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Der Enge entkommen

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Von: Georg Leppert

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Die Architektur lässt auf den ersten Blick nicht auf eine Hochschule schließen; vielmehr erinnert die Inneneinrichtung an ein internationales Unternehmen.
Die Architektur lässt auf den ersten Blick nicht auf eine Hochschule schließen; vielmehr erinnert die Inneneinrichtung an ein internationales Unternehmen. © Monika Müller

Die Frankfurt School of Finance and Management eröffnet in wenigen Tagen ihren Neubau.

Donnerstag, 26. Oktober 2017. Das Datum, auf das an der Frankfurt School of Finance & Management sehr viele Menschen sehr lange hingearbeitet haben. An diesem Tag wird der Neubau mit der Adresse Adickesallee 32-34 offiziell eröffnet.  Für die private Wirtschaftshochschule ist der Termin viel mehr als der Abschluss der zweijährigen Bauarbeiten. Es ist der Startschuss in eine Zukunft, in der die Frankfurt School ganz oben mitspielen will. In einer anderen Liga als bisher, zusammen mit den besten Wirtschaftshochschulen Europas.

Schon mit ihrem Namen wollte die Frankfurt School bei ihrer Gründung neue Wege gehen. Die Einrichtung ging im Jahr 2007 aus einem Zusammenschluss von Bankakademie und Hochschule für Bankwirtschaft hervor. International machen derartige Bezeichnungen wenig her. Und der Wettbewerb, in dem die Privathochschule bestehen will, spielt sich nicht nur in Deutschland ab.

Angesiedelt war die Hochschule zunächst im Frankfurter Ostend und Präsident Udo Steffens wurde nicht müde, die Nähe zur neuen Europäischen Zentralbank als Standortvorteil zu benennen. Tatsächlich konnten Fotografen und Kameraleute sehr oft schöne Bilder aufnehmen: ein Professor der Frankfurt School auf der Dachterrasse der Hochschule – im Hintergrund die Türme der Zentralbank. Und die Frankfurt School schaffte es regelmäßig in die Medien. Auch in der „Tagesschau“ gibt es immer wieder kurze Interviews mit Wissenschaftlern, die Fragen zur Gefahr einer neuen Finanzkrise oder den Problemen des Derivatehandels in wenigen Sekunden beantworten.

Doch je mehr junge Leute sich für einen Bachelor-Studiengang einschrieben (und dafür knapp 7000 Euro pro Semester bezahlten) und je mehr Unternehmen ihre Mitarbeiter für Master-Programme anmeldeten (was auch mal 30 000 oder 40 000 Euro pro Studium kosten kann), desto offensichtlicher wurde das Problem der Hochschule: Sie war schlicht viel zu klein. Mehr als 2200 Studierende sind derzeit in akademischen Programmen eingeschrieben, dazu kommen knapp 3200 Arbeitnehmer, die sich berufsbegleitend weiterbilden.

Schwierige Suche nach neuem Standort

Doch diese Zahlen täuschen. Für Trainingsmaßnahmen an der Frankfurt School melden sich jährlich um die 20 000 Menschen an. Die Suche nach einem neuen Standort gestaltete sich schwierig. Mehr als einmal ließ die Frankfurt School durchblicken, dass sie auf mehr Unterstützung seitens der Stadt hoffe. Zeitweise stand sogar ein Umzug ins Umland zur Debatte.

Dass die Hochschule schließlich ausgerechnet die seit Jahren leerstehende Oberfinanzdirektion kaufte, um dort ihren neuen Campus zu errichten, hat eine witzige Note. In schöner Regelmäßigkeit betont man an der Frankfurt School, dass man anders als die Goethe-Universität (die im Fachbereich Wirtschaftswissenschaften durchaus als Konkurrent wahrgenommen wird) eben keine Landesmittel bekomme. Und nun zahlte die private Hochschule Geld ans Land. Für zehn Millionen Euro kaufte sie das Gelände, übernahm den Abriss des völlig maroden Gebäudes und kümmerte sich darum, dass der Denkmalschutz beachtet wurde.

So blieb der Präsidialbau, ein niedriges, vorgelagertes Gebäude, erhalten, ebenso wie die Überreste einer Tankstelle, die zu einer Ladestation für Elektroautos und -fahrräder umgebaut wurde.

Eine Stromtankstelle ist nicht die einzige Besonderheit, mit der der neue Campus aufwartet. Es gibt ein Fitnessstudio und einen Joggingpfad, der quer übers Gelände führt, einen Brunnen, eine 400 Quadratmeter große Dachterrasse (mit Bienenvölkern), ein Restaurant mit eigener Küche, einen Imbiss … Das alles mag nicht unbedingt nötig sein, um sich zum Wirtschaftswissenschaftler ausbilden zu lassen und später überdurchschnittlich gut zu verdienen. Aber bei der Wahl des Studienorts zählen oft vor allem die weichen Faktoren.

In erster Linie hat die Frankfurt School aber mehr Platz. Mehr als doppelt so viel wie bisher. Das sollte für die kommenden Jahre reichen. Und auch in der Stadt wird die Hochschule wesentlich ernster genommen als noch vor zehn Jahren, als sie vielerorts als kleine Privatschule für Kinder reicher Eltern galt. So ist die Frankfurt School ein wichtiger Bestandteil der sogenannten Campus-Meile, die sich am Alleenring von der Goethe-Uni bis zur Fachhochschule erstreckt. Die FH hat einen Wettbewerb gestartet, wie die Hochschulen städtebaulich in einen Zusammenhang gebracht werden können.

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