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Dresden Frankfurt Dance Company: Ein akustisches Bild malen

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Dietrich Krüger ist Technischer Direktor der Dresden Frankfurt Dance Company.
Dietrich Krüger ist Technischer Direktor der Dresden Frankfurt Dance Company. © privat

Dietrich Krüger ist Technischer Direktor der Dresden Frankfurt Dance Company. Er versteht sich als Schnittstelle zwischen künstlerischer Idee und technischer Umsetzung.

Eigentlich wollte er Rockstar werden. Damals in den 1980er Jahren, als er Schlagzeuger in einer Band war und noch selbst Musik gemacht hat. Wobei Rockstar nicht ganz stimmt, denn die Musik seiner Band hat eher „an Popbands wie Duran Duran erinnert“, wie Dietrich Krüger lachend zugeben muss.

Aus der Karriere auf der Bühne wurde eine Karriere hinter der Bühne. Mittlerweile ist er Technischer Direktor der Dresden Frankfurt Dance Company und damit neben dem Ton auch für Beleuchtung, Video und Bühnenbild zuständig.

Parallel zu seinem Architekturstudium in Frankfurt fing er in den 1990er Jahren am Theater am Turm (TAT) an und ist über den Nebenjob zu seinem späteren Beruf gekommen. Begonnen hat es damals in einem analogen Tonstudio mit Tonbandgerät. Er ist da „irgendwie reingerutscht“, wie er sagt, und hat sich alles autodidaktisch beigebracht.

Im Jahr 1995 übernahm Krüger schließlich die Leitung der Tonabteilung am TAT und berichtet von einer prägenden Zeit. Wechselnde Gruppen und zahlreiche internationale Gastinszenierungen machten den Reiz des Hauses aus. Die Avantgarde des experimentellen Theaters traf sich am TAT, darunter viele Gruppen aus Belgien. Nach einigen Jahren am TAT wechselte Krüger zum Ballett Frankfurt und arbeitete unter William Forsythe. Die Ballettabteilung wurde 2004 zwar aufgelöst, aber er blieb bei William Forsythe und dessen neu gegründeter The Forsythe Company.

Die Serie

Die Autorin
Ineke Reichel besucht das Fortbildungsprogramm Buch- und Medienpraxis an der Goethe-Universität. Die Frankfurter Rundschau kooperiert mit der Buch- und Medienpraxis und stellt in einer Serie ausgewählte Texte der Studierenden vor.

Die Company
Zum Ende der Spielzeit 2003/2004 löste William Forsythe, Tänzer und Choreograf, das städtische Ballett Frankfurt auf und gründete The Forsythe Company als private Ballettkompanie. Zur Spielzeit 2015/2016 trat Jacopo Godani Forsythes Nachfolge an. Seitdem tritt die Formation unter dem Namen Dresden Frankfurt Dance Company auf.

Er beschreibt seine Arbeit als Schnittstelle zwischen künstlerischer Idee und technischer Umsetzung. Oft spielt er den Vermittler, wenn eine Idee an der Umsetzung scheitert. Wenn zum Beispiel Drohnen auf der Bühne zu teuer und zu gefährlich sind, muss er die schlechten Nachrichten überbringen. Vieles ist mittlerweile machbar, aber eben nicht alles.

Dennoch hat sich Krügers Beruf in den vergangenen Jahren extrem verändert und weiterentwickelt. „Die größte Umstellung war von analog auf digital“, erinnert er sich und meint damit die Übertragungstechnik. Man könne nun Töne aufnehmen und live bearbeiten, „quasi ein akustisches Bild malen“.

Der Tontechniker sieht in der Weiterentwicklung seines Berufs aber auch einen krassen Gegensatz zum Tanz. Beim Ballett bleibe die Zeit stehen, es bleibe beim Körper, und es seien keine technischen Geräte im Einsatz, so Krüger. Die darstellende Kunst sei vergänglich, was für ihn den Reiz ausmache.

Ganz vergänglich ist die Kunst dann allerdings nicht, denn er hat oft Proben der Dresden Frankfurt Dance Company mitgeschnitten und die Aufnahmen in einem riesigen Archiv aufgehoben, das er als „das Gewissen der Dance Company“ bezeichnet.

Rockstar ist Dietrich Krüger zwar nicht geworden, aber wie in der Musik improvisiert auch er in seinem Beruf tagtäglich und versucht, das Unmögliche möglich zu machen.

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