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Der Bob Dylan des Humors

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Von: Sandra Busch

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Böhmermann am Mikro.
Böhmermann am Mikro. © peter-juelich.com

Jan Böhmermann erhält von der "Titanic" den Sondermann-Förderpreis für komische Kunst. Das Preisgeld will er dafür aber nicht haben.

Jan Böhmermann ist sich nicht so sicher: Hat er es nun ganz nach oben geschafft, oder ist er auf ein jämmerliches Niveau gesunken? Das muss man sich vielleicht fragen, wenn man den Sondermann-Preis für Komische Kunst erhält. Der wird immerhin von „Titanic“ alljährlich vergeben. Einer Zeitschrift mit „einer Dosis Antipimmelwitze“, so der Fernsehunterhalter.

Aber wer wie er Tierpenisse in seiner Sendung raten lässt, der fühlt sich mit einem Preis der „Wächter des deutschen Witzes“ dann doch „angemessen geehrt“. Der Moderator der ZDF-Neo-Sendung „Neo Magazin Royale“ sagt am Freitagabend, als er in der Brotfabrik den Sondermann-Förderpreis erhält: „Jetzt bin ich ein unseriöser Fernsehhampelmann mit dem Prädikat komischer Künstler – und weiß nun, wie sich Bob Dylan fühlt.“ Mit dem US-Songwriter hat zum ersten Mal ein Künstler den Literaturnobelpreis erhalten, der nicht primär als Schriftsteller gilt.

Aber die Jury hatte ihre Gründe bei Böhmermann. Immerhin übe er einen der härtesten Berufe der Welt aus. „Härter als Erzbischof, Eisenbieger, Zitronenfalter“, sagt Laudator und „Titanic“-Autor Bernd Eilert. Und das zudem in einer der „überflüssigsten aller Unterhaltungsformen: der Late-Night-Talkshow“. Wenn einer dafür einen Preis verdiene, dann wohl der 35-Jährige. Schließlich sei er jung genug, „was Besseres und Sinnvolleres aus seinem Leben zu machen“.

Staatsaffäre ausgelöst

Böhmermann vermutet, seine Auszeichnung habe auch damit zu tun, dass „ich im Frühling mit einem Witz eine Staatsaffäre ausgelöst habe“. Als er mit einem Schmähgedicht über den türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan großes Aufsehen erregte. „Das hätte ich mich nicht getraut ohne meinen humorphilosophischen Überbau“, sagt er. „Ohne ‚Titanic‘ hätte ich nicht verstanden, dass das nicht nur Quatsch ist, was ich mache, sondern auch ein bisschen Kunst.“

Das Preisgeld von 2000 Euro gibt Böhmermann an den Sondermann-Verein zurück. „Ich bin genug mit öffentlichen Fördermitteln subventioniert.“ Wobei er „ohne die ZDF-Rechtschutzversicherung nicht den finanziellen Spielraum hätte“, das Geld abzulehnen. Freuen würde er sich aber, wenn bekannt würde, dass „jeder Trottel mit dem richtigen Witz zur richtigen Zeit einen Regierungschef zum Schwitzen bringen kann“. Das sei in unheilvollen Zeiten sehr tröstlich.

Der Hauptpreis, dotiert mit 5000 Euro, geht an den Autor, Performer und Experten für „Neue Sezessionistische Heizkörperverkleidungen“, Thomas Kapielski. „Weil er Erstaunliches, Erbauliches, Erleuchtendes und sehr Komisches vorlegt“, sagt Oliver Maria Schmitt, „Titanic“-Mitherausgeber. Und Kapielski sagt nur: „Ich nehme das Geld an.“

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