Eintracht Frankfurt: Adlerherzen in Farbe

Die Liebe zur Eintracht zeigt sich auch in Frankfurter Wandgemälden. Sie verankern die Identität des Vereins in der Stadt – nicht nur, wenn gerade Euphorie herrscht.
Manchmal liegt etwas in der Luft, das ruft: Es ist wieder so weit. Sie hat es wieder getan. Eintracht Frankfurt hat wieder die Stadt, die Region, ja, Europa verzaubert. Manchmal hebst du dann den Kopf und stehst vor einer Wand, und immer öfter ist es eine Wand, die diesem Zauber Ausdruck verleiht. Eintracht-Wandgemälde begegnen dir vielerorts in der Stadt, in einem Nieder-Erlenbacher Hinterhof, an einem Sachsenhäuser Büroblock, auf einem Bonameser Feld.
Die Leute, die solch riesige Kunstwerke schaffen, malen nicht nur grandios. Sie fassen auch in Worte, was sie antreibt, dass du eine Gänsehaut davon kriegst.
Das Künstlerkollektiv „Frankfurter Farbe“, Urheber vieler dieser Wände, haben wir gefragt, was es motiviert, mit der Eintracht verbindet, wie die Wände die Stadt verändern. Die Antwort bleibt anonym, „weil es nicht um uns als Personen hinter den Wänden geht, sondern eben – Überraschung – um die Wände“.
Die Euphorie um die Eintracht sei schön, sagen sie: „Europapokalfinale, mehr muss man gar nicht sagen, damit die Leute völlig zu recht ausflippen.“ Dass sich das Leben hier gerade so sehr um Eintracht Frankfurt dreht: großartig. Der Verein sei geradezu explodiert seit dem Pokalsieg 2018. Nach dem Ende der Corona-Beschränkungen, seit „die Kurve“ zurück ist, die treusten, lautesten, unerschütterlichsten Fans, erst recht.
DIE SERIE
Am 18. Mai spielt Eintracht Frankfurt gegen die Glasgow Rangers um den Europapokal. Dann steigt in Sevilla das Finale der Fußball-Europa-League. Ein Sieg wäre der größte Erfolg der Vereinsgeschichte seit 42 Jahren.
Bis dahin erinnern wir jeden Tag mit Geschichten, Bildern und Interviews daran, was Eintracht Frankfurt für diese Stadt, für diese Region bedeutet.
„Wahnsinn, mit 30 000 Fans im Camp Nou zu stehen und den FC Barcelona aus dem eigenen Stadion zu brüllen“, sagen die Künstler. „Zur Realität gehört aber auch, dass man kurz darauf in Leverkusen wieder nur die 1500 altbekannten Gesichter sieht, die immer da sind.“ Eintracht, das stehe eben nicht nur für rauschende Europapokalfeste, sondern auch für grauen Ligaalltag. „Sie ist nicht nur eine Bekannte, die man alle Nase lang zum Feiern sieht. Sie ist Familie, mit allen glorreichen Zeiten und traurigen Tagen.“
Die Wände bewahren Werte
Was die „Frankfurter Farbe“ mit ihren Wänden macht? „Die Werte dieser Familie in die Stadt einschreiben.“ Diese Werte: „Dass Fußball im Stadion stattfindet und nicht in Vlogs von irgendwelchen Influencern. Dass ein Spieltag ohne Zuschauer, ohne Kurve die Bezeichnung gar nicht verdient. Dass Pyrotechnik in der Kurve dazugehört, das Handy aber nicht. Kurzum: Dass Eintracht Frankfurt kein Event ist, kein Fanmarsch, in den man sich bei gutem Wetter einreiht und bei schlechtem zu Hause bleibt.“
Für die Gruppe der aktiven Stadiongänger sei all das gelebtes Selbstverständnis und Identität von Eintracht Frankfurt. Sie gelte es zu bewahren und weiterzutragen. „Denn diese Identität ist die Basis des Erfolgs. Kein Investor, keine zusammengekaufte Startruppe, das Fundament sind wir mit dem Adler im Herzen.“
Mit den Wänden möchte die Künstlergruppe „Anker setzen hier und da, dass diese Identität mit der Welle des Erfolgs nicht einfach weggeschwemmt wird“. Den Erfolg für immer mit der Stadt verbinden. Dazu beitragen, „dass man Eintracht nicht ohne Frankfurt sagen kann und Frankfurt nicht ohne Eintracht. Beides gehört untrennbar zusammen, im Stadion wie im Stadtbild“.Wie die Wände bei den Menschen ankommen, das müssten andere beurteilen, betont die „Frankfurter Farbe“. Und was die nähere Zukunft angeht: „Wir alle haben unser Leben bis nächsten Mittwoch geplant. Bis sich irgendwann der spanische Abendhimmel auftut und die Eintracht-Götter herabsteigen, um mit der Kurve zusammen einen Augenblick Unsterblichkeit zu feiern. Eintracht Frankfurt Europapokal!“


