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Eintracht Frankfurt eröffnet Akademie für E-Sports

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Von: Timur Tinç

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League-of-Legends-Cheftrainer Julian „Xioh“ Dumler zeigt wie das Spiel funktioniert.
League-of-Legends-Cheftrainer Julian „Xioh“ Dumler zeigt wie das Spiel funktioniert. © Peter Jülich

Der Frankfurter Fußball-Bundesligist hat ein Gebäude neben dem Proficamp gemietet, um seiner jüngsten Sparte eine professionelle Umgebung zu bieten. Das Eintracht-Lab soll ein Ort für Innovation und Digitalisierung werden.

Der gesamte Vorstand war gekommen. Markus Krösche, Oliver Frankenbach, Philipp Reschke und natürlich Axel Hellmann. „Das ist ganz sicher der Beginn eines neuen Kapitels bei Eintracht Frankfurt“, sagte Vorstandssprecher Hellmann feierlich bei der Eröffnung der neuen E-Sports-Academy in der Otto-Fleck-Schneise 7 – direkt neben dem Proficamp. Die 300 Quadratmeter große Fläche für die im Jahr 2018 gegründete E-Sports-Abteilung zeige, welche Ambitionen der Verein habe, betonte Hellmann. Das sei in der Bundesliga das Beste vom Besten.

Seit einigen Wochen trainieren die E-Sports-Profis der Eintracht in der Fußballsimulation Fifa und dem Strategiespiel League of Legends (LoL). Ab sofort sollen hier alle Amateur- und Nachwuchsspieler, die Mitglied der Abteilung sind, unter professionellen Bedingungen angeleitet werden.

Das Gebäude hat die Eintracht Anfang dieses Jahres für die kommenden zehn Jahre angemietet. Seite November wird umgebaut und auch schon trainiert. „Die Bedeutung von E-Sports wächst, und mit ihr wachsen die wirtschaftlichen Möglichkeiten für uns als Klub, aber auch für unsere Partner“, sagte Timm Jäger, Geschäftsführer der Eintracht-Tech. Jäger hatte als einziger Mitarbeiter begonnen, mittlerweile hat die Eintracht-Tech, die im Klub für alle Themen der Digitalisierung zuständig ist, 19 Beschäftigte. Jäger hatte Hellmann einst die Idee vorgetragen, die Eintracht solle sich im E-Sports engagieren. Dessen Antwort lautete: „Mach!“.

Verantwortlich als E-Sports-Koordinator ist seit Januar 2018 Max Brömel. Er sprach am Montag von einem „Level-up“ im Vergleich zum Riederwald. Dort hatten die E-Sportler im Untergeschoss einen kleinen Raum, in dem sie trainierten, ihre Spiele streamten und ihre Wettbewerbe in den beiden Spieletiteln Fifa und LoL austrugen. Jetzt gibt es im ersten Obergeschoss eine Fläche für die Profis mit zehn Wettkampfplätzen, ein Trainingszentrum für die Amateure und einen eigenen Streamingraum mit Sofa, Kameras und Fernseher. Ein weiterer Raum soll noch eingezogen werden. „Wir haben eine Internetverbindung, die man Europa nicht so einfach bekommt“, freute sich Brömel. Eine Ping-Zeit von weniger als zwei Millisekunden bedeutet weniger Verzögerung und einen Wettbewerbsvorteil. Es gibt schon Anfragen von anderen Teams, die sich gerne einmieten würden.

Für Brömel bedeutet der Schritt zur Akadamie, den Ansatz „von der Breite in die Spitze“ weiter zu forcieren und ein Begegnungszentrum zu schaffen. „Wir wollen die primäre Anlaufstelle für E-Sports in der Rhein-Main-Region und Hessen sein“, erklärte er. Nicht nur für Profis, sondern auch für Nachwuchs-E-Sportler, Amateursportler und für diejenigen, die eine Leidenschaft für E-Sports haben – und sei es nur als Zuschauer:innen. Der Twitch-Kanal der Eintracht hat mehr als 13 000 Follower, die Abteilung exakt 121 Mitglieder.

„Wir wollen aber auch Anlaufstelle für soziale Projekte und für Eltern sein, die sich fragen, was sie machen sollen, wenn ihre Kinder sagen, sie wollten Streamer oder E-Sportler werden“, sagte Brömel. Suchtprävention, Ernährungsberatung, psychologische Betreuung, Ausgleichssport organisieren: All dies gehört neben der Betreuung der Talente zu den Aufgaben von Brömel, den Trainern und Teammanagern. Es sei immer noch möglich, aus dem Kinderzimmer heraus Profi zu werden, erklärt der E-Sports-Leiter. Bei der Eintracht wollen sie die jungen Leute allerdings nachhaltig heranführen. Talente werden im Akademie-Team aufgenommen und bekommen kein Geld, den Profis wird ein vierstelliger Betrag im Monat gezahlt.

