English Theatre in Frankfurt: Vertrag über kulturelle Nutzung ging nicht an Investor

Das English Theatre fordert die Commerzbank zur Vertragsverlängerung auf. Einen städtebaulichen Vertrag habe die Bank nicht an den neuen Eigentümer des Gebäudes weitergegeben.
Mit der Forderung an die Commerzbank, den Untermietvertrag für das English Theatre bis 31. Januar 2024 zu verlängern, ist Intendant Daniel Nicolai am Donnerstagabend im Kulturausschuss aufgetreten.
Wie Nicolai ausführte, habe der Investor Capitaland beim Kauf des Gallileoturms, Gallusanlage 7, keinen Vertrag über die Theaternutzung im Erd- und Untergeschoss von der Commerzbank erhalten. Das habe Capitaland dem English Theatre mitgeteilt. Die Commerzbank kündigte auf FR-Anfrage zeitnah ein Statement an.
Intendant Nicolai forderte, die Commerzbank solle die Nutzung der Spielstätte bis Ende Januar 2024 sicherstellen. Nach aktuellem Stand läuft der Untermietvertrag zwischen Commerzbank und English Theatre am 15. April aus. Für den 14. April bereitet das Theater momentan die Premiere von „Manor“, eine Satire der britischen Dramatikerin Moira Buffini, vor. Für 16. Juni ist die Premiere von „Now and Then“, eine Romantik-Komödie von Sean Grennan, geplant.
Planungsdezernent will B-Plan nicht ändern
Das English Theatre ist das größte englischsprachige Theater auf dem europäischen Kontinent. Seit 2003 hat es seine Spielstätte im Gallileo-Hochhaus. Die Dresdner Bank hatte sich 1999 als damalige Eigentümerin der Immobilie mit der Stadt auf eine dauerhafte kulturelle Nutzung im Erdgeschoss und Souterrain geeinigt. Der Bebauungsplan sieht als Nutzungen „Einzelhandel, Gastronomie, Kultur und sonstigen Gemeinbedarf“ vor. Der Vertrag gilt für alle Rechtsnachfolger, auch die Commerzbank.
„Der Bebauungsplan setzt dort eine öffentliche Nutzung fest“, sagte Planungsdezernent Mike Josef (SPD). Er sprach von einem „zivilrechtlichen, keinem städtebaulichen Vertrag“. Eine Änderung des Bebauungsplans schloss er aus.
Die Bank habe allerdings die „Dauerhaftigkeitsklausel“ des Vertrags beim Verkauf nicht beachtet, sagte Nicolai. Die Stadtverordneten reagierten mit Kopfschütteln. „Unsere Befürchtungen haben sich bestätigt“, sagte Sabine Fischer (CDU).
„Wir unterstützen sie“, sagte Britta Wollkopf (Volt), die bei dieser Aussage alle Fraktionen im Kulturausschuss hinter sich wusste, zu Daniel Nicolai. Peter Paul Thoma (FDP) fragte Kulturdezernentin Ina Hartwig (SPD) nach einem „Plan B“, falls sich keine Lösung abzeichne. Darüber wollte Hartwig nicht spekulieren. Die Kulturdezernentin führte aus, es gebe einen Austausch zwischen der Commerzbank und der Stadt über den Vertrag von 1999 – „mit unterschiedlichen Auffassungen“. Gespräche mit dem Bankvorstand seien „zeitnah terminiert“. Der Vorstand habe versichert, an einer Lösung interessiert zu sein. Die Commerzbank sollte den Mietvertrag verlängern, forderte Hartwig. Capitaland sollte einen Anschlussmietvertrag aufsetzen. Sie habe den Investor angeschrieben. „An einer juristischen Auseinandersetzung sollte niemand ein Interesse haben.“