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Sensibilisieren gegen Rassismus

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Von: Julian Loevenich

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In der Diskussion in der Andreasgemeinde Frankfurt trägt Sonja Ebel-Eisa (Aufstehen gegen Rassismus im Frankfurter Nordwesten, vorne r.) den Bericht einer Muslima über deren negative Erfahrungen zum Thema vor.
In der Diskussion in der Andreasgemeinde Frankfurt trägt Sonja Ebel-Eisa (Aufstehen gegen Rassismus im Frankfurter Nordwesten, vorne r.) den Bericht einer Muslima über deren negative Erfahrungen zum Thema vor. © Michael Schick

In der Andreasgemeinde im Dornbusch diskutieren islamische Vereine und interessierte Bürger über Diskriminierung.

Frau Hoffmann (Name geändert) habe er sich aber ganz anders vorgestellt, war das erste, was der Arzt sagte. Vor ihm saß Frau Hoffmann, eine Muslima mit Kopftuch, ihren Jungen im Arm. Da sich seine Vorhaut entzündet hatte, war Frau Hoffmann mit ihm in ein Frankfurter Krankenhaus gefahren. Der Arzt warf ihr nun vor, sie wolle sich so doch von der Krankenkasse die Beschneidung bezahlen lassen. Eine Geschichte, die am Samstagabend eine von vielen ist, die im Rahmen der Veranstaltung „Keine Chance dem Rassismus“ in der Andreasgemeinde vorgetragen wird.

Geladen dazu hat eine Kooperation aus „Aufstehen gegen Rassismus“ und den islamischen Vereinen TUN und IIS. Durch Vorträge und Diskussionen soll sensibilisiert werden für das Thema Islam und Muslime. Aktueller könnte die Thematik kaum sein, mit Blick auf die bundespolitische Debatte über die Zugehörigkeit des Islams zu Deutschland.

Said Barkan ist als Rechtsanwalt tätig, befasst sich dabei mit Fällen, in denen Muslime diskriminiert werden. So habe es 2017 950 Übergriffe auf Muslime gegeben. Eine Steigerung sei das. Jedoch sei 2017 das erste Jahr, in dem überhaupt Vorfälle statistisch festgehalten worden seien. Er spricht vom verfassungsfeindlichen Agieren der AfD und der notwendigen stärkeren Sensibilisierung der Zivilbevölkerung, diskriminierendes Verhalten anzuzeigen. Denn die Dunkelziffer der Übergriffe auf Muslime sei weitaus höher.

Blicke seien es zuweilen, die sie spüre, wenn sie mit dem Kopftuch irgendwohin käme, die Tonlage, Beobachtungen von anderen Menschen. All das, heißt es in einem anonym Bericht einer Betroffenen, führe zu einer diffusen Art der Diskriminierung, zu Unwohlsein. „Meistens fühle ich mich angespannt.“

Alexander Wagner vom DGB-Frankfurt berichtet von seiner Arbeit an Berufsschulen. Da gebe es unter den Schülern schon Rassismus. Umso wichtiger sei es, dort anzusetzen und aufzuklären.

Im Rahmen der Debatte ergreift Imen das Wort, 16 Jahre jung, achte Klasse. Sie ist Muslima. Ihre Klassenlehrerin habe ihr schon mehrmals gesagt, sie solle sich wieder in ihr Land „verkrümeln“. Auch ihr Chemielehrer äußere sich in ähnlicher Weise. Imen hat sich nun krankschreiben lassen für zwei Wochen. In die Schule will sie nicht mehr gehen. Erst habe sie mit Kopftuch am Sportunterricht teilnehmen dürfen, plötzlich sei das verboten.

Eine Frau, mittleres Alter, ebenfalls Muslima, bittet um das Wort. Sie sagt, es gebe aber auch Gegenbeispiele. In ihrer Schulzeit habe ihr ein Mitschüler mal das Kopftuch vom Kopf gerissen. Da habe sich ihre Lehrerin hinter sie gestellt.

Es sind viele kleine Geschichten, die am Samstagabend zusammengetragen werden. Gekommen sind viele Interessierte. Und Said Barkan, der Rechtsanwalt betont, es gehe nicht nur um Rassismus gegen Muslime. Sondern um jegliche Art von Ausgrenzung, egal welchen Glaubens wegen, welcher Hautfarbe, welcher Herkunft. Gegen jede Diskriminierung müsse man aufstehen.

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