bekommen“, sagt sie.

Petra Roth (rechts) war 17 Jahre lang Frankfurter OB. renate hoyer
Petra Roth (rechts) war 17 Jahre lang Frankfurter OB: Renate Hoyer. © Renate Hoyer

Auch Teile der Opposition freuen sich für Josef. Er sei zwar in vielen Punkten anderer Meinung als Josef, sagt der Stadtverordnete Manfred Zieran (Ökolinx): „Aber man kann mit ihm reden.“ Und der Stadtverordnete der Linken, Eyup Yilmaz, richtet den Blick nach vorne: „Er soll nicht nur ein SPD-Oberbürgermeister sein. Er soll für alle da sein, eine Stadt für alle möglich machen.“

Linkes Bündnis

Der Kommentar zur OB-Wahl in Frankfurt.

Bleibt noch Peter Wirth, der „Bahnbabo“, der nach seinem sensationellen vierten Platz im ersten Wahlgang für Josef geworben hatte. Er verabschiedet sich mit einem Gedicht aus dem Wahlkampf: „Das Leben liebt Mike, er liebt das Leben / Liebe, Glück und Zuversicht soll es für ihn für immer geben.“ (Sandra Busch/Georg Leppert/Christoph Manus)

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