Elektro-Tretroller flitzen auf Gehwegen

Unternehmen wollen motorisierte Roller verleihen. Kritik von Fußgänger-Verband.
Das US-amerikanische Unternehmen Bird will in der Stadt schon bald elektrische Tretroller zur Ausleihe anbieten. Wie die Sprecherin auf Anfrage sagte, werde das Unternehmen unter anderem in Frankfurt, Berlin, München, Stuttgart und Köln aktiv, sobald die Zulassung erteilt sei. Bei Bird koste die Ausleihe eines Elektro-Tretrollers einen Euro Startgebühr plus 15 Cent pro Minute für die Fahrt.
Das Bundesverkehrsministerium hat die „Verordnung für Elektrokleinstfahrzeuge“ zur Prüfung an die EU-Kommission geschickt. Der Bundesrat erhalte sie in Kürze, teilte das Ministerium mit. Ziel sei, dass die Verordnung im Frühjahr in Kraft trete. Demnach sollen Elektro-Tretroller, auch E-Scooter genannt, am Straßenverkehr teilnehmen dürfen.
Innerhalb von Ortschaften dürfen Elektro-Tretroller, die schneller als zwölf Kilometer pro Stunde fahren können, auf Radwegen oder Radfahrstreifen fahren. Falls diese nicht vorhanden sind, dürfen sie auf die Straße ausweichen.
Elektro-Tretroller, die nicht schneller als zwölf Kilometer pro Stunde fahren können, dürfen demnach auf Gehwegen, gemeinsamen Geh- und Radwegen und in Fußgängerzonen fahren. Eine Helmpflicht besteht nicht. Es muss kein Mofa-Führerschein vorliegen. Die Tretroller müssen versichert sein.
Der Fachverband Fuss e.V. befürchtet nun, dass es zu Unfällen zwischen Fahrern von Elektro-Tretrollern und Fußgängern kommen wird. Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) schaffe den Gehweg ab, sagte der Sprecher Roland Stimpel.
Auch der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) geht von einer Zunahme der Unfälle aus. Die Radwege in Deutschland taugten nicht für den massenhaften Einsatz von Elektro-Tretrollern, sagte ADFC-Bundesgeschäftsführer Burkhard Stork. Die Fahrrad-Infrastruktur sei jetzt schon überlastet.
Neben Bird stehen das Berliner Unternehmen Tier sowie der US-amerikanische Anbieter Lime, der auch Leihräder in Frankfurt anbietet, in den Startlöchern, um Elektro-Tretroller in deutschen Städten zu verleihen. Eine Bestätigung, dass dies bald auch in Frankfurt der Fall sein werde, erteilten beide Unternehmen noch nicht. In Wien bieten alle drei Anbieter schon Elektro-Tretroller zur Ausleihe an.
Elektro-Tretroller sind bislang nur auf Privatgelände erlaubt. Neben Elektro-Tretrollern gibt es noch weitere elektrische Fortbewegungsgeräte ohne Zulassung im Straßenverkehr. Dazu zählen Hoaverboards, Monowheels, Onewheels, Elektro-Skateboards. Die Polizei in Frankfurt erfasst die Zahl der Unfälle, an denen Elektrokleinstfahrzeuge beteiligt waren, nicht.
In den Vereinigten Staaten gibt es Elektro-Tretroller zum Ausleihen schon in mehr als 60 Städten. Forscher der University of California hatten nachgewiesen, dass es in der Folge auch zu zahlreichen Unfällen mit Elektro-Tretrollern gekommen ist – 249 Fälle in Südkalifornien zwischen September 2017 und August 2018. Am häufigsten hatten die Unfallopfer Kopfverletzungen, gefolgt von Knochenbrüchen.
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