1. Startseite
  2. Frankfurt

Einmal König von Frankfurt sein

Erstellt:

Von: Anja Laud

Kommentare

Michael Quast (links), Kulturdezernentin Ina Hartwig und Autor Rainer Dachselt bei der Vorstellung des Festivals.
Michael Quast (links), Kulturdezernentin Ina Hartwig und Autor Rainer Dachselt bei der Vorstellung des Festivals. © Maik Reuß

Bei „Barock am Main“ werden in Frankfurt für einen Metzgergesellen Träume wahr.

Einmal am Hebel der Macht sitzen und es anderen so richtig heimzahlen, davon träumen viele, meistens vergeblich. Für einen Metzgergesellen in „Worschtmichels Traum oder Der König von Frankfurt“ wird dieser Wunsch jedoch wahr. Die Komödie in hessischer Mundart von Rainer Dachselt nach Motiven des dänischen Barockdichters Ludvig Holberg ist bei „Barock am Main“ zu sehen. Das Festival wird vom 21. Juli bis zum 14. August nach langer Pause wieder im Hof der Höchster Porzellan-Manufaktur veranstaltet.

Zwei lange Jahre gab es wegen der Corona-Pandemie kein „Barock am Main“. Seit 2010 ist die Fliegende Volksbühne, die im Cantate-Saal am Großen Hirschgraben direkt neben dem Goethehaus ihre eigene Bühne hat, Alleinveranstalterin des Festivals. Deren Impresario Michael Quast hofft, dass die Menschen in der Zeit der Pandemie die Freude am Theater nicht verloren haben und wieder in großer Zahl zur Höchster Porzellan-Manufaktur strömen werden. Trotz aller Zuversicht: „Ich denke, um an die Zeit vor der Pandemie anzuknüpfen, werden wir Aufbauarbeit leisten müssen“, sagt er.

„Barock am Main“ hat sich für den Neustart mit „Worschtmichels Traum oder Der König von Frankfort“ eine „böse Komödie mit einem durchaus aktuellen Thema ausgesucht“, sagt Kulturdezernentin Ina Hartwig (SPD) bei der Ankündigung des Festivals, das die Stadt nach ihren Angaben wieder mit 25 000 Euro aus dem Kulturetat fördern wird.

Barock am Main 2022

Das Festival „Barock am Main“ wird von Donnerstag, 21. Juli, bis Sonntag, 14. August, im Hof der Höchster Porzellan-Manufaktur, Palleskestraße 32, in Frankfurt stattfinden.

Premiere von „Worschtmichels Traum oder Der König von Frankfort“, eine Komödie in hessischer Mundart von Rainer Dachselt nach Motiven des dänischen Barockdichters Ludvig Holberg, ist am Donnerstag, 21. Juli, um 20 Uhr. Danach wird das Stück dienstags bis samstags jeweils um 20 Uhr aufgeführt. Sonntags beginnt die Vorführung um 16 Uhr.

Eintrittskarten kosten, je nach Kategorie und Wochentag, zwischen 29 Euro und 38 Euro. Sie sind telefonisch unter 069 / 427 262 649 und online über die Website des Festivals erhältlich.

Der Einlass auf den Hof der Höchster Porzellan-Manufaktur beginnt jeweils 90 Minuten vor Veranstaltungsbeginn. Es werden auf Wunsch Speisen und Getränke serviert. Tische können unter www.barock-am-main.com /catering reserviert werden. lad

www.barock-am-main.com

Der Worschtmichel, gespielt von Michael Quast, ist ein armer Metzgergeselle, der mit seiner zänkischen Frau ein trostloses Leben führt. Nach durchzechter Nacht schläft er auf einem Misthaufen ein. Frankfurter Patrizier finden ihn und treiben mit ihm einen üblen Spaß. Sie stecken ihn in feine Kleidung und machen ihn glauben, dass er der König von Frankfurt sei. Ihr Vergnügen kehrt sich bald in Schrecken um. Worschtmichel genießt die Macht, und er will von ihr nicht lassen. Für wen es am Ende besser ausgeht, für den Metzgergesellen oder die Patrizier, das müsse das Publikum entscheiden, sagt Michael Quast. Verraten will er vor der Premiere am 21. Juli natürlich nichts.

Autor des Stückes ist Rainer Dachselt, der schon oft für und mit Michael Quast geschrieben hat. Schon vor zwei Jahren hatte er sich die Komödie von Ludvig Holberg vorgeknöpft, um aus dem alten Stoff ein ganz eigenes Stück zu machen, natürlich in sattem Hessisch. Dachselt freut sich auf die Proben und darüber, dass auch die Aufführungen des „Worschtmichels“ von Barockmusik begleitet werden.

Die Eintrittspreise für „Barock am Main“ seien nicht gestiegen, sagt Michael Quast, obwohl die Ausrichtung des Festivals anders als am Bolongaropalast, dem traditionellen Festspielort, in der Höchster Porzellanfabrik mit erheblichen Mehraufwand verbunden sei. Die Sanierung des Palastes soll erst im Herbst 2023 abgeschlossen sein. Eintrittskarten, die Fans von „Barock am Main“ für das Festival 2020 gekauft hatten, das damals wegen der Pandemie ausfiel, haben ihre Gültigkeit behalten.

„Barock am Main ist Kult“, sagt Dezernentin Hartwig. Das Festival sei nicht nur ein generationenübergreifendes Vergnügen für Frankfurterinnen und Frankfurter. Es habe sich über die Jahre auch zu einem Geheimtipp für Gäste aus dem gesamten Bundesgebiet entwickelt.

Angst, dass sie das hessische Gebabbel nicht verstehen könnten, brauche keiner der Besucherinnen und Besucher haben, sagt Rainer Dachselt. Der Worschtmichel spreche als Mann des Volkes zwar breites Frankforterisch, aber die Frankfurter Patrizier bedienen sich des Hochdeutschen, weil es vornehmer ist. Doch weil ihnen die Frankfurter Mundart näher ist, tun sie es nicht fehlerfrei. Und das kann ganz schön lustig sein.

Auch interessant

Kommentare