Eine Highline für Frankfurt

Auf der Fahrt mit dem Wasserstoffbus schlägt OB-Kandidatin Manuela Rottmann eine „Highline“ wie in New York auf der Deutschherrnbrücke vor. Es passiert aber auch etwas Blödes.
Die Grünen um OB-Kandidatin Manuela Rottmann, Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir, dem gewählten künftigen Verkehrsdezernenten Wolfgang Siefert und Kreisvorstandssprecher Götz von Stumpfeldt haben zu einer Fahrt mit dem Wasserstoffbus eingeladen. Möglicherweise haben sie sich Folgendes dabei gedacht:
„Eine Wasserstoffbusfahrt, die ist lustig / eine Wasserstoffbusfahrt, die ist schön / denn da kann man den Frankfurter Verkehr / aus der ökologisch korrekten Perspektive sehen.“ Lustig ging es zunächst auch los, bis die Stimmung zur Mitte der Fahrt hin kippte und sich erst zum Ende hin wieder fing.
Busspur und Radweg an der Bockenheimer Warte
Aber der Reihe nach: An der Bockenheimer Warte empfingen die grünen Gastgeber die geneigten Fahrgäste an einem Wasserstoffbus der städtischen In-der-City-Busgesellschaft. Den Bus und den Fahrer hätten die Grünen eigens gemietet, erklärte Götz von Stumpfeldt, was auch eine Stange Geld gekostet habe.
Wie im Reisebus griffen hiernach Manuela Rottmann, Tarek Al-Wazir und Wolfgang Siefert abwechselnd zum Schnurmikrofon, um Durchsagen zu machen, unterbrochen vom „Ding Dong“, wenn jemand aus Versehen den Haltestellenknopf gedrückt hatte. Was aber nicht so häufig geschah.
An der Bockenheimer Warte pries Wolfgang Siefert zunächst die neue Busspur und den 2,30 Meter breiten roten Radweg entlang der Senckenberganlage. Künftig würden aber nicht mehr alle neuen Radwege rot gefärbt, kündigte er an, sondern nur dort, wo es keine bauliche Trennung gebe. „Wir können nicht die ganze Stadt rot anmalen“, erklärte er.
20 Jahre Baustelle am Hauptbahnhof
Der Bus rollte fast geräuschlos weiter zum Hauptbahnhof. Dort läuft der Umbau der B-Ebene, dem der Umbau der Bahnhofsvorplätze folgen wird und der viergleisige Ausbau der Straßenbahnhaltestelle. Dann wird die Mannheimer Straße für den Fernbahntunnel aufgerissen. Die nächsten 20 Jahre ist dort Baustelle.
Der Bus fuhr unterdessen zurück zur Straßenbahnhaltestelle Hohenstaufenstraße. Dort steht die erste sichtbare Fahrradzählstation in Frankfurt. Mehr als 480 Fahrräder waren dort an diesem Tag in beide Richtungen unterwegs.

Die Tour ging weiter in Richtung Kettenhofweg, doch die Situation wurde brenzlig: Wegen der vielen parkenden Autos in der Arndtstraße verlangsamte er die Fahrt. Der Bus schlich, um kein Auto zu streifen. An der Savignystraße hätte der Bus rechts abbiegen müssen. Geradeaus kommt eine Einbahnstraße in Gegenrichtung. Der Busfahrer wartete und wartete. Dann fuhr er geradeaus.
Einfach mal gegen die Einbahnstraße
„Wir fahren gerade gegen eine Einbahnstraße“, entfuhr es einem Journalisten, während sich die Blicke von Manuela Rottmann, Tarek Al-Wazir und Wolfgang Siefert zu Boden senkten. Götz von Stumpfeldt verteilte derweil Wasserflaschen.
Als Fragen möglich waren, und nach dem Fahren gegen die Einbahnstraße gefragt wurde, sagte Siefert, der Busfahrer habe es so entschieden, weil er nicht nach rechts habe abbiegen können. Die Straße wäre zu eng gewesen für den Bus; rückwärts zu fahren zu heikel.
Die Stimmung in der bis dahin lustigen Truppe war aber so weit gekippt, wie sie eben kippen kann, wenn auf einem gut organisierten Wahlkampftermin etwas richtig Blödes passiert – und die Öffentlichkeit das auch noch mitkriegt. Yanki Pürsün, der auf einem Behindertenparkplatz parkte, lässt grüßen.
Nur mit halbem Ohr noch bekam die Presse nach diesem Aufreger mit, dass die VGF die Haltestelle Freiligrathstraße mit einem Rasengleis begrünt, die Vorarbeiten für die nordmainische S-Bahn begonnen haben, die Frankfurter Wasserstoffbusse im Gegensatz zu den Wasserstoffzügen auf der Taunusstrecke keine Probleme machen.
„Highline“ auf der Deutschhernnbrücke
An der Deutschherrnbrücke, wo die Rundfahrt endete, wurde die Laune wieder heiter. Vielleicht lag es an den Sonnenstrahlen oder dem wunderbaren Blick auf die Skyline. Bestimmt aber auch an der Idee, die Manuela Rottmann gemeinsam mit Architektinnen des Frankfurter Büros Drei eins vorstellte.
Die denkmalgeschützte Deutschherrnbrücke soll eine „Highline“ werden, ähnlich wie in New York, wo eine frühere Güterzugtrasse zur grünen Flaniermeile wurde. Das wäre möglich, sobald die Bahn eine zweite Brücke neben der Deutschherrnbrücke baut, die in die Jahre gekommen ist.
Vielleicht dachten sich die Organisator:innen dann auf dem Weg zurück: „Eine Wasserstoffbusfahrt, die ist lustig / eine Wasserstoffbusfahrt, die ist schön / und mit weniger Parkplätzen auf der Savignystraße / gäbe es auch nicht das Problem.“