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Emotionale Debatten nach Lehrstunde für Gaffer

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Von: Georg Leppert

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Die Frankfurter Autobahnpolizei führt einen Mann über das Trümmerfeld. Dafür gibt es sowohl viel Lob als auch scharfe Kritik.

Das eigenwillige Vorgehen der Autobahnpolizei gegen einen Gaffer am Sonntagabend sorgt für emotionale Diskussionen. In den sozialen Medien gibt es viel Zuspruch für die Beamten, oft wird aber auch der Vorwurf der Selbstjustiz erhoben. Und auch die Deutsche Polizeigewerkschaft ist sich nicht ganz einig, wie sie den Fall bewerten soll.

Nach einem Zusammenstoß mit zwei Toten auf der A3 nahe des Flughafens hatte die Autobahnpolizei einen Gaffer angehalten, der offenbar ein Video von der Unfallstelle drehte. Laut Polizeibericht zeigte sich der Mann uneinsichtig. Daraufhin zogen ihn die Beamten aus dem Auto und führten ihn über das Trümmerfeld hin zu einem am Boden liegenden Opfer.

Die Deutsche Polizeigewerkschaft (DPolG) in Hamburg feierte das Vorgehen der Frankfurter Polizisten. Sie twitterte einen Medienbericht und die Pressemitteilung und schrieb dazu: „Sehr gut!“.

Wesentlich differenzierter betrachtet die Deutsche Polizeigewerkschaft in Hessen die Geschehnisse. Er könne die Reaktion seiner Kollegen menschlich nachvollziehen, sagte Landesvorsitzender Engelbert Mesarec am Dienstag im Gespräch mit der Frankfurter Rundschau. Dennoch habe er „gemischte Gefühle“, da die Gefahr bestehe, dass hier ein Beschuldigter einer Straftat an den Pranger gestellt werde. Zwar seien die Unfallopfer abgedeckt gewesen, so dass man nicht von einer Störung der Totenruhe ausgehen müsse. „Ich verstehe aber, dass die Maßnahme sehr umstritten ist“, sagte Mesarec.

„Polizei darf das nicht tun“

Gleichzeitig betonte der Gewerkschafter, dass es keine Bagatelle sei, wenn Menschen Videos oder Fotos von einer Unfallstelle anfertigten. „Wir reden hier von einer Straftat“, sagte Mesarec. Die Gerichte sollten entsprechend darauf reagieren. Engelbert Mesarec schlug vor, dass Gaffer:innen Sozialstunden auf einer Unfallstation im Krankenhaus ableisten sollten, um dort das Leid von Opfern erfahren zu können.

Extrem kontrovers wird die Debatte im Kurznachrichtendienst Twitter ausgetragen. So meldete sich der Berliner Kriminalhauptkommissar Oliver von Dobrowolski zu Wort, der auf seinem Account mit knapp 60 000 Follower:innen regelmäßig auf das Fehlverhalten von Kolleginnen und Kollegen hinweist und „für eine bessere Polizei“ und eine andere Fehlerkultur streitet. „Polizei darf so etwas nicht tun. Unter keinen Umständen. Sie darf auch nicht Steine zurückwerfen oder bei Beleidigungen zurück beleidigen. Wer das nicht versteht, hat Polizei nicht kapiert“, schreibt Dobrowolski.

Andere Userinnen und User feiern die Beamten hingegen. So finden sich etwa Einträge wie: „Sollte die Polizei das in jedem dieser Fälle machen, dann hört das vielleicht endlich mal auf.“

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