Über genaue Summen wird der Mantel des Schweigens gehüllt. Auch, wie hoch der Etat für die E-Sports-Abteilung ist, verrät niemand. „Wir sind seit dem ersten Tag profitabel“, hob Timm Jäger hervor. Welche Dimensionen das Ganze erreichen kann, hat der Fußballbundesligist Schalke 04 in den vergangenen Jahren bewiesen. Der Vorreiter im E-Sports war lange Jahre in der League of Legends European Championship (LEC) vertreten, verkaufte seinen Startplatz vor zwei Jahren aber für 26,5 Millionen Euro. „Mittlerweile kostet ein Platz dort zwischen 30 und 40 Millionen Euro“, sagt Brömel.

E-Sports bei der Eintracht

Die E-Sports-Abteilung von Eintracht Frankfurt gibt es seit 2018. Sie hat 121 Mitglieder. Eine Mitgliedschaft kostet 76 Euro im Jahr und ermöglicht das Training unter professionellen Bedingungen in der neuen E-Sports-Academy in der Otto-Fleck-Schneise 7.

Alle Informationen dazu gibt es unter: esports.eintracht.de

Das wird die Eintracht nicht machen. Allerdings kann sie bei LoL nicht ausschließlich auf Spieler aus der Region zurückgreifen, sondern muss auch Akteure aus anderen Städten ins Team holen, weil die Leistungsdichte so hoch ist. „Es gibt sogar richtige Transferfenster und wir haben jetzt Anfragen für einen Spieler“, berichtete Brömel. Cheftrainer Julian Dumler ist für die Kaderplanung und das Scouting verantwortlich.

Mit dem LoL-Team ist die Eintracht in den vergangenen Jahren stetig aufgestiegen und nun Teil der Prime League, der höchsten deutschsprachigen Spielklasse.

Im Durchschnitt verfolgen das Team an Spieltagen 15 000 Zuschauer:innen. Das Aufstiegsrennen der Eintracht in den Play-offs der zweiten Division der Prime League verfolgten mehr als 80 000 Leute. In der Virtual Bundesliga (VBL) dem Format der Deutschen Fußball-Liga (DFL) für die Fußballsimulation Fifa, wurde die Eintracht in dieser Saison Sechster.

„Wir wollen Titel gewinnen, und neue Titel einführen“, sagte Axel Hellmann. Damit meinte er ein weiteres Spiel. Welches das sein soll, steht noch nicht fest. Klar ist nur, dass es kein Ego-Shooter wie Counterstrike wird. Zudem schwebt dem Vorstandssprecher der Eintracht vor, ein kleines, aber feines E-Sports-Stadion auf dem Gelände am Waldstadion zu errichten. „Es gibt noch wahnsinnig interessante Flächen“, so Hellmann. Die Liveatmosphäre sei auch beim E-Sport etwas Besonderes. Er schalte ab und zu rein und sei begeistert.

Den gesamten Gebäudekomplex hat der Klub Eintracht-Lab getauft. Im Erdgeschoss wird es eine sogenannte IoT-Garage geben. IoT bedeutet „Internet of Things“. Dort sollen Digitalisierungsprojekte getestet werden, die später im Stadion umgesetzt werden können.

So soll im Laufe der nächsten Saison im Familienblock ein Testlauf gestartet werden, um sich Essen und Getränke direkt an den Platz zu bestellen und lange Warteschlangen mit kleinen Kindern zu vermeiden.

Für die Gestaltung des Gebäudes gibt es jede Menge Ideen. „Es ist nicht auszuschließen, dass es uns zu klein wird und wir weiter wachsen werden“, sagte Jäger.

Drei Etagen für E-Sports- und das neue Eintracht-Lab, um Digitalisierungsprojekte voranzutreiben.
Drei Etagen für E-Sports- und das neue Eintracht-Lab, um Digitalisierungsprojekte voranzutreiben. © Peter Jülich
Siegerpokal vom A1-Legends-Cup 2022 in Split.
Siegerpokal vom A1-Legends-Cup 2022 in Split. © Peter Jülich
Max Brömel (rechts) ist Leiter der E-Sports-Abteilung von Eintracht Frankfurt.
Max Brömel (rechts) ist Leiter der E-Sports-Abteilung von Eintracht Frankfurt. © Peter Jülich
Es gibt genügend Trainingsplätze an PC und Konsolen.
Es gibt genügend Trainingsplätze an PC und Konsolen. © Peter Jülich

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