1. Startseite
  2. Frankfurt

Erdbebenhilfe: Ein Containerviertel für Hatay

Erstellt:

Von: Timur Tinç

Kommentare

Organisieren das Workcamp: Ebru Günes Arslan, Hüseyin Ayvaz, Franziska Biedenkopf und Michael White.
Organisieren das Workcamp: Ebru Günes Arslan, Hüseyin Ayvaz, Franziska Biedenkopf und Michael White. © Peter Jülich

Das Deutsch-Türkische Jugendwerk organisiert in den Osterferien ein Workcamp in der Türkei. Es soll vor allem Schutzräume für Mädchen und junge Frauen entstehen, die ihre Familien verloren haben.

Drei der fünf Namen stehen schon fest: Frankfurt, Sossenheim und Kosmos. Für die zwei anderen Container „werden wir uns noch was einfallen lassen“, sagt Hüseyin Ayvaz, Geschäftsführer des Deutschen-Türkischen Jugendwerks (DTJW). Vom 5. bis zum 20. April in den Osterferien organisiert das DTJW ein sogenanntes Workcamp in Hatay im Süden der Türkei. Die Provinz ist vom Erdbeben am 6. Februar schwer getroffen worden. Mit einer 25-köpfigen Gruppe, 20 Jugendlichen und fünf Betreuer:innen, will das DTJW vor Ort ein Containerviertel für junge Mädchen und Frauen errichten, die ihre Familien verloren haben. Auch um sie vor sexuellen Übergriffen zu schützen, so Ayvaz.

„Wir haben Erfahrung damit“, sagt Franziska Biedenkopf, Vorsitzende des Vereins. Im Jahr 2000 hat das DTJW, das Träger des Jugendtreffs Kosmos in Sossenheim ist, ein Workcamp nach dem schweren Erdbeben 1999 in der Türkei organisiert. Michael White war damals als 20-Jähriger in Gölcük dabei. „Diese Erfahrung dort wieder etwas aufzubauen, hat mich sehr geprägt“, sagt der heute 42-jährige Sozialarbeiter. Damals war es ein Spielplatz. Die Schicksale der Menschen seien ihm am meisten in Erinnerung geblieben. Man freue sich wenn man die Betroffenen – und sei es nur für ein paar Stunden – glücklich machen kann.

„Die Begeisterung, das wir etwas tun und die Anteilnahme ist sehr groß unter den Jugendlichen“, erzählt White aus den Gesprächen im Jugendtreff. „Wir haben schon einige gefunden, die sich Urlaub nehmen können und wollen“, erzählt Sozialarbeiterin Ebru Günes Arslan. Es seien aber noch Plätze frei. Die 32-Jährige ist eine der Betreuer:innen, die mitfliegen wird und die Tage vor Ort in den sozialen Netzwerken dokumentieren wird. Vorab wird es einen dreitägigen Vorbereitungskurs für alle Interessierten geben. Dabei wird es auch eine Liveschaltung zum Bürgermeister von Hatay und den beteiligten Jugendlichen aus der Türkei geben. „Erst nach dem Vorbereitungskurs muss man sich entscheiden, ob man mit will oder nicht“, sagt Ayvaz. So eine Erfahrung könne psychisch sehr belastend sein. Lieber ein ehrliches Nein, als später vor Ort Probleme zu erleben. Eine der Betreuer:innen wird eine Psychologin sein.

Die fünf Wohncontainer, die pro Stück 3000 Euro kosten, sind bestellt. In zwei davon werden Jugendliche aus Deutschland leben, in den anderen türkische Jugendliche. Einer der Container wird ein Aufenthaltsraum. „Am Ende unserer Aktion werden wir die Container den Familien übergeben“, erklärt Ayvaz. Er rufe auch andere Vereine und Organisationen auf, weitere Container zu stiften. „Es soll nicht nur ein Workcamp, sondern auch eine Begegnungsaktion sein“, betont Ayvaz.

Der Verein

Das Deutsch-Türkische Jugendwerk (DTJW) organisiert vom 5. bis zum 20. April in Hatay ein Workcamp. Es soll ein Container-Viertel in der vom Erdbeben betroffenen Provinz entstehen. Mitfahren dürfen Jugendliche, die volljährig sind und können sich auf dtjw.de anmelden. Die Kosten betragen aktuell rund 300 Euro.

Die Vorbereitung auf die Reise findet vom 24. bis 26. März im Jugendtreff Kosmos, Sossenheimer Weg 176 statt.

Ein Spendenkonto gibt es ebenfalls

Deutsch-Türkisches Jugendwerk e.V.

DE04 5135 0025 0205 0727 04

Stichwort: Erdbebenhilfe Türkei

Hatay ist aus Sicht von Hüseyin Ayvaz die kosmopolitischste Stadt der Türkei. Dort lebten seit Jahrhunderten verschiedene Ethnien friedlich zusammen. Jugendliche, die sie in Hatay kennenlernen sollen irgendwann auch für drei Wochen nach Deutschland kommen. Es sollen Bindungen und Freundschaften entstehen. „Jugendarbeit ist wenn man sich nicht nur bei schönen Tagen begegnet, sondern auch bei Katastrophen zueinander steht“, sagt Ayvaz.

Die Reisegruppe will auch so viele Spenden wie möglich direkt in die Krisenregion mitnehmen. Beim Hinflug werden sie viele Medikamente mitnehmen. „Die werden wir aber nicht verteilen, sondern an den türkischen Apothekerverband übergeben“, sagt Ayvaz. Die sinnvollste Erdbebenhilfe sei weiterhin die finanzielle Hilfe. Beim türkischen Konsulat hätten sich laut Ayvaz fast 1200 Leute gemeldet, die aus Frankfurt direkt ins Erbebengebiet fliegen wollen. „Sie sind dankbar, dass wir so eine Gelegenheit bieten.“

Die Teilnahmegebühr beträgt aktuell 300 Euro. Das DTJW hofft mit weiteren Spenden den Preis für die jungen Menschen, die helfen wollen, so weit wie möglich noch nach unten drücken zu können. „Wir wollen ganz viel Zuversicht und Hoffnung mitnehmen und möchten sie dort streuen“, sagt Ayvaz.

Bei Michael White haben sich aus dem privaten Kreis viele Freunde gemeldet, die sich beteiligen und spenden wollen. „Ich bin überzeugt, dass wir noch einige Container zusätzlich zusammenbekommen werden“, sagt er. Dann kommen neben Frankfurt, Sossenheim und Kosmos noch viele weitere Namen mit Bezug zur Stadt auf die Container.

Auch interessant

Kommentare