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Kunstwerk gegen Rassismus: Künstlerin für Installation auf dem Eisernen Steg in Frankfurt

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Von: Steven Micksch

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Das Kulturamt in Frankfurt prüft Pläne für eine Installation gegen Rassismus auf dem Eisernen Steg. Die Künstlerin probt schon mal, wie es aussehen könnte.

Frankfurt - Immer wieder bleiben am Freitagnachmittag Menschen auf dem Eisernen Steg stehen und versuchen zu lesen, was auf dem Transparent steht, das langsam in die Höhe gezogen wird. Endlich hängt es straff und gibt den Blick auf seine Botschaft frei: „Alltagsrassismus bekämpfen – auch deinen eigenen!“. Viele nicken, aber eine Frau fragt auch: „Wo ist hier denn der Alltagsrassismus?“

Zeichen gegen Alltagsrassismus in Frankfurt: Eisernen Steg soll Kunstwerk bekommen

Der Ausspruch polarisiert und das eigentlich schon seit seinem ersten Auftauchen in Frankfurt. Das war im November 2012. Aufgepinselt auf den Boden der bei Liebesschloss-Fetischist:innen sehr beliebten Fußgängerbrücke. Die damaligen Urheberinnen und Urheber sind bis heute unbekannt. Mutmaßlich war der Satz eine Reaktion auf den Fall Derege Wevelsiep, der von U-Bahn-Kontrolleuren rassistisch beleidigt worden war. Auch wenn die Farbe im Auftrag der Stadt in einer „Nacht-und-Nebel-Aktion“ entfernt wurde, was blieb, war der Ausspruch.

Doch damit gab sich Künstlerin Emma M. Ceren nicht zufrieden. Sie hatte den Spruch am Morgen jenes Novembertages entdeckt, ihn gegen die anrückende Putzkolonne verteidigt und FR-Redakteur Felix Helbig angerufen, der samt Fotograf kam und alles dokumentierte. In Ceren hallten die Worte nach und im April 2013 präsentierte sie erstmals ihr Transparent auf beschichtetem Stoff, aus dem sie eigentlich einen Mantel machen wollte.

Alltagsrassismus in Frankfurt: „Das Problem besteht weiterhin“

Sie fand einen besseren Verwendungszweck und zeigte den Ausspruch 2013 auf dem Eisernen Steg, wo alles begann. Sie widmete das Kunstwerk den Opfern der NSU-Morde. Seitdem tourt das Banner immer wieder durch die Stadt. Doch wenn es nach Ceren geht, soll die Reise bald ein Ende haben – mit einem guten Ende. Die Künstlerin hat der Stadt nämlich vorgeschlagen, den Ausspruch dauerhaft auf dem Eisernen Steg zu installieren. An der Südseite am gut acht Meter hohen Stahlrahmen. Ähnlich wie beim Odyssee-Ausspruch auf der Nordseite.

Der Spruch von Emma M. Cerens Banner könnte bald oben am Stahlrahmen des Eisernen Stegs stehen. Christoph Boeckheler
Der Spruch von Emma M. Cerens Banner könnte bald oben am Stahlrahmen des Eisernen Stegs stehen. © Christoph Boeckheler

Am Freitag nun hing Ceren ihr Banner schon mal zur Probe in luftige Höhen. Gern würde sie zwei Tafeln in der Nähe anbringen, auf denen die Namen der durch den NSU ermordeten Menschen und der Opfer des Terrors in Hanau stehen. Denn der Rassismus sei nicht weg. „Das Problem besteht weiterhin“, sagt sie. Der mahnende Spruch von 2012 war zu kurzlebig, um etwas zu verändern. Ob es Cerens Installation könnte? Wer weiß, aber sie wolle es wenigstens versuchen und auf das Problem aufmerksam machen.

Kulturdezernat Frankfurt findet „Projekt grundsätzlich vielversprechend“

Sie dankte am Freitag auch Peter Postleb, dem damaligen Chef der Stabsstelle Sauberes Frankfurt, der die Entfernung maßgeblich in die Wege leitete. „Mein Kunstwerk war ein Zeichen des Protests gegen die Aktion. Es hat mich wütend gemacht, dass er etwas entfernt hat, das mir viel bedeutet hat.“

Nun muss sich zeigen, ob etwas Dauerhaftes am Eisernen Steg entstehen kann. Aus dem Kulturdezernat heißt es dazu auf Anfrage, dass man „das Projekt grundsätzlich vielversprechend“ finde. Das Kulturamt prüfe die Pläne derzeit inhaltlich. Aus dem Verkehrsdezernat hieß es, dass man gerne helfe, wenn man so etwas an der Brücke mache. (Steven Micksch)

Schon 2019 hängte Emma M. Ceren hängt ein Banner auf der Fußgängerbrücke über dem Main auf. Lange sollte es nicht hängen, weil die Botschaft schon einmal zerstört wurde.

